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Der Dativ Ist dem Genitiv Sein Tod 1

Der Dativ Ist dem Genitiv Sein Tod 1

Titel: Der Dativ Ist dem Genitiv Sein Tod 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Sick
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wird Geld in die Kassen gespült, und zwar im Akkord:

    »Um die Verluste auszugleichen, kündigte die
    zweitgrößte deutsche Geschäftsbank am Donnerstag eine Kapitalerhöhung an, die dem Institut mindestens drei Milliarden Euro in die Kassen spülen soll«, meldet die
    »Berliner Zeitung«. Und der »Kölner Stadt-Anzeiger«
    berichtet: »Die Vignette kommt wieder und soll mit 40
    Millionen Euro pro Monat rund ein Drittel der
    Mauteinnahmen in die Kassen spülen.« – »Vor fünf oder sechs Jahren konnte der Hallenfußball noch das eine oder andere Milliönchen in die Kassen spülen«, schreibt die
    »Frankfurter Rundschau«, und in der »Financial Times Deutschland« erfährt man: »Im Vorjahr hatten die schnittigen Züge noch rund 57 Millionen Euro Gewinne in die Kassen der Bahn AG gespült.«

    Dies sind nur ein paar Beispiele von Tausenden, bei denen in jüngster Zeit irgendwelche Gelder in
    irgendwelche Kassen gespült wurden. Diese Form der Geldwäsche ist juristisch zwar völlig legal – stilistisch allerdings ist sie, spätestens nach der tausendsten Wiederholung, ein Verbrechen.

    Die Metapher lässt an Wogen von Bargeld denken, an donnernde Brandung, die sich schäumend über den Strand ergießt und einen Haufen glitzernder Münzen und durchnässter Geldscheine zurücklässt. Oder an Dagobert Duck, der im gestreiften Badeanzug beglückt in ein Meer aus Talerstücken hüpft.

    Woher das Geld kommt, wie hart es erarbeitet werden musste, das spielt keine Rolle. Es ist einfach da, wogt hin und her und schwappt in die offenen Kassen hinein. Das mag im Comic funktionieren, mit der Wirklichkeit hat es nichts zu tun.

    Pecunia non olet? Geld vielleicht nicht, aber dafür stinkt hier etwas anderes: Wenn überstrapazierte Redewendungen faulig werden, verbreiten sie einen unangenehmen Geruch.

    Wer beim Thema Geld das Spülen partout nicht
    lassen kann, der soll weiterspülen, aber dann bitte in der Küche.
    Deutsch als Amtssprache der USA

    Seit 200 Jahren hält sich hartnäckig eine Legende, die besagt, dass Deutsch um ein Haar die offizielle Landessprache der USA geworden wäre. Ein
    entsprechendes Gesetz soll nur an einer einzigen Stimme gescheitert sein. Der Mann, der die Wahl zugunsten von Englisch entschied, soll ausgerechnet deutscher Abstammung gewesen sein.

    So wie das Ungeheuer von Loch Ness taucht auch die so genannte Muehlenberg-Legende alle Jahre wieder auf und findet regelmäßig neue Freunde, die zu ihrer Verbreitung beitragen. Das ist auch nicht verwunderlich, denn ihre Faszination wächst im gleichen Maße, wie Macht und Einfluss der USA wachsen.

    Wer war dieser Muehlenberg, und was hat es mit der Behauptung auf sich, die USA wären beinahe
    deutschsprachig geworden? Hat es jemals eine
    Abstimmung in den USA über die offizielle
    Landessprache gegeben? Oder gab es sie zumindest in einzelnen Bundesstaaten?

    Englisch war doch die Sprache der verhassten
    Kolonialherren, gegen die sich das amerikanische Volk im Unabhängigkeitskrieg erfolgreich aufgelehnt hatte.
    Wäre es da nicht vorstellbar, dass die jungen Vereinigten Staaten nach ihrer Gründung beschlossen, sich eine andere Sprache zu geben? Natürlich – vorstellbar ist vieles; Tatsache ist jedoch, dass eine Abstimmung über die Amtssprache der USA niemals stattgefunden hat, auch nicht auf regionaler Ebene.

    Doch wie alle Legenden hat auch diese einen wahren Kern: Am 9. Januar 1794 reichte eine Gruppe deutscher Einwanderer aus Virginia beim US-Repräsentantenhaus eine Petition ein, in der sie die Veröffentlichung von Gesetzestexten in deutscher Übersetzung forderten. Dies sollte den Einwanderern, die noch kein Englisch gelernt hatten, helfen, sich schneller mit den Gesetzen in der neuen Heimat zurechtzufinden. Doch der Antrag wurde vom Hauptausschuss des Repräsentantenhauses mit 42 zu 41 Stimmen abgelehnt. Der deutschstämmige,
    zweisprachige Sprecher des Repräsentantenhauses, Frederick Augustus Conrad Muehlenberg, der sich selbst bei der Abstimmung enthalten hatte, erklärte hinterher:
    »Je schneller die Deutschen Amerikaner werden, desto besser ist es.«

    Dies führte bei den deutschen Siedlern zu einer gewissen Verbitterung, die den Nährboden für jene Legende bildete, die eine Generation später aufkam und als so genannte Muehlenberg-Legende Berühmtheit erlangte. 1828, so ging das Gerücht, habe es in Pennsylvania eine Abstimmung darüber gegeben, ob Deutsch neben Englisch zweite Amtssprache werden sollte. Der entsprechende

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