Der Dämonen-Turm Traumtor-Trilogie Band I (German Edition)
doch wohl gebraten bekommen.“ Trotz allem war Deina froh, dass er hier bei ihr saß und mit ihr sprach.
„Wenn Ihr das allein schafft, soll‘s mir recht sein“, meinte Targil gleichmütig, ohne mit dem Kauen aufzuhören. „Ich muss nämlich noch aus der Decke des Tieres einen Wasserschlauch fertigen. Das erfordert viel Zeit. Aber wir werden ihn brauchen, denn bis zu den Dämonensümpfen werden wir nur noch wenig Wasser finden. Und das Wasser der Sümpfe ist verseucht und stinkt. Doch wer kann wissen, ob wir dann überhaupt noch Wasser brauchen werden?“
„Sind wir denn schon so nah bei den Sümpfen?“ fragte Deina erschrocken. Irgendwie war es ihr immer so vorgekommen, als würden sie ihr Ziel nie erreichen.
„In vier Tagen können wir ihren Rand erreichen“, antwortete Targil, „und damit die Grenze von Norhang. Wisst Ihr eigentlich, was Norhang bedeutet?“ fragte er dann. Deina schüttelte den Kopf. „In der Sprache von Valamin heißt Norhang so viel wie „Land der bösen Geister“. Vor über hundert Jahren lebte in der kargen Ebene, die wir jetzt durchqueren müssen, ein Hirtenvolk. Damals war es ein weites Grasland mit vielen Wasserstellen und saftigen Weiden. Doch dann ließ sich Skora dort nieder. Durch ihre bösen Kräfte sammelte sie das Wasser rund um den Turm, den sie errichtet hatte, und das Land verdorrte. Die Menschen flohen, denn die Sümpfe, die sie schuf, waren bevölkert von bösen Geistern. Sku-Ul – Unheilsfluch – nannten die Menschen den Ort, an dem der Turm stand. Niemand wagte sich mehr dorthin, und so geriet der Ort in Vergessenheit. Nur hier und da hat sich die Kunde davon in den Sagen erhalten. Und noch findet immer wieder ein Verblendeter den Weg dorthin. Nie hörte man bis jetzt, dass jemand den Preis errang, den er zu erlangen trachtete. Doch noch immer hört man die, die scheiterten, in den Nebeln ihre Qual hinausschreien.“
Targils Stimme war leise geworden und sein Mund verzerrte sich in bitterer Erinnerung. Deina sah in schweigend an und eine Welle von Mitleid und Sorge überflutete sie. Nein, er durfte nicht mehr dorthin zurückkehren! Nie wieder durfte er in Skoras Hände fallen! Behutsam legte sie die Hand auf seinen Arm.
„Targil, ich bitte Euch, kehrt um!“ bat sie eindringlich. „Ich könnte es nicht ertragen, wenn Ihr nochmals in die Hände dieses Wesens fallen würdet. Ich werde den Weg zum Turm jetzt wohl allein finden, wenn Ihr mir die Richtung weist.“
Targil tauchte aus seinen Gedanken auf wie aus einem tiefen Wasser. Einen Moment lang sah er Deina verwirrt an. Dann blitzte Zorn in seinen Augen auf.
„Heuchlerin!“ Seine Stimme schnitt wie ein scharfer Stahl durch Deinas Herz. „Euch ist es doch gleich, was aus mir wird, wenn ich Euch nur helfe, Euer Ziel zu erreichen! Ich weiß, dass ihr mich verachtet und nur benutzt, um den Auftrag zu erfüllen, denn Euch Euer Vater gab, und um vielleicht Euren Bruder zu retten. Und ihr wisst sehr genau, dass ich Euch niemals allein gehen lassen würde, denn Ihr habt längst erkannt, dass … dass …“ Wütend fuhr er mit der Hand durch die Luft und sprang auf. „Was seid Ihr nur für eine Frau?!“ fuhr er anklagend fort, „dass Ihr Euren grausamen Scherz mit einem Mann treibt, der bereit ist, sein Leben für Euch zu wagen? Warum seid Ihr nicht wirklich Elda, das Bauernmädchen, das ich liebte, obwohl es sein Herz an den Prinzen Rowin verschenkt hatte? Mit Freuden würde ich für sie meinem Schicksal entgegengehen, so schrecklich es auch sei. Aber Ihr erinnert mich immer wieder qualvoll daran, dass Ihr Deina seid – Deina, die Prinzessin von Valamin, die Tochter und das genaue Abbild der Königin Kira – genauso falsch und so verdorben wie diese!
Ihr braucht keine Angst zu haben, denn auch wenn Ihr nicht Sympathie für mich heuchelt, werde ich Euch nicht verlassen, obwohl es Euch klar ist, dass ich Angst vor dem weiteren Weg habe. Ja, ich habe Angst, denn ich weiß genau, was mich in Skoras Turm erwartet! Aber ich werde dennoch gehen, denn ich bringe es trotz Eurer Schlechtigkeit nicht fertig, Euch allein dieser entsetzlichen Gefahr auszuliefern. Und ich bin es Eurem Bruder schuldig, wenigstens zu versuchen, ihn zu befreien, wenn er wirklich dort gefangen gehalten wird. Wäre ich Euch doch nur nie begegnet!“
Mit einer wütenden Gebärde warf er den Spieß zu Boden, den er immer noch in der Hand hielt.
„Targil! Ich bitte Euch! Hört mich doch an!“ Deinas
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