Der Dämonen-Turm Traumtor-Trilogie Band I (German Edition)
Worte klangen flehend und ein feuchter Schimmer war in ihre Augen getreten.
„Ach, schweigt!“ herrschte Targil sie an. „Was Ihr von mir haltet, habt Ihr mir ja deutlich zu verstehen gegeben. Was wollt Ihr denn noch? Ich habe gesagt, dass ich Euch zum Turm von Sku-Ul bringe und ich pflege mein Wort zu halten. Also erspart mir weitere Lügen aus Eurem Mund!“
Er drehte sich um und ging mit langen Schritten am Ufer entlang. Deina sah, wie er sich auf einen großen Felsblock niedersetzte und anfing, Steine ins Wasser zu werfen.
Schluchzend warf sie sich ins Gras. Sein Eingeständnis, dass er sie liebte, hatte sie mit tiefer Freude erfüllt, aber gleich darauf hatte er mit seinen beleidigenden Worten ihre Seele zerrissen. Nie, niemals würde er ihr glauben, dass sie für ihn das Gleiche empfand. Jede Beteuerung, jeden Schwur würde er für eine Lüge halten, so wie ihre Mutter gelogen hatte, um ihn zu verderben und sich an seinem Vater zu rächen. Bittere Anklagen gegen die Mutter stiegen in ihrem Herzen auf, und sie verfluchte die Frau, die noch nach ihrem Tod das Leben ihrer Tochter und das des Mannes zerstörte, dem ihr Hass gegolten hatte.
Einige Zeit später kam Targil zurück. Er schien sich beruhigt zu haben, aber er schenkte Deina keinen Blick und schien ihre verweinten Augen nicht zu bemerken.
Mit stoischer Gleichgültigkeit machte er sich daran, das Reh aus der Decke zu schlagen und das Tier zu zerteilen. Demonstrativ legte er dann die Stücke neben Deina nieder. Dann begann er, die Innenseite der Haut von Fett und anhaftenden Fleischteilen mit dem Jagdmesser zu säubern.
Stumm zerlegte Deina das Wild weiter, obwohl ihr vor dieser blutigen Arbeit graute. Dann ging sie fort, um neues Holz zu suchen, denn das Feuer brannte langsam nieder. Bis zum Abend war sie damit beschäftigt, das Fleisch zu braten und in große Blätter zu wickeln, die es für lange Zeit frisch halten würden.
Als es dunkel wurde, war auch Targil mit der Anfertigung des Wasserschlauchs fertig. Nachdem er einige Bissen gegessen hatte, nahm er seine Decken und legte sich ein Stück abseits von Deina nieder. Heute hätte Deina gewünscht, er wäre wieder fortgegangen, denn als das Feuer erlosch und die Dunkelheit sich wie ein kaltes Tuch über ihren Lagerplatz legte, stieg in ihrer Kehle wieder ein Schluchzen auf, das sie kaum unterdrücken konnte. Aber ihr Körper war noch geschwächt von dem Unglück im Fluss und so schlief sie bald erschöpft ein.
Am nächsten Morgen trat Targil an ihr Lager. „Fühlt Ihr Euch kräftig genug, dass wir heute schon aufbrechen können?“ fragte er. „Oder wollt ihr Euch lieber noch einen Tag erholen?“
„Nein, nein“, wehrte Deina ab und stand auf, „wir können heute schon weiterreiten.“
So saßen sie nach einem eiligen Frühstück kurze Zeit später wieder auf den Pferden und ritten durch die Hügel weiter nach Nordwesten. Gegen Mittag hatten sie die Ebene erreicht, von der Targil gesprochen hatte. Obwohl die Sonne schien, war es kalt, denn ein eisiger Wind fegte ungehindert über die baum- und strauchlose Landschaft. Der Boden war hart, und tiefe Risse zogen sich kreuz und quer darüber hin, so dass die Pferde ständig Gefahr liefen, hinein zu stolpern. Nur hier und da wuchsen Büschel von hartem, graugrünem Gras.
Langsam zog die kleine Karawane dahin, und die beiden Menschen hatten sich zum Schutz vor dem eisigen Wind fest in ihre Umhänge gewickelt.
In den nächsten beiden Nächten hatten sie trostlose Lager inmitten der offenen Einöde. Sie hatten nur wenig Holz mitnehmen können, und so brachte kein warmer Feuerschein Trost in die gedrückte Stimmung der beiden Menschen, auf denen nicht nur der näher rückende Schrecken von Sku-Ul lag.
Am Nachmittag des dritten Tages erreichten sie einige Felsen, die sich unvermittelt auf der Ebene erhoben. Seit dem Tag am Fluss hatte Targil kein Wort mehr gesprochen, und auch Deina hatte nicht versucht, ein Gespräch anzuknüpfen. Nun deutete Targil nach vorn und sagte:
„Wir werden dort bei den Felsen heute Nacht bleiben. Sie gewähren uns Schutz vor dem Wind, und aus einem der Felsen kommt ein kleines Rinnsal, das jedoch bald wieder im ausgedörrten Boden versickert. Aber das Wasser schmeckt nicht sehr gut und wird höchstens für unsere Pferde genießbar sein. Es gibt dort auch einige heilige Stätte der Menschen, die früher hier lebten. Wahrscheinlich ist dort aus diesem Grund nicht alles so
Weitere Kostenlose Bücher