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Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod 2

Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod 2

Titel: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Sick
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Hühnchen sagt sie nicht Nein, und
    wenn ihr etwas ganz besonders verrückt vorkommt, dann
    ruft sie: »Da wird doch das Huhn in der Pfanne verrückt!«
    Meinen Hinweis, dass es der Hund sei, der da verrückt wird,

    wehrt sie entrüstet ab: Was soll denn ein Hund in der Pfan-
    ne? Das klinge doch eher nach einem chinesischen Sprich-
    wort. Manchmal allerdings blickt Sibylle überhaupt nicht
    durch, dann sieht sie »den Baum vor lauter Bergen« nicht
    oder ist schlicht und einfach »auf dem falschen Holzdamp-
    fer«. Was für den einen böhmische Dörfer sind und dem an-
    deren spanisch vorkommt, das ist für Sibylle praktischer-
    weise eins: »Für mich ist das ein spanisches Dorf«, sagt sie.
    Derlei Verdrehungen ziehen sich durch Sibylles Wortschatz
    »wie ein rotes Tuch«. Kaum ein »Fettschnäppchen«, in das
    sie nicht schon getreten wäre. Sie kann Politiker nicht leiden,
    weil die meistens »mit zweischneidiger Zunge« reden. Auch
    von anderen Männern hält Sibylle nicht viel. Wenn das
    Gespräch auf ihren Ex kommt, dann winkt sie ab. Mit dem
    ist sie nie auf einen »grünen Nenner« gekommen. Der
    brauche mal jemanden, der ihm ordentlich »die Levanten«
    liest, sagt sie. Jawohl, auch vor der Bibel macht Sibylle nicht
    Halt. Einmal ist sie so erschrocken, dass sie nach eigenen
    Worten »fast zur Salzsäure erstarrt« ist.
    Nicht dass Sie denken, ich wollte mich über Sibylle lustig
    machen. Das käme mir nicht in den Sinn. Schließlich ist sie
    eine liebe Freundin, und wenn ich sie nicht hätte, wäre mein
    Leben ärmer. Auf jeden Fall gäbe es für mich weniger zu la-
    chen. Und zu lernen. Denn Sibylle ist ausgesprochen le-
    bensklug. Sie weiß, dass es nicht immer ratsam ist, Ent-
    scheidungen »über den Zaun zu brechen«, und für drastische
    Maßnahmen hat sie eine entwaffnende Rechtfertigung pa-
    rat: »Der Zweck bringt die Mittel auf.« Auch Körperbehin-
    derte kommen bei ihr besser weg als anderswo, denn »unter
    den Blinden« ist Sibylle zufolge »der Einbeinige König«. Und
    wenn alles schiefgeht, kann man sich auf Sibylle verlassen,
    denn sie hat meistens noch »einen Triumph im Ärmel«.
    * Im Tschechischen und im Französischen spricht man tatsächlich von
    »spanischen Dörfern«, wenn man sich mit einer Sache nicht auskennt.

    Viele Redewendungen enthalten Begriffe, die aus unserer
    Alltagssprache längst verschwunden sind. Wer weiß denn
    noch, was ein Scheffel* ist? Sibylle jedenfalls nicht. Sie rät
    allen, die ihrer Meinung nach zu bescheiden sind, ihr Licht
    nicht »unter den Schemel« zu stellen.
    Irgendwann einmal habe ich Sibylle empfohlen, sich doch
    lieber mit ihren eigenen Worten auszudrücken. »Sprich
    wörtlich, nicht sprichwörtlich«, lautete mein Rat. Sibylle er-
    widerte, ich solle nicht immer jedes Wort in die Goldschale
    legen und mich lieber an der eigenen Nase herumführen.
    Macht nix. Ich hab Sibylle trotzdem gern. »Man wird alt
    wie eine Kuh und lernt trotzdem nichts dazu«, sagt sie
    selbstironisch. Und schließlich sei die Suche nach dem pas-
    senden Ausdruck oft »das reinste Waggon-Spiel«. Recht hat
    sie. Wer könnte schon von sich behaupten, dass ihm solche
    Fehler nicht auch ab und zu unterliefen? Ein kleiner »Weh-
    mutstropfen« hier, ein weiterer Fall von »Mund-zu-Mund-
    Propaganda« dort. Ein bisschen Sibylle steckt vermutlich in
    jedem von uns.
    Zum Beispiel in jenem Sportreporter, der da in einem Be-
    richt über die Formel i sibyllinisch, wenn nicht gar sibyllisch
    schrieb: »Teamchef Eddie Jordan hat Berichte dementiert,
    wonach sein Team erneut kurz vor dem Aus stehe − dabei
    hatte der Ire erst vor wenigen Tagen der Belegschaft den
    schwarzen Peter an die Wand gemalt.«

    * Scheffel = schaufelartiges Gefäß, das als Getreidemaß diente. Eine da-
    hinter gestellte Lampe war abgeschirmt und leuchtete nicht weit.

    Wie die Faust aufs Auge
    Frage einer Leserin: Lieber Zwiebelfisch, ich bin mir sicher,
    dass Sie helfen können, die Bedeutung einer Redensart zu
    klären, die ich seit meiner Kindheit verwende: Das passt »wie
    die Faust aufs Auge« wurde in meiner Familie immer für
    Dinge verwendet, die überhaupt nicht zueinander passen, wie
    zum Beispiel zwei Farben, die »sich schlagen«. Nach meinem
    Gefühl ist das die korrekte Deutung. Nun gibt es aber in
    meinem Bekanntenkreis einige, die diese Redensart genau im
    umgekehrten Sinn verwenden, für Dinge, die besonders gut
    zueinander passen. Das erscheint mir unlogisch. Ich konnte
    mich aber bis

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