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Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 2: Folge 2 (German Edition)

Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 2: Folge 2 (German Edition)

Titel: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 2: Folge 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Sick
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schließlich Neckar.
    Die französischen Flüsse sind übrigens keineswegs alle weiblich, weder im Deutschen noch im Französischen. Die Rhone zum Beispiel heißt auf Französisch »le Rhône«. Und unser »Vater Rhein«, der ja streckenweise auch ein französischer Fluss ist, ist auch im Französischen männlichen Geschlechts: le Rhin.
    Wer auf einen ihm unbekannten deutschen Flussnamen stößt und folglich nicht weiß, ob es sich um einen männlichen oder weiblichen Namen handelt, der wird sich vermutlich für den weiblichen Artikel entscheiden. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass er damit richtig liegt. Denn es gibt erheblich mehr weibliche als männliche Flüsse in Deutschland. Von 72 deutschen Flüssen mit einer Länge von mehr als hundert Kilometern sind lediglich acht männlich, nämlich der Rhein, der Main, der Inn, der Neckar, der Lech, der Kocher, der Regen und der Rhin.

Falsche Freunde
    Hollywood-Stars, die Ungeheuer erschaffen, explodierende Boiler, die zu Schiffskatastrophen führen, schwerer Drogenmissbrauch in einem US-Krankenhaus und wie Bernadette Chirac Hillary Clinton beleidigte. Ohne die täglichen Übersetzungsfehler wäre unser Leben nur halb so aufregend.
    Da heutzutage die meisten Nachrichten von internationaler Relevanz aus englischsprachigen Quellen stammen, besteht die Arbeit von deutschen Journalisten zu einem großen Teil aus Übersetzen. Vielen fällt es dabei schwer, sich von der englischen Vorlage zu lösen, sie kleben am Originaltext und übersetzen Wort für Wort, ohne sich zu fragen, ob man das im Deutschen so überhaupt sagen kann. So kommt es bisweilen zu kuriosen Missverständnissen und äußerst eigenwilligen Wortschöpfungen.
    Seit den schrecklichen Geschehnissen des 11. Septembers 2001 hat bei uns ein Wort eine unbeschreibliche Renaissance erlebt, das bis dato als altmodisch galt und in der Mottenkiste der Militärsprache vor sich hin staubte: die Attacke. Früher nahm dabei vor unserem geistigen Auge allenfalls ein Offizier in einer bunten Uniform mit Helm und Federbusch Gestalt an, der mit blank gezogenem Säbel den Angriff befiehlt, seinem Pferd die Sporen gibt und wie ein Wahnsinniger drauflosreitet. Eine Szene, wie man sie in Dutzenden von Historienfilmen gesehen hat. Attacken wurden gern geritten, und zusammen mit der Kavallerie ist auch das Wort aus der Mode gekommen. Jedenfalls im Deutschen. Im Englischen hat das Wort »attack« nichts Altmodisches, es ist die übliche Vokabel für Angriff, Anschlag, Anfall, Überfall, Beschuss und für scharfe Kritik. So sprach man in den englischsprachigen Medien nach dem 11. September ganz selbstverständlich von »terror attack«. Offenbar aber war die deutschsprachige Presse von den Anschlägen derart überwältigt, dass sie das Übersetzen vergaß. Möglicherweise wurde dieser Umstand durch die Tatsache begünstigt, dass einer der Flugzeugentführer Mohammed Atta hieß. Jedenfalls ist seit diesem Tag das Wort »Terror-Attacken« in aller Munde, und auch die Zahl der »Herzattacken« hat wieder zugenommen (während die der Herzinfarkte deutlich zurückging).
    Erinnern Sie sich noch an den schlimmen Unfall des Magiers Roy Horn, der im Oktober 2003 auf der Bühne von einem weißen Tiger angefallen und schwer verletzt wurde? Prompt war natürlich in deutschen Zeitungen von einer »Tiger-Attacke« die Rede. Aber das Empörendste an der Geschichte: Die Ärzte versetzten den armen Roy mit Drogen in ein künstliches Koma. So konnte man es lesen. Und man wunderte sich: In den USA ist nicht mal Haschisch legal, und Roy wird mit Drogen voll gepumpt? Geht das mit rechten Dingen zu? Das englische Wort »drugs« steht in erster Linie für Medikamente. Die engere Bedeutung »Drogen«, »Rauschmittel« gibt es im Englischen zwar auch, doch die war sicherlich nicht gemeint, als die Ärzte um das Leben des Las-Vegas-Stars kämpften.
    Übersetzungsfaulheit ist eines der gravierendsten Stilprobleme unserer Zeit. Nicht immer ist der Fehler so klar erkennbar wie im Falle von »silicon«, das oft fälschlich mit Silikon übersetzt wird: »Sieben Jahre nach dem Boom der pflegebedürftigen Kleincomputer kommt nun eine zweite Generation der Silikonküken auf den Markt«, hieß es in einem Bericht über die aus Japan importierte Landplage namens Tamagotchi. Silikon ist ein Stoff, mit dem normalerweise Badewannen abgedichtet und Frauenbrüste auf ein augenfälliges Format gebracht werden. Die kleinen Tamagotchi-Nachkommen sind aber nicht aus Silikon,

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