Der Dämonen-Turm Traumtor-Trilogie Band I (German Edition)
du bereit bist, dasselbe zu erdulden, was er in der Gewalt der Dämonin durchlebte. Er hat schwere Schuld auf sich geladen, als er um seines Hasses willen den unseligen Pakt mit ihr schloss. Zwar hat er viel dafür gebüßt, doch noch ist diese Schuld nicht voll gesühnt. Wenn du willst, dass er befreit werde, musst du seine Sühne auf dich nehmen. Willst du das? Wäge gut, denn du siehst ja, wie schwer diese Bürde zu tragen ist! Also sprich, bist du bereit, an seiner Stelle die Schuld zu begleichen?“
Panische Angst überfiel Deina. Sie sah ja, wie Targil litt. Würde sie stark genug sein, das Gleiche zu ertragen?
„Wird der Fluch sofort auf mich übergehen, Herr, wenn ich bereit bin, ihn auf mich zu nehmen?“ fragte sie.
„Das zu fragen, steht dir eigentlich nicht zu“, antwortete das Standbild. „Aber ich will dir sagen, dass der Zeitpunkt nicht vorherbestimmt ist. Die Bürde geht auf deine Schultern über, wann immer es mir angeraten erscheint. Doch nun musst du dich entscheiden! Willst du Targil von seinem Fluch befreien, oder soll er ihn weiter tragen, bis ich entscheide, dass die Schuld beglichen ist? Aber wisse vorher noch eins: Er darf es nicht erfahren, wenn du dich für ihn opferst!“
„Mir ist gleich, oh Herr der Götter, was mit mir geschieht“, sagte Deina leise, „denn nichts kann schlimmer sein, als ihn so leiden zu sehen. Tue mit mir, was du willst – doch ich bitte dich, erlöse ihn von seiner Qual!“
Mit gesenktem Kopf harrte Deina auf ihr Urteil, doch es erfolgte keine Antwort mehr. Als sie zu dem Standbild aufschaute, regte es sich nicht mehr.
Mit bangem Herzen erhob sich Deina. Hatte der Gott ihre Bitte erhört? So schnell sie konnte, lief sie zu Targil zurück. Er saß immer noch auf dem Boden an der Stelle, wo sie ihn verlassen hatte, den Kopf in den Armen vergraben.
„Komm, Targil, lass uns zum Lager zurückgehen“, sagte sie.
Ohne ein Wort erhob er sich und ging neben ihr zu dem Platz zurück, wo ihre Pferde standen. Als sie ihre Decken zum Schlafen ausbreiteten, legte er seine ein Stück abseits.
Deina war entmutigt. Hatte Horon ihr Opfer nicht angenommen? Lastete der Fluch immer noch auf Targil?
Wie jeden Abend ging Targil noch einmal zu den Pferden. Als er zurückkehrte, stand Deina auf und legt ihre Arme um seinen Hals.
„Geh‘ nicht so weit von mir weg!“ bat sie. „Ich brauche deine Nähe genauso wie du die meine.“
Zögernd schloss Targil sie in die Arme. „Aber Deina, bitte, mach es mir doch nicht so schwer!“ seufzte er. „Du weißt genau, was geschieht, wenn ich neben dir schlafe. Willst du denn ertragen, nur einer bösen Lust zu dienen?“
„ Du bist bei mir und ich spüre dich , deine Wärme und deine Nähe!“ antwortete Deina.
„Gut, Deina!“ sagte er resignierend. „Wenn du es so willst! Ich kann sowieso nur wählen zwischen der Sehnsucht nach dir oder der Jagd nach einem Phantom, was beides stets nur unbefriedigend endet.“
Und dann spürte Deina zum ersten Mal, dass sie es war, die er in den Armen hielt, und in einem wilden Taumel ließ sich von ihm mitreißen in den Wirbel der Leidenschaften.
„Deina! Deina, es ist ein Wunder!“ flüsterte er, als sie später müde und glücklich an seiner Brust lag. „Es ist, als habe nie ein Bann auf mir gelegen! Du musst hoch in der Gunst Horons stehen, dass er dein Gebet erhört und deinen Wunsch erfüllt hat. Bevor wir Morgen fortreiten, werde auch ich ihm danken, denn nun kann ich den heiligen Kreis wieder betreten.“
Er zog sie fester an sich, und das erste Mal seit jener verhängnisvollen Nacht des Falls von Varnhag schlief Deina mit einem glücklichen Lächeln ein. Targil war frei!
*****
Targil hatte beschlossen, nicht nach Valamin zurückzukehren, ehe er nicht genau wusste, ob Rowin wirklich in jener Veste gefangen war. Das hieß jedoch, dass sie durch Kawarengebiet mussten, wenn sie nicht einen großen Umweg machen wollten. Doch da niemand in Kawaria sie kannte und da Targil davon ausging, dass Zolkar sich noch auf dem Kriegszug durch Valamin befand, wollte er es riskieren.
Es wäre sowieso fraglich gewesen, ob er in der ausgebluteten Heimat genügend Männer hätte finden können, um das Kastell zu erobern, zumal noch nicht einmal sicher war, dass Rowin sich dort befand.
So wollte er zunächst einmal kundschaften, ob es nicht vielleicht die Möglichkeit gab, den Prinzen durch List zu befreien, sollte
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