Der Dämonen-Turm Traumtor-Trilogie Band I (German Edition)
Sachen zusammen! Sie können in kurzer Zeit hier ankommen, dann müssen wir verschwunden sein. Ich bin zwar geritten, als sei das Heer der Finsternis hinter mir her, aber ich musste einen Bogen schlagen, damit die Kawaren mich im freien Gelände nicht zu sehen bekamen.“
Während Deina hastig ihr Gepäck zusammen suchte, sattelte Targil die Pferde. Dann umrundeten sie das Gehölz, um sich auf der anderen Seite zu verbergen.
Das Buschwerk maß nur etwa zweihundert Schritt in der Tiefe und zog sich etwa doppelt so lang an der Straße hin. So hörten sie kurze Zeit später durch die Stille der Abenddämmerung den gedämpften Hufschlag nahender Reiter.
„Ich habe aus der Ferne sechs Mann gezählt“, raunte Targil Deina zu. „Also sind nur fünf Wachen bei Rowin. Ich werde gleich noch einmal fortschleichen, um die genauen Gegebenheiten des Lagers auszuspähen. Je nachdem, was ich vorfinde, müssen wir unseren Plan ausrichten. Wenn nämlich nicht die Möglichkeit besteht, Rowin heimlich zu befreien, werden wir die Kawaren überfallen müssen. Das muss dann aber blitzschnell geschehen, denn sie sind in der Überzahl und es werden ausgesuchte Männer sein. Dazu brauche ich dann deine Fertigkeit als Bogenschützin.“
„Aber Targil!“ Deina war erschrocken. „Ich … ich weiß nicht, ob ich das kann! Ich habe noch nie auf einen Menschen geschossen.“
„Deina! Denk doch an Rowin!“ sagte Targil beschwörend. „Und denk daran, was die Kawaren in Varnhag taten. Diese Männer hier sind keine harmlosen Bauern, von denen es wohl auch in Kawaria welche geben muss. Dies sind Krieger, nein, Mörder, wilde Bestien! Auch ich habe im Kampf getötet und ich tat es noch heute Morgen, doch ich töte nur, wenn es unumgänglich ist. Die Kawaren aber töten aus Freude an der Grausamkeit, du hast es doch selbst erlebt. Sie morden aus Lust und, wenn sie können, langsam und qualvoll. Deine Skrupel sind hier wohl fehl am Platze. Töte sie, wie man einen tollen Hund erschlägt, und du tust etwas, was den Göttern wohlgefällig ist. Zolkars Heer besteht aus wohlgedrillten Mordmaschinen. Valamin hatte die Kawaren nie gefürchtet, da sich ihre Stämme stets untereinander bekämpft haben und sich daher nie so einig waren, dass sie ein großes Heer hätten aufstellen können. Doch die ständigen Bruderfehden haben so fanatische Kämpfer hervorgebracht, wie du sie bis hinauf nach Euribia nirgends mehr in solcher Anzahl finden wirst. Hätte Zolkar nicht durch Skora magische Kräfte erhalten, mit denen es ihm gelang, die Kawaren zu einen, hätten sie sich weiterhin untereinander zerfleischt und wären ihren Nachbarn nicht gefährlich geworden.“
Deina merkte, dass Targil zornig geworden war. Und nun fand sie ihren Einwand selbst kindisch, denn was würden diese Männer wohl mit ihnen tun, wenn man sie hier entdeckte?
„Verzeih mir, Targil!“ sagte sie daher. „Ich habe mich töricht benommen! Sag mir, was ich tun soll. Meine Hand wird nicht zittern.“
„Was wir genau tun werden, kann ich erst sagen, wenn ich das Lager gesehen habe“, erklärte er ihr. „Ich warte noch ab, bis es völlig dunkel ist, dann gehe ich los. Aber ich will jetzt schon versuchen, Rowin ein Zeichen zu geben. Gestern Nacht habe ich den Ruf eines Schafsvogels gehört. Es gibt hier also welche. Wenn Rowin und ich als Knaben in den Feldern von Varnhag spielten, haben wir uns immer mit dem Ruf dieses Vogels verständigt. Vielleicht erinnert er sich daran, wenn der Vogel auf eine ganz bestimmte Weise ruft. Ich würde ihm gern mitteilen, dass ich in der Nähe bin. Dann ist er vorbereitet, denn es kann sein, dass auch er blitzschnell reagieren muss. Muss er jedoch erst seine Überraschung überwinden, so kann kostbare Zeit verloren gehen.“
Targil hielt seine zusammengelegten Hände an den Mund, und dann erklang das blökende Rufen, das der Schafvogel ausstößt, wenn er im Schlaf gestört wird. Zweimal ließ Targil den Ruf ertönen, dann folgte eine Pause, und dann stieß er noch drei kurze, abgehackte Laute aus. Das klang so echt, dass Deina keinen Zweifel hegte, dass die Kawaren keinerlei Verdacht schöpfen würden.
Nun zog Targil Deina noch einmal schnell in die Arme, dann huschte er davon.
8. Rowin
Tatsächlich hatten die fünf Kawaren mit ihrem Gefangenen an der Quelle ihr Lager aufgeschlagen, wie Targil es vermutet hatte.
Sie saßen im Halbkreis um ein Feuer herum, dass sie dicht neben dem Bächlein
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