Der Dämonen-Turm Traumtor-Trilogie Band I (German Edition)
sie so ein klebriges Tier lebendig auf den Haken spießen sollte. Mit dem Dolch stach sie ein Stück der Grasnarbe ab und legte dann den lehmigen Boden darunter frei. Und tatsächlich! Da ringelte sich schon so ein ekliges Tier. Mit spitzen Fingern ergriff Deina den Wurm und spießte ihn auf den Haken, obwohl es ihr fast den Magen umdrehte. Dann ging sie zu einem Uferstück, das vom Wasser ausgehöhlt war, so dass sich ein Überhang bildete. Dort setze sie sich nieder und ließ die Angel ins Wasser hängen. Ungeduldig schaute sie auf die Wasserfläche. In der ausgewaschenen Mulde, über der sie saß, war die Strömung verhältnismäßig schwach. Trotzdem konnte Deina nicht zum Grund hinab sehen, denn das Wasser war trübe.
Schon glaubte sie, es würde nie etwas anbeißen, als ein kräftigerer Ruck ihr fast die Rute aus der Hand riss. Blitzschnell fasste sie fester zu und ergriff dann die Schnur. Um mit beiden Händen ziehen zu können, ließ sie die Rute ins Gras fallen und begann nun, die heftig zuckende Schnur Hand über Hand einzuholen. Fast hätte sie vor Schreck die Schnur wieder fahren lassen, als ein großer Fisch zappelnd über der Wasseroberfläche erschien. Doch schnell hatte sie sich wieder gefasst, und mit einem letzten Schwung beförderte sie ihn auf Gras.
Doch was nun? Da lag er nun im Gras, schlug wild mit dem Schwanz und schnappte nach Luft. Sie musste ihn wohl töten, damit das Tier nicht länger litt. Sie ergriff einen großen Stein. Dann schloss sie die Augen und schlug zu. Vorsichtig wagte sie es, die Augen wieder zu öffnen. Der Fisch lag still und rührte sich nicht mehr. Neugierig beugte sich Deina darüber und betrachtete ihn. Er war mehr als zwei Hände lang und seine silbernen Schuppen glitzerten in der Sonne. Obwohl sie ein schlechtes Gewissen hatte, den Fisch getötet zu haben, war sie doch stolz auf sich. Und dann packte sie das Jagdfieber! Ohne Scheu löste sie den Haken aus dem Maul des Fisches und grub dann nach weiteren Würmern. Bald hatte sie eine gewisse Routine bekommen. Daher währte es nicht lange, und sechs große Fische lagen neben ihr im Gras, mit frischen Blättern vor der Sonne geschützt.
Befriedigt blickte Deina auf ihre Beute. Nun würde sie die Fische auch noch braten. Wenn sie sie hatte fangen können, würde sie das auch noch schaffen. Sie ging zu den Pferden zurück und holte eine der Decken. Dann packte sie die in Blätter gewickelten Fische dort hinein und warf sich die Last über den Rücken. Sie trug sie an eine flache Uferstelle, um ihren Fang auszunehmen. Als sie den ersten Ekel überwunden hatte, bekam sie schnell heraus, wie sie sie am besten aufschnitt und entschuppte. Dann trug sie die sauberen Fische zum Feuer, das nur noch schwelte und fachte es wieder an.
Bald brutzelten die Fische auf langen Spießen über der Glut, von Deina sorgfältig bewacht und gewendet. Sie war so in ihrer Arbeit vertieft, dass sie die Rückkehr Targils erst bemerkte, als sein Pferd schon fast neben ihr hielt. Betont gleichgültig blickte sie nur kurz auf und wandte sich dann wieder ihren Spießen zu.
Targil sprang ab und wuchtete das Reh herunter, das er quer vor sich auf dem Sattel liegen gehabt hatte. Als er die sechs großen Fische sah, blickte er sich unwillkürlich erstaunt um, als suche er den, der sie gefangen hatte. Dann schaute er Deina an, und da sie ihm den Rücken zuwandte, sah sie das Lächeln nicht, das für einen kurzen Augenblick seine düsteren Züge erhellte, und nicht die geheime Freude, die in seinen Augen aufblitzte.
„Ich hoffe, dass es genug Fische sind“, sagte sie leichthin. „Wenn nicht, kann ich schnell noch ein paar fangen.“
Wieder spielte ein Lächeln um seine Lippen und es schien, als belustige ihn ihre großspurige Rede sehr. Doch als sie sich nun zu ihm umwandte, war sein Gesicht wieder ernst.
„Lasst nur, es wird knapp reichen!“ meinte er in geringschätzigem Ton. „Wir müssen sehr wahrscheinlich sowieso noch den morgigen Tag hierbleiben, da wir das Fleisch des Rehs noch braten müssen. So bleibt Zeit genug, noch ein paar Fische zu fangen.“
Er ließ sich am Feuer nieder, griff nach einem der Spieße und begann seelenruhig, den Fisch zu verspeisen. Deina war wütend. Sie war so stolz auf ihren Fang und hatte zumindest ein kleines Lob, ein Wort der Anerkennung erwartet.
„Warum sollen wir morgen noch hierbleiben?“ fragte sie ärgerlich. „Wir haben noch bis zum Abend Zeit, da werden wir das Fleisch
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