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Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Titel: Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigvard Wohlwend
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ich habe ihn
nur um eine Faxnummer gebeten.« [81]
    Helmut R.:
»Wir haben gewartet, bis Heinrich wieder zurückkommt, da wir gemeinsam essen
wollten. Ich habe vermutet, dass er sich eventuell beim Hotel abgemeldet hat,
weil das Hotel bekannt war und er befürchtete, dass ihn die Polizei holt.« [82]
    Kieber: »Ich
bin nachher gleich zurück zum Hotel gegangen, und schon waren Helmut und seine
Frau beim Eingang des Hotels und fragten, wo ich gewesen sei und was ich
gemacht habe.« [83]
    Helmut R.:
»Er ist gegen 21 Uhr wieder ins Hotel gekommen. Die Erklärung für seine lange
Abwesenheit war, dass er keine offene Apotheke gefunden habe.« [84]
    Das Ehepaar
Helmut und Salud R. sucht gemeinsam mit Heinrich
Kieber ein Restaurant auf. Helmut R. fällt während des Mahls auf, dass sich
Heinrichs Stimmung wesentlich aufgehellt hat: »Heinrich war nicht mehr
ängstlich. Er war fröhlich, ein ganz anderer Mensch. Und er hat uns zum Essen
eingeladen.« [85]
     
    Es ist kurz nach sieben Uhr
morgens am 9. April, als Wilhelm Bröll sein Haus
in Feldkirch- Nofels verlässt, das unweit der
österreichisch-liechtensteinischen Grenze liegt. Sein Arbeitsweg zur Bawag -Bank im Herzen von Feldkirchs historischer Altstadt
ist kurz. Zehn Minuten später wird er in seinem Direktorenbüro sein. Die
Wetterprognosen versprechen für diesen Mittwoch einen sonnigen und milden
Apriltag mit leichtem Nordwind für das Rheintal und die Bodenseeregion. Wilhelm Bröll wird nicht viel Zeit haben, das Wetter an
diesem Mittwoch zu genießen.
    Nach seiner
Ankunft in der Bank gibt Direktor Bröll die
Sicherheitskombination ein und erledigt Routinearbeiten, bevor er das
zweiseitige Schreiben von Kieber im Faxgerät in der Schalterhalle vorfindet.
     
    »Hilfe
Ich bin Opfer einer Entführung geworden. Ich habe Verletzungen an den
Handgelenken, am Hals u. am unteren Bein. Die Ueberweisungen meines Geldes bei Ihnen wurden von den Verbrechern erzwungen. Es ist Ihnen
sicher Aufgefallen, dass meine ›Befehle‹ an Sie komisch waren! Ich flehe SIE an, die 2   Ueberweisungen rückgängig oder zu stoppen. Ich muss zuerst
in ein Spital. Achtung – ich bin noch nicht ganz in Sicherheit.«
     
    Direktor Bröll gibt sogleich den Auftrag, die Unterschrift auf dem Fax mit den in der Bank
vorliegenden Unterschriftsproben zu vergleichen. Es besteht kein Zweifel: Es
handelt sich um Kiebers Signatur.
    Daraufhin
bricht in der sonst so ruhigen Filiale im beschaulichen Feldkirch Hektik aus:
Wilhelm Bröll kontaktiert kurz vor acht Uhr seine
Vorgesetzten in Bregenz und Innsbruck und erläutert ihnen die Angelegenheit.
Dann ruft er die Zentrale in der Hauptstadt an: »Knapp nach acht Uhr habe ich
den stellvertretenden Leiter der Rechtsabteilung, Herrn Magister Fürlinger , in Wien erreicht.« [86] In kurzer Folge wird er an Dienststellen und Vorgesetzte in der Wiener Zentrale
weitergereicht.
    Keine
fünfzehn Minuten später bittet Bröll die Innsbrucker
Kollegen, den Transfer nach Möglichkeit zu stoppen. Der allgemeinen Aufregung
zum Trotz zwingt sich der Bankdirektor dann dazu, sich ruhig hinzusetzen und
einen Aktenvermerk zu verfassen: »Wer ist weiters zu
verständigen innerhalb der Bawag und außerhalb der Bawag (Staatsanwaltschaft und etc.). Die Bemühungen
hinsichtlich eines Stopps des Geldtransfers laufen. Was geschieht mit dem Geld
wenn retour (Gericht hinterlegen)? Sicherstellung der Kameraaufnahmen von der
Vorsprache mit Herrn Doktor Krümmel .« [87]
    Die große
Frage, die Direktor Bröll dabei umtreibt: »Was kann
geschehen sein? Kieber ist tatsächlich erpresst worden; Herr Kieber soll wegen
der Transaktion gelegt werden; Herr Kieber versucht uns zu legen; etwas, das
wir noch gar nicht erahnen?« [88]
    Mitten in
all der Hektik, gegen 11.30 Uhr, meldet sich überraschend Heinrich Kieber
telefonisch in der Bank. Wilhelm Bröll drückt den
Lautsprecherknopf und winkt seine Mitarbeiterin herein, um eine Zeugin zu
haben: »Herr Kieber machte am Telefon einen absolut verzweifelten Eindruck und
wiederholte im Prinzip seine Schilderung gemäß dem Fax.«
    Um 12.25 Uhr
verschickt die Rechtsabteilung der Bawag in Wien eine
Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft Feldkirch, an das Landesgendarmeriekommando Vorarlberg und die Einsatzgruppe
zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität in Wien. Jetzt ist der Fall
Argentinien aktenkundig.
    Heinrich
Kieber ist sich dieser Folgen nicht bewusst, als er nach seinem Gespräch mit
Bankdirektor Bröll die

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