Der Dämonen-Turm Traumtor-Trilogie Band I (German Edition)
Stück weiter westlich. Hier, dort ist die Steinwüste eingezeichnet, an die du damals auf deiner Flucht vor den Kawaren kamst. Sie muss jetzt genau östlich von uns liegen. Und da ist die Veste, die wir suchen.“ Er zeigt auf einen schwarzen Kreis, in dessen Mitte mit knappen Strichen ein Wehrturm gezeichnet war. „Hier, dieses kleine Flüsschen haben wir gestern überquert. Wenn wir morgen nach Südwesten abschwenken, werden wir das Kastell in zwei, höchstens drei Tageritten erreichen.
Ab jetzt müssen wir sehr auf der Hut sein, denn wenn wohl auch die Hauptmacht von Zolkars Heer in Valamin stehen wird, so ist doch anzunehmen, dass er diesen wichtigen Stützpunkt hier nicht völlig entblößt hat. Und wenn Rowin wirklich dort gefangen ist, dann hat Zolkar für eine ausreichende Bewachung gesorgt. Wir müssen daher jetzt ständig damit rechnen, umherstreifenden Kawarentrupps zu begegnen. Am liebsten würde ich dich hier in einem guten Versteck zurücklassen und allein weiterreiten. Doch das macht wenig Sinn, denn wenn man mich fängt, könntest auch du nicht entkommen, da die Grenze dann doppelt bewacht werden würde. Außerdem bin ich ruhiger, wenn ich dich in meiner Nähe weiß. Und du bist mittlerweile so geschickt im Umgang mit dem Bogen, dass du durchaus deinen Mann stehen kannst, wenn uns Gefahr droht.“ Deina errötete vor Stolz über dieses Lob. Es geschah nicht oft, dass Targil ihr so offen seine Anerkennung zeigte. „Trotzdem werde ich, wenn wir uns der Veste nähern, zuerst einmal allein auf Kundschaft gehen, denn ein Einzelner kann sich leichter verbergen. Ich muss versuchen herauszufinden, ob Rowin wirklich dort steckt, und ich brauche dringend eine Waffe!“
Targil hatte sich nämlich geweigert, Deinas Schwert anzunehmen, obwohl sie es ihm mehrfach angeboten hatte. Er bestand darauf, dass sie selbst die Klinge weiter trug.
„Sie ist von Horon gesegnet und in deine Hand gegeben worden“, hatte er gesagt, „und es wäre nicht nach dem Willen des Gottes, wenn ich sie trüge.“
Doch Deina wusste genau, wie sehr er sein Schwert vermisste, denn sie hatte oft beobachtet, wie seiner Hand unbewusst über die leere Stelle an seiner linken Hüfte tastete.
Sie waren am nächsten Tag erst etwa zwei Stunden geritten, als Targil, dessen wachsamem Blick nichts entging, sich plötzlich im Sattel reckte.
„Zwei Reiter!“ rief er unterdrückt. „Und sie kommen direkt auf uns zu.“
Er wendete Kor und fegte auf ein Gebüsch zu, an dem sie etwa hundert Schritte vorher vorbeigekommen waren. Deina folgte sofort mit dem Packpferd. Hinter den Büschen verborgen beobachteten sie die beiden Reiter, die rasch näher kamen. Zum Glück hatten die beiden sie vorher noch nicht bemerkt.
„Das sind bestimmte Boten, die von der Veste zur Hauptstadt reiten“, raunte Targil. „Gib mir den Bogen! Bis zur Stadt würden sie lange unterwegs sein und so wird sie so bald niemand vermissen.“
Er legte einen Pfeil auf die Sehne und zielte sorgfältig auf den ersten der beiden herantrabenden Reiter. Bevor noch der erste Pfeil sein Ziel erreicht hatte, zischte bereits der zweite davon. Mit einem Aufschrei griff sich der erste Kaware an die Brust, und bevor sein Kamerad wusste, was geschah, durchbohrte der zweite Pfeil seine Kehle. Wie vom Blitz gefällt stürzten die beiden Getroffenen von den Pferden, die erschreckt noch ein paar Schritte weiterliefen, dann jedoch ruhig stehen blieben. Kawarenpferde waren an den Geruch von Blut gewöhnt.
Targil hatte kaum den zweiten Pfeil verschossen, als er Kor schon antrieb und zu den Kawaren hinüberritt. Er wusste, dass er getroffen hatte, denn sein Geschoss verfehlte nie sein Ziel. Deina ließ das Packpferd beim Gebüsch und folgte Targil. Dieser war schon aus dem Sattel geglitten und kniete neben dem ersten Gefallenen. Mit sicherem Griff durchsuchte er ihn.
„Ein Bote!“ sagte er und zog aus einem Lederbeutel ein versiegeltes Pergament. „Genau wie ich es mir gedacht hatte!“
Hastig erbrach er das Siegel und überflog den Inhalt des Schreibens. Als Fürstensohn beherrschte er genau wie Deina die Sprachen der Nachbarländer, so dass ihm der Inhalt der Botschaft nicht verborgen blieb. Kaum hatte er die ersten Zeilen überflogen, als er überrascht durch die Zähne pfiff.
„Das nenn‘ ich gute Neuigkeiten!“ lachte er. „Hier, lies selbst! Die Götter meinen es wirklich gut mit uns, dass sie uns ausgerechnet diese Beiden vor den
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