Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)
»dass dummerweise nur
der obere Teil des Faxes angekommen sei, den Krümmel geschickt habe. Und nur mit genau dem Teil von Helmuts Überweisung, und nicht
mit dem von Mariano, was natürlich Mariano sehr misstrauisch stimmte. Er
dachte, er hätte nichts gekriegt. Es war wieder ein Drama.« [72]
»Mariano M.
hat dann die Faxnummer des Postbüros im Ort gegeben«, so Helmut R. »Auf jeden
Fall haben wir das zweite Fax von dort aus bekommen, das der Sohn von Mariano
M. dort abholte. Nachdem wir das Fax erhalten hatten, waren wir der Meinung,
dass damit die Überweisungen getätigt sind und die Angelegenheit erledigt ist.« [73]
Als er die
Kopie des Überweisungsbeleges sieht, ist schließlich auch Mariano M. mit dem
Ergebnis der Operation Kieber zufrieden: »Da nun alles ein glückliches Ende zu
finden schien, stand der Rückreise des Ehepaars R. wie auch Herrn Kiebers
nichts mehr im Wege.«
An jenem Tag
führen Helmut R. und seine Frau Salud noch ein langes
Gespräch mit Heinrich Kieber. Der erklärt, »er wolle nun ein anderer Mensch
sein«. Und macht weitere Geständnisse: »Unter anderem hat er uns auch erzählt,
dass er einen Versicherungsbetrug in Neuseeland gemacht habe. Er habe ein
teures Wohnmobil in Deutschland gekauft. Mit diesem Wohnmobil sei er von
Deutschland aus nach Australien und nach Neuseeland gefahren. Dann habe er beim
Wohnmobil Gas ausgelassen und es angezündet. Sich selber habe er Verletzungen
zugefügt, damit es der Versicherung gegenüber glaubwürdiger wirkt. Das Fahrzeug
habe er teuer versichert.« [74]
Am Dienstag,
dem 8. April verlässt Heinrich Kieber zusammen mit Herrn und Frau R. El Paraíso de San Francisco : »Nach Bahía Blanca hat uns Mariano M. gefahren.
Auf dieser Fahrt war Heinrich Kieber sehr nervös. Er hat Angst gehabt, als ein
Lastwagen auf der Straße gestanden und die Straße blockiert hat. Er hat
gemeint, dass Mariano die Polizei gerufen habe und dass er verhaftet werde.« [75]
Die drei
Flugtickets vom Aeropuerto Comandante Espora in Bahía Blanca ins 500 Kilometer entfernte
Buenos Aires begleicht Helmut R. um halb fünf Uhr nachmittags mit seiner
Kreditkarte. Bei Kieber löst sich allmählich die Spannung: »Ich konnte im
Flugzeug nach Buenos Aires nur weinen. Verbrecher Helmut saß auf der anderen
Seite des Ganges mit seiner Frau, stumm. Wir sind dann am Abend in Buenos Aires
angekommen. Es war schon ein wenig dunkel.« [76]
Mit dem Taxi
fährt die kleine Reisegruppe vom Flughafen zum Hotel Salles .
Dort hat Mariano M. ein Doppel- und ein Einzelzimmer für sie reserviert: »Wir
haben, als wir die Zimmer bezogen hatten, zu Heinrich gesagt, er solle in eine
Apotheke gehen und sich die Wunden verbinden. Er hatte die Wunden offen, und es
sah nicht schön aus. Daraufhin ist er weggegangen.« [77]
Heinrich
Kieber: »Ich bin dann zum Hotel raus und dachte, dass sie mir eventuell folgen.
Ich ging zum Schein in ein, zwei, drei, vier Apotheken. Als ich dann sicher
war, dass mir keiner folgte, habe ich Leute gefragt, wo ich ein Fax senden
könne. Ich bin dann sofort, es war Dienstag um 20.30 oder 21 Uhr, zur
Hauptstelle der staatlichen Telefongesellschaft von Argentinien gegangen.« [78]
Das
Fernsprechamt liegt keinen Dreiviertelkilometer vom Hotel Salles entfernt in der Avenida Corrientes, einer Querstraße zur Avenida 9 de Julio.
Das größte Hindernis auf dem Weg dorthin stellt die Überquerung der zwanzig Fahrspuren
der Avenida 9 de Julio dar. »Bei der Telefongesellschaft gab es eine
Möglichkeit, ins Ausland zu faxen. Ich habe mit zitternder Stimme darum
gefleht, dass sie mir zwei Blatt Papier und einen Kugelschreiber geben sollen,
und ich musste die Faxnummer von Feldkirch erfragen.« [79]
Zuerst ruft
der aufgeregte Kieber die argentinische Auskunft an, um die Faxnummer der Bawag -Bank in Feldkirch zu erfahren. »Die Auskunft in Wien
sei um diese Zeit nur sehr knapp besetzt, und sie müssten deshalb zurückrufen,
wurde mir mitgeteilt. Ich hoffte, dass es schnell geht, damit Helmut nicht
merkt, dass ich so lange weg bin.« [80] Als er endlich eine österreichische
Faxnummer von der Auskunft erhalten hat, drückt er der Frau am Tresen seine
Faxmitteilung in die Hand. »Dann kam aber kein Faxton ,
sondern eine männliche Stimme. Die Frau gab mir den Hörer in die Hand, und ich
habe dann gesprochen. Es war dann tatsächlich die Bawag in Wien. Da dachte ich mir, was macht denn ein Arbeiter der Bawag um zwei Uhr nachts? Es war, soviel ich weiß, ein Nachtwächter, und
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