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Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 2: Folge 2 (German Edition)

Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 2: Folge 2 (German Edition)

Titel: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 2: Folge 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Sick
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noch regelmäßig-unregelmäßige Verben. Nun ja, warum auch nicht: Sprache ist wie Botanik. Es gibt wunderschöne Blüten und jede Menge Unkraut. Und ab und zu zwittert es halt im deutschen Verbenwald.
    Meine Recherchen ergaben, dass die ungewöhnlichen Formen »ausgeschalten« und »eingeschalten« für bestimmte Regionen durchaus typisch sind. Weite Teile des deutschsprachigen Südens gehören dazu, über Österreich bis Südtirol. Die freundliche Dame in dem Südtiroler Hotel hatte demnach keinen grammatischen Blackout, so wie man es von Viva-Moderatoren gewohnt ist, sondern benutzte ein regionaltypisches Partizip.
    In einigen Gegenden soll man angeblich auch statt »Wir haben gebadet« sagen können: »Wir haben gebaden.« Im Badischen zum Beispiel. Nun, das ist ja auch nicht verwunderlich. Wer aus Baden-Baden kommt, dem kommt das »gebaden« ganz automatisch über die Lippen. Wollte man ihn korrigieren, könnte er womöglich erwidern: »Wieso? Ich wohn doch schließlich net in Badet-Badet!«
    Und im Aachener Dom werden die Hände zum Gebet nicht nur gefaltet, sondern auch »gefalten«. Auch in Sachsen sind Formen wie »gemalen« und »gebaden« bekannt. Ich müsste mal meine Freundin Moni fragen. Die wohnt in Chemnitz und spricht Sächsisch erster Güte. Moni würde vermutlich sagen: »Mir ham gebaden.«
    Bei Moni lasse ich das selbstverständlich durchgehen, denn Sächsisch ist nun mal Sächsisch, und das ist nicht ganz dasselbe wie Hochdeutsch. Man findet die Form »gebaden« aber auch in hochdeutschen Zusammenhängen, in Internetforen zum Beispiel. Da fragt ein gewisser Michael, ob Meerschweinchen eigentlich schwimmen können, und eine Melanie antwortet ihm: »Nein, Meerschweinchen dürfen nicht gebaden werden, die können sich eine Lungenentzündung holen und eine Erkältung!«
    Die Perfektform »gebaden« würde freilich voraussetzen, dass »baden« zur Gruppe der sogenannten starken, besser gesagt: unregelmäßigen Verben zählt. So wie »laden«, das im Präteritum zu »lud« wurde und dann im Perfekt zu »geladen«. Aber »baden« wird im Präteritum nicht zu »bud«, sondern zu »badete«, wird also ganz regelmäßig gebildet – und muss im Perfekt daher auch »gebadet« heißen. Melanies Antwort war also grammatisch nicht ganz einwandfrei, trotzdem sei ihr von Herzen gedankt, denn vermutlich hat sie damit mehreren Meerschweinchen das Leben gerettet.
    Sehr ans Herz zu legen ist in diesem Zusammenhang die Internetseite der »Gesellschaft zur Stärkung der Verben«, auf der sich eine drollige Liste mit (wohlgemerkt!) ausgedachten Ableitungen befindet. Die Grundannahme lautet: Was wäre, wenn es im Deutschen nur starke (also unregelmäßige) Verben gäbe? Wie hörte sich das an? Und so tummeln sich auf der Liste so herrliche Formen wie »bescheren, beschor, beschoren«, »herrschen, harrsch, gehorrschen« und »schimpfen, schampf, geschompfen«. Mein Favorit ist »faulenzen«, das im Präteritum zu »lonz faul« und im Perfekt zu »faulgelonzen« wird.
    Unsere Sprache hat bekanntermaßen kein in Beton gegossenes, unveränderliches Fundament. Vielmehr gleicht sie einem Sumpf, einem Treibsand oder einem mit Tiefen und Untiefen gesegneten See, der von einer Eisschicht bedeckt ist, die wir »Standarddeutsch« nennen. Wie dünn diese Eisschicht ist, erfuhr ich erst kürzlich wieder, als ich mit einem alten Bekannten telefonierte. Auf meine harmlose Frage »Und, wie läuft’s so bei euch beiden?« antwortete er: »Danke, kann nicht klagen, wir sind ganz gut ins neue Jahr gestarten !« Nachdem ich aufgelegt hatte, setzte ich mich an meinen Schreibtisch. Was tat ich dann? Ach ja, ich habe den Monitor eingeschalten und den Computer gestarten, um eine Geschichte zu schreiben über seltsame Arten und noch seltsamere Unarten des Perfekts.

Zum Eingefrieren ungeeignet?
    Frage einer Leserin aus Hannover: Mein Sohn ist heute mit einem Diktat nach Hause gekommen, in dem unter anderem der folgende Satz enthalten war: »… das zum Eingefrieren verwendet werden kann.« Google kennt ca. 2000 Einträge für »eingefrieren«, aber korrigiert mich: Meinten Sie: »einfrieren«? Bitte helfen Sie mir, ich wüsste gerne, ob die Lehrerin einen Fehler gemacht hat!
    Antwort des Zwiebelfischs: Wenn man darüber nachdenkt, was alles einfrieren kann und was sich alles einfrieren lässt, so stellt man fest, dass es eine grundsätzliche Unterscheidung zu treffen gilt zwischen der intransitiven und der transitiven Form des Wortes

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