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Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Titel: Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigvard Wohlwend
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erzählte etwas von einer Software, die er für Swissair entwickelt habe,
für die er jetzt Lizenzgebühren erhalte.«
    »Einen
Großteil seiner Zeit investierte Henry in die Suche nach einer Flugschule in
Australien«, erinnert sich Elton Martin. »Zumindest führte er das als
Begründung an, wenn er wieder verschwand: dass er auf der Suche nach der für
ihn günstigsten Flugschule sei.« Für Martin klingt das plausibel: »Henry war,
egal worum es ging, immer extrem sparsam und investierte viel Zeit und Energie,
um herauszufinden, wo er das beste Angebot für sein Geld bekommen könnte.« Dass
er bereits Flugstunden in Bankstown nimmt, am anderen Ende der Stadt, verschweigt
Heinrich Kieber seinem Freund.
    Hier, im
Süden Sydneys, lebt auch Raphael Vetter, der vor über zwei Jahrzehnten seine
Heimat, das enge, hügelige Appenzell, verlassen hat und nach Australien
ausgewandert ist. Der etwa fünfzigjährige Schweizer betreibt gemeinsam mit
seiner Frau ein Frachtunternehmen am Flughafen. Raphael ist der Bruder von
Guntram Vetter, Heinrichs eingeheiratetem Onkel. »Eines Tages rief ein Mann an,
von dem wir nie etwas gehört hatten. Er erklärte mir am Telefon, in welcher
Beziehung er zu meinem Bruder Guntram stand.« Heinrich Kiebers
Überrumpelungstechnik ist wieder einmal erfolgreich. Er zieht in Raphael
Vetters neu erbautes Heim im Süden der Stadt ein.
    Von nun an
führt Heinrich Kieber zwei Leben Down Under . Eines in Manly und eines bei Vetter in Bankstown. »Heinrich
war von Australien begeistert«, sagt Raphael Vetter. »Sein erklärtes Ziel war
es, für immer hier zu bleiben, aber das war aufgrund der mit seinem
Touristenvisum verbundenen Beschränkungen nicht möglich.«
    Doch wo
Heinrich Kieber ist, ist auch ein Weg.
     
    »Henrys Hochzeit fand ungefähr
Mitte 1992 in Sydney statt. Er heiratete ein Kiwi-Mädchen, das heißt, sie
stammte ursprünglich aus Neuseeland, hatte sich aber in Australien
niedergelassen. Wie sie hieß, kann ich nicht mehr mit Bestimmtheit sagen. Was
ich aber sicher weiß, ist, dass ich Henry meinen Ehering lieh für die
Zeremonie, damit das Ganze ein bisschen festlicher daherkommt.« So erinnert
sich Frank Fulham *, ein Bekannter Kiebers, der als
Trauzeuge einspringt: »Ich hatte auch vorgeschlagen, dass wir jemanden
anheuern, der die Zeremonie auf Video aufnimmt, aber das wollte er nicht. Wie
ich es verstanden habe, musste er dem Mädchen 12.000 Dollar zahlen. Jedenfalls
erzählte er uns das später. Soweit ich das beurteilen kann, wurde die Ehe nicht
vollzogen.«
    Die Hochzeit
der jungen Frau mit Vornamen Joanne Marie und dem 27-jährigen Heinrich Kieber
findet am 7. September 1992 statt. Geschieden wird die Ehe offiziell am
3. Januar 1998. [15] Mit dem Wissen um seinen neuen
Zivilstand ergeben die Zeilen des Australien-Touristen, die er im Sommer 1992
an einen Freund in Liechtenstein schreibt, Sinn. In dem Brief schwärmt Kieber
von den ersten Monaten im Land seiner Träume und erklärt, dass er für immer
dort bleiben wird: »Wenn ich Glück habe, kann ich per Ende [des] Jahr[es] die
›Green Card‹ beantragen – müsste dann für drei Monate raus aus dem Land und
dann mit der Green Card (permanente Aufenthaltsgenehmigung) wieder einreisen.«
    Gegenüber
seinem Freund Elton Martin verliert Heinrich Kieber kein Sterbenswörtchen über
die Hochzeit. Der erinnert sich nur an eine andere Frau, die aus Deutschland
stammte: »Petra hieß die.« Petra Engelmayer * kommt
unüberhörbar aus dem Südosten Deutschlands: »Den Henry lernte ich im Februar
1992 über eine deutsche Freundin in Sydney kennen, kurz nachdem er in
Australien angekommen war. Meine Freundin hatte auf eine Annonce Henrys in der
Zeitung geantwortet, in der er nach deutschsprachigen Freunden suchte. Wir
waren eine Zeit lang liiert.« Zumindest sie interpretiert das so. Elton Martin
hat das etwas anders in Erinnerung: »Petra war sehr besitzergreifend und
begann, Henry nachzustellen.«
    In dem
erwähnten Brief an einen liechtensteinischen Freund, in dem Heinrich Kieber vom
möglichen Erhalt der Greencard berichtet, lässt er noch einen weiteren
bedeutsamen Satz fallen: »Das Auto habe ich für A$ 62.500 hier versichert
(Vollkasko, of course !). Behalt’s aber für Dich!« – Und tatsächlich kommt Kiebers
Auto kurz darauf abhanden.
    Raphael
Vetter ist einer der Ersten, der es erfährt: »Ich erinnere mich, wie Henry nach
einer Flugstunde zu uns kam und uns erzählte, wie er mit seinem Fluglehrer über
den Parkplatz

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