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Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod 2

Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod 2

Titel: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Sick
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durch die
    Leckeres aus unserer »Küche« getragen wird? Ist es als ein
    Indiz für gestiegenen Marihuanakonsum zu werten, wenn
    Kantinen daraufhinweisen, dass »Rauchen« nicht gestattet
    sei?
    Die Anführungswut ist kaum noch aufzuhalten. Im Su-
    permarkt werden Orangen als »Orangen« angeboten (sind es
    in Wahrheit mutierte Clementinen?), und der Elektro-
    händler hat ein Schild ins Fenster gehängt, auf dem herabge-

setzte DVD-Geräte als »Neuware« angepriesen werden. So
    ein Schelm!
    Nichts bringt den Unsinn mit den Anführungszeichen
    besser auf den Punkt als jene Zeichnung des Karikaturisten
    Martin Perscheid, auf der ein Mann vor einem Schild mit der
    Aufschrift "Frische Brötchen" steht und verwundert ob der
    An- und Abführungszeichen denkt: »Ein Apostroph reicht
    jetzt wohl nicht mehr.«

    Thema »Rente« oder Thema Rente?
    Frage eines Lesers aus Wiesbaden: Ich beobachte immer
    wieder schwankenden Gebrauch der Anführungszeichen in
    Fällen wie diesen:
    Er gehört zur sogenannten Generation Golf. Er gehört zur
    sogenannten »Generation Golf«.
    Beim Thema Rente erzielten die Politiker Einigkeit. Beim
    Thema »Rente« erzielten die Politiker Einigkeit.
    Wann sind die Anführungszeichen sinnvoll, wann sind sie
    unsinnig?

    Antwort des Zwiebelfischs: Anführungszeichen dienen der
    Hervorhebung von Wörtern. Die Hervorhebung kann aber
    auch auf andere Weise erreicht werden, durch VER-
    SALIENSCHREIBUNG zum Beispiel, durch Kursivschrift,
    oder: einen Doppelpunkt. Und nicht selten ergibt sie sich aus
    dem Zusammenhang. Signalwörter wie »sogenannt« erfüllen
    die gleiche Funktion wie Anführungszeichen; das Setzen von
    Anführungszeichen hinter »sogenannt« bedeutet streng
    genommen eine Verdoppelung der Hervorhebung, die von
    einigen eher als »störend« denn als zweckdienlich
    empfunden wird.
    Im Fall der Generation Golf können Sie sich zwischen zwei
    Möglichkeiten entscheiden:
    Er gehört zur »Generation Golf«.
    oder:
    Er gehört zur sogenannten Generation Golf.

    Ansonsten sind Anführungszeichen überall dort willkommen,
    wo es gilt, Missverständnisse zu vermeiden, so wie hier:
    Sie sprachen über das Thema »Beziehungen« mit geschiede-
    nen Männern.
    Setzt man die Anführungszeichen an anderer Stelle, werden
    aus Gesprächen mit Männern plötzlich Gespräche über
    Männer:
    Sie sprachen über das Thema »Beziehungen mit geschiedenen
    Männern«.

    Lautet der Satz aber nur: »Sie sprachen über das Thema Be-
    ziehungen«, kann auf Anführungszeichen verzichtet wer-
    den, da keine Verwechslungsgefahr besteht.
    Auch der folgende Beispielsatz enthält keine Verwechs-
    lungsgefahr und somit keine Notwendigkeit für das Setzen
    von Anführungszeichen:

    Zunächst leitete Herr Peters das Ressort Kultur und Gesell-
    schaft.

    Das ändert sich jedoch, wenn ein weiteres Ressort hinzu-
    kommt:
    Von 2002 bis 2005 leitete Peters die Ressorts »Jugend« und
    »Kultur und Gesellschaft«.
    Ohne die Anführungszeichen könnte dieser Satz nämlich
    als Aufzählung dreier Ressorts interpretiert werden.

    Das Wörtchen »als« im falschen Hals

    Es ist klein und unscheinbar − und dabei doch so ungemein prak-
    tisch und wichtig. Das kleine Wörtchen »als« erfüllt in unserer Spra-
    che viele wichtige Funktionen. Leider wird es im Sprachalltag nicht
    besonders gut behandelt. Entweder fehlt es, wo es vonnöten wäre,
    oder es steht dort, wo es gar nicht hingehört.

    »Als dein Freund kann ich’s dir ja sagen«, sagt Henry zu mir,
    »deine Kochkenntnisse verdienten mal eine kleine Auffri-
    schung.« Den zweiten Teil des Satzes habe ich gar nicht mehr
    wahrgenommen, weil schon der erste Teil meine gesamte
    Aufmerksamkeit absorbierte. »Als dein Freund«, hat Henry
    gesagt. Völlig zu Recht, und grammatisch tadellos. Das
    Wörtchen »als« steht hier nämlich für die (sehr viel um-
    ständlichere und daher nicht unbedingt zu empfehlende)
    Formulierung«... in meiner Eigenschaft als«.
    Wenn ich mich »als Freund« um jemanden bemühe, dann
    heißt das nicht, dass ich sein Freund werden will, sondern
    dass ich bereits sein Freund bin. Diese Feinheit scheint aber
    nicht jedem bewusst zu sein. Erst kürzlich las ich wieder eine
    Meldung, in der es um die Neubesetzung des Postens des
    Weltbankpräsidenten ging. »Die Kandidatur von US-Vi-
    zeverteidigungsminister Paul Wolfowitz als Präsident der
    Weltbank hat in Europa heftige Kritik ausgelöst«, hieß es da.
    Wer aber »als Präsident« kandidiert, der

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