Der Dämonen-Turm Traumtor-Trilogie Band I (German Edition)
dem Tode entronnen war, hatte er ein freundliches Wort für sie. Nun gut, es sollte wohl nicht sein! Entschlossen versuchte sie aufzustehen, doch mit einem Wehlaut sank sie wieder zurück. Ihr Kopf dröhnte, und bunte Kreise drehten sich vor ihren Augen. Ihre Glieder schmerzten vom Aufprall auf den Felsen. Der Kampf mit dem Strudel hatte ihr jeden Funken Kraft geraubt.
Ohne ein Wort beugte sich Targil nieder und hob das Mädchen hoch. Auf den Armen trug er sie zu den Pferden, die ein Stück weiter flussaufwärts am Ufer standen und an den Büschen fraßen. Deina hatte die Augen geschlossen. Ihr Kopf ruhte auf Targils Schulter und sie spürte die Wärme seines Körpers. Sehnlichst wünschte sie, die Zeit bliebe stehen und er würde sie immer so halten. Doch schon legte er sie neben den Pferden ins Gras. Mit raschem Griff zog er eine der Decken vom Packpferd. Die Sachen waren trocken geblieben und er breitete die Decke neben Deina aus. Ohne eine Miene zu verziehen, streifte er dem Mädchen die nassen Sachen vom Körper. Deina wagte nicht zu protestieren. Dann hob er sie auf die Decke und wickelte sie darin ein. Durch die Decke hindurch begann er, ihren kältestarren Körper zu reiben, bis er selbst in Schweiß geriet. Dann sattelte er die Pferde ab und hüllte Deina noch in eine zweite Decke. Das Reiben hatte ihr Blut in Fluss gebracht, und langsam stieg eine wohlige Wärme in ihr auf. Dankbar sah sie ihm nach, als er nun fortging, um Holz für ein Feuer zu suchen. Kurze Zeit später war er zurück. Schnell hatte er ein Feuer entfacht und erhitzte nun Wasser in einem Topf, in den er zuvor eine Handvoll Kräuter geworfen hatte. Bald stieg mit dem Dampf ein aromatischer Duft auf und Targil nahm den Topf vom Feuer. Er goss etwas von dem Sud in einen Becher und hielt ihn Deina hin.
„Trinkt das!“ befahl er. „Es ist zwar bitter, aber es wird Euch vor dem Fieber bewahren. Ich möchte nicht mehr Zeit verlieren als unbedingt nötig ist.“
Er stand auf und hängte Deinas Sachen über einen Busch in die Sonne, die nun schon recht warm schien. Dann holte er seine Kleidungsstücke aus den Stiefeln und zog sich an. Ein leises Bedauern stieg in Deina auf, denn sein gut gebauter Körper mit der gebräunten Haut war ein schöner Anblick gewesen.
Targil sattelte sein Pferd und kam dann noch einmal zu Deina zurück.
„Ich gehe jetzt auf die Jagd“, sagte er. „Eure Sachen werden wohl bald trocken sein. Wenn Ihr Euch dann besser fühlt, könnt Ihr ja versuchen, einige Fische zu fangen, von denen der Fluss hier wimmelt. Schnur und Haken findet Ihr in den Satteltaschen und eine Rute könnt Ihr Euch von jedem Busch schneiden.“ Er wollte schon fortgehen, doch dann drehte er sich noch einmal um und in seinen Augen blitzte böser Spott auf. „Ach, ich vergaß!“ höhnte er. „Ihr seid ja kein Bauernmädchen, für das solche Dinge eine Selbstverständlichkeit wären. Ihr habt ja keine Ahnung davon, wie man Fische fängt, geschweige denn, wie man sie ausnimmt und brät. Also lasst nur! Wenn ich zurückkomme, werde ich das auch noch erledigen.“
In Deinas Augen schossen Tränen, doch Targil hatte sich bereits wieder abgewandt und bestieg sein Pferd. Mit kurzem Zuruf trieb er es an, und schon hatte das Buschwerk ihn ihren Blicken entzogen.
Deina weinte still vor sich hin. Nein, so konnte es nicht weitergehen! Sie konnte seine Kälte, seine Barschheit und seinen Spott nicht länger ertragen. Sie würde mit ihm reden, wenn er zurückkam, ganz gleich, was er von ihr denken würde. Vielleicht gelang es ihr ja doch, ihn ein wenig versöhnlicher zustimmen.
Nach einiger Zeit wickelte sie sich aus den Decken und zog ihre Sachen an, die die Sonne zwischenzeitlich fast getrocknet hatte. Sie löste die nassen Flechten ihres Haares und schüttelte es auseinander. Zwar schmerzten Ihre Glieder noch, aber der Schwindel war vergangen und ihr Kopf war wieder klar. Sie würde Targil zeigen, dass sie durchaus in der Lage war, es mit einem Bauernmädchen aufzunehmen. Sie suchte in den Satteltaschen nach dem Angelzeug und hatte es auch bald gefunden. Von einem der Weidenbäume schnitt sie eine Gerte herunter, an deren Spitze sie die Schnur mit dem Haken befestigte. Als Kind hatte sie oft zugesehen, wie die Knechte in den Teichen des Schlosses Fische fingen. Das konnte ja wohl nicht so schwer sein.
Aber was hatten die Leute damals als Köder benutzt? Ach ja, Würmer! Igitt! Deina schüttelte sich, wenn sie daran dachte, dass
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