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Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Titel: Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigvard Wohlwend
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Deutschland, um Reitturniere zu
besuchen. Gärtners Machenschaften fliegen auf, die Polizei verhaftet ihn und
nimmt bei der Gelegenheit auch Heinrich Kieber mit zur Einvernahme. Denn Kieber
ist – neben seiner Teilzeitarbeit bei der LGT Treuhand – nach wie vor als Bote
und Mädchen für alles bei Gärtner tätig und wohnt mit Gärtners Segen weiterhin
günstig im Haus an der Neuen Churerstraße in Balzers.
    »Henry hat
von einem Tag auf den anderen mit Gärtner gebrochen«, sagt Sandro Bertini*, der
seit rund zwei Jahren eng mit Kieber befreundet ist. »Henry meinte, er wolle
mit Gangstern nichts zu tun haben.« Kieber wittert eine Chance, die eigene
Position vor Gericht zu verbessern: »Vor der Verhandlung hat Kieber meinen
Mandanten in einem Brief ans Gericht angeschwärzt, darin listete er weitere
angebliche Vergehen Gärtners auf«, sagt Hubert Gärtners damaliger Verteidiger
Peter Wolff.
     
    Nachdem das Projekt
Digitalisierung der Akten bei der LGT Treuhand abgeschlossen ist, wird im April
2001 eine Handvoll Mitarbeiter der Firma Conex von
LGT übernommen. Einer, den die Treuhandfirma übernimmt, ist Heinrich Kieber:
»Schon seit Anfang 2001 wurden systematisch alle Treuhandmitarbeiter im Umgang
mit dem neuen System geschult. Die Schulung wurde mir aufgetragen. Ich war sehr
stolz darauf. Ich durfte die dafür notwendigen Unterlagen in Eigenregie
herstellen. Meine Kurse waren sehr beliebt, oft heiter und äußerst
abwechslungsreich. Zugriffsmäßig wurde das neue System analog dem alten
ausgelegt. Das heißt, die Kundenberater hatten nur Computerzugriff auf jene
Mandate, die sie selber betreuten. Und ich, mittendrin als Allrounder und
Problemlöser für alle, hatte ständig den vollen Zugriff.« [120] Heinrich Kieber hat uneingeschränkten Zugang zu den sensibelsten Papieren des
Unternehmens – Dokumente, deren strikte Geheimhaltung das Geschäftsmodell des
Finanzplatzes Liechtenstein sichert. »Bei der LGT zu arbeiten war auch wie ein
Statussymbol. Man arbeitete nicht bei einer x-beliebigen Treuhandbude. Nein,
bei der fürstlichen Treuhand!« [121]
    Kiebers
unbefristete Anstellung an einer höchst neuralgischen Stelle innerhalb der LGT
Treuhand AG ab April 2001 ist offenbar kein Grund für einen sorgfältigen
Hintergrundcheck seiner Person durch die Personalabteilung der LGT. Für die LGT
spricht in diesem Zusammenhang, dass sich Kieber bereits eineinhalb Jahre als
eifriger und zuverlässiger Mitarbeiter der Firma Conex bewährt hat. Erstaunlich ist jedoch, dass bei der LGT nicht die Alarmglocken
läuten bei der Durchsicht seines löchrigen Lebenslaufes: kaufmännische
Grundausbildung, danach Reisen durch Australien und Neuseeland, Pilotenschein,
Spanien, Botengänger für den für seinen – selbst für liechtensteinische
Verhältnisse – lockeren Umgang mit Geld bekannten Hubert Gärtner, seit Swissair
keine feste Anstellung.
    Oder
fälschte Kieber etwa seinen Lebenslauf? Wenn dem so gewesen wäre, hätte es die
LGT-Personalabteilung versäumt, die von ihm vorgelegten Papiere zu prüfen.
    Eine
informelle Umfrage der LGT-Personalabteilung innerhalb des Unternehmens hätte
mit Sicherheit Hinweise auf den unsteten Lebenswandel Kiebers geben können.
Immerhin ist der zappelige Dampfplauderer im Fürstentum bekannt wie ein bunter
Hund. Gerade im kleinen Liechtenstein, wo jeder jeden kennt, oder zumindest jemanden,
der wiederum die fragliche Person kennt, wäre es ein Leichtes gewesen,
Hintergründe über den Mann an einer Schlüsselposition im Unternehmen zu
erfahren.
    Aus dem
Diebstahl vertraulicher Kundendaten im Treuhandbüro Batliner vor nicht einmal
vier Jahren hat man bei der LGT offenbar keine Lehren gezogen. Vorzugsweise
beschäftigen Banken und Treuhänder auf sensiblen Positionen langgediente
Mitarbeiter mit festen Bindungen zur Familie, zu Freunden und zum Wohnort.
Mitarbeiter, die ein Einfamilienhaus bewohnen und dafür eine Hypothek abzahlen,
die verheiratet sind und schulpflichtige Kinder haben – kurz, Mitarbeiter, die
sich angesichts ihrer sozialen Bindungen aller Wahrscheinlichkeit nach nicht
über Nacht nach Brasilien oder sonst wohin absetzen. Dass Kieber von seinem
sozialen Profil her eine komplette Fehlbesetzung ist, fällt niemandem auf:
ledig, kinderlos, seit dem Tod seines Vaters keine Familie in Liechtenstein,
vor kurzem wieder zugezogen, keine Branchenerfahrung.
    Aber
Heinrich Kieber weiß, was Vorgesetzte hören wollen. Auf die Frage eines
Kadermitarbeiters, weshalb er nicht

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