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Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Titel: Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigvard Wohlwend
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des
9. April ein Begehren »um dringende Abklärung des Kieber« an Interpol
Vaduz gefaxt – aufgrund der Anzeige wegen Geldwäschereiverdachts, welche die Bawag Stunden nach Kiebers mysteriösem Fax aus Argentinien
erstattet hat.
    Und das
zieht Kreise. Interpol Madrid wird eingeschaltet, denn sowohl Helmut R. als
auch Mariano M. haben in Spanien ihren Wohnsitz. Auch bei Interpol Wiesbaden in
Deutschland, wo Helmut R.s Schwager Paul Krümmel zu
Hause ist, laufen die Drähte heiß. »Der liechtensteinische Staatsangehörige
Kieber Heinrich, geb. 30.03.1965, ist hier wegen geringfügigen
Vermögensdelikten bekannt. Die Person Krümmel , Ernst
August Paul, war hier bis anhin nicht bekannt«, meldet Interpol Vaduz den
Kollegen in Wien und Wiesbaden.
    Das
Wochenende beginnt, und mit ihm geht das schöne Frühlingswetter abrupt zu Ende.
Eine Kaltfront zieht von Westen her Richtung Liechtenstein. Die
Schneefallgrenze sinkt auf 800 Meter. Knapp zwei Grad zeigt das Thermometer am
Samstagvormittag in Vaduz. Im Polizeigebäude, das in einem Gewerbegebiet am
südlichen Ortsrand von Vaduz liegt, sind die Beamten dabei, sich ein Bild von
den merkwürdigen Ereignissen um Kieber zu erarbeiten. Kurz vor zehn Uhr
verschicken sie eine Anfrage an ihre Kollegen in Spanien: »Dringend. An
Interpol Madrid. Die liechtensteinische Polizei ermittelt gegen Unbekannt in
einem Fall von Erpressung zum Nachteil des Kieber Heinrich. In diesem
Zusammenhang haben wir in Erfahrung gebracht, dass Kieber in Ihrem Land
eventuell gesucht wird.«
    Die Antwort
kommt prompt: »Wir informieren Sie, dass der erwähnte Kieber Heinrich bei uns
aktenkundig ist. Er ist vom Untersuchungsgericht Nr. 9 in Barcelona zur
Verhaftung ausgeschrieben. Aktenzeichen D. P. 2320/96. Wir kennen den
Hintergrund für den Haftbefehl nicht.«
    Der
Wohnungsbetrug in Barcelona! Weil Kieber nicht zu den Ladungen vor Gericht
erschienen war und der Verteidiger keinen Aufenthaltsort seines Klienten
angeben konnte, verfügte das Untersuchungsgericht schon drei Monate vorher, am
23. Januar 1997, Kiebers vorläufige Inhaftierung.
    Eine Ahnung,
dass Heinrich Kieber in dieser Sache eine aktivere Rolle spielt, als er in
seinen umfangreichen Aussagen zugibt, macht sich am Sonntag bei der
diensthabenden Staatsanwältin breit. Deshalb will auch sie das Geld gesichert
wissen: »Nachdem die Herkunft des bei der Bawag zugunsten von Kieber liegenden Guthabens nicht geklärt ist und Verdachtsmomente
hinsichtlich eines kriminellen Ursprungs ev. Betrug/Geldwäsche vorhanden sind,
ersuchen wir über Antrag der Fürstlich Liechtensteinischen Staatsanwaltschaft
um dessen Blockierung«, kabelt Interpol Vaduz nach Wien, mit Kopie an das
Bundeskriminalamt in Wiesbaden.
    Die Polizei
in Vaduz vermerkt in der Meldung auch den spanischen Haftbefehl. An die Kollegen
in Spanien sendet sie eine Anfrage mit der Bitte um Hintergrundinformationen
zum Haftbefehl und nähere Angaben zu Helmut R. und Mariano M. Den Verdacht,
dass Kieber nicht nur unschuldiges Opfer ist, nährt bei Polizei und
Staatsanwaltschaft auch eine alte Anfrage aus Neuseeland, die die Beamten
bereits vor über einem Jahr ablegten: Im Februar 1996 hatte Interpol Neuseeland
in Vaduz um Hinweise zu Kiebers Wohnsitz gebeten – vergeblich, denn obwohl er
immer wieder in Liechtenstein auftauchte, war Kieber im Fürstentum nicht
gemeldet. Jetzt will die Polizei in Liechtenstein mehr darüber erfahren und
stellt Nachfragen.
    Die Antwort
aus Wellington folgt am darauffolgenden Montag: »Heinrich Kieber hat keinen
Eintrag im Strafregister in Neuseeland, aber er ist ausgeschrieben zur
Vernehmung im Zusammenhang mit einem unberechtigt gestellten
Versicherungsanspruch bei der State Insurance Company. Kieber wurde die Summe
von NZ $ 66.787,12 ausbezahlt.«
    Auch
Heinrich Kieber ist an diesem kalten Aprilwochenende aktiv. Er hat Unterschlupf
gefunden bei einem alten Freund in Vaduz und verfasst auf dessen PC ein eng
bedrucktes zweiseitiges Schreiben, das er an die Polizei und die Bawag -Bank richtet und noch am Sonntag per Fax verschickt:
     
    »Obwohl
mir das Geld nicht mehr wichtig erscheint, weil ich einfach überglücklich bin,
dass ich wahrhaftig lebendig aus der Tragödie gekommen bin, überkommt mich
persönlich eine innere Befriedigung, dass die zwei Herren, nachdem sie meinem
Leben so einen brutalen Schlag versetzt haben (von dem ich noch nicht weiß, was
für ein seelischer und eventuell körperlicher Schaden mir bleibt), ihr
Hauptziel (mein Geld)

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