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Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 2: Folge 2 (German Edition)

Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 2: Folge 2 (German Edition)

Titel: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 2: Folge 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Sick
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keine Wale darin. Es ist nicht mal besonders groß. Wie kommt’s? Die Niedersachsen müssten doch wissen, was ein Meer ist, schließlich haben sie die Nordsee! Wie war eine solche Verwechslung nur möglich?
    Antwort des Zwiebelfischs: Die Frage, warum das Steinhuder Meer Steinhuder Meer heißt, ist ganz schnell beantwortet: Weil’s bei Steinhude liegt, warum wohl sonst?
    Doch Scherz beiseite: Die Bezeichnung »Meer« ist im nordwestdeutschen und niederländischen Raum häufiger für stehende Gewässer anzutreffen. Bei Oldenburg gibt es das Zwischenahner Meer und bei Emden das Große Meer. Dieses Meer geht zurück auf das mittelniederdeutsche Wort mere , das Binnenseen bezeichnete. Im Niederländischen wimmelt es noch heute von Meeren, denn was bei uns ein See ist, das ist in Holland »een meer«. Dafür spricht man im Niederländischen von »de zee«, wenn wir vom »Meer« sprechen.
    So wie sich das Wort »See« in zwei Richtungen entwickelte (der See = Binnengewässer/die See = Meer), so hat auch das Wort »Meer« zwei Richtungen eingeschlagen. Dass das Meer von den Germanen als stehendes Gewässer angesehen wurde, spiegelt sich heute außerdem noch in den Wörtern Moor und Marsch, die beide mit dem Wort »Meer« verwandt sind. Auch die als Maare bekannten Kraterseen in der Schwäbischen Alb und in der Eifel (zum Beispiel Randecker Maar, Dauner Maar) gehen auf das Wort »Meer« zurück – ganz genau auf das dem Vulgärlateinischen entlehnte Wort »mara«, eine Ableitung des lateinischen Wortes »mare«.

Nach oben hinauf und von oben herunter
    »Holladi-ho!«, klingt es von den Bergen hinab. Oder klingt es herab? Wie man in den Wald ruft, so schallt es hinaus. Oder schallt es heraus? Erfahren Sie am Beispiel einer nie gezeigten Folge der Kultserie »Heidi«, wie schwer sich manche Menschen mit dem Hin und Her in der deutschen Sprache tun.
    Heidis Welt sind die Berge, das wissen wir alle, denn das haben uns Gitti und Erika oft genug um die Ohren gejodelt. Die beliebte japanische Zeichentrickserie hat Generationen von Fernsehzuschauern beglückt. Und so ist die Geschichte des kleinen Mädchens, das bei seinem Großvater auf der Alm aufwächst, bis heute lebendig geblieben und einem großen Publikum ans Herz gewachsen. Eine Folge allerdings bekamen wir nie zu sehen, da sie nie fertig gestellt wurde. Unsere Mitarbeiter haben in jahrelanger akribischer Recherchearbeit dieser unfertigen Folge nachgespürt und sie tatsächlich gefunden. Es handelt sich um die Folge 46: Clara ist bei Heidi zu Besuch, und ihre Gouvernante, das gestrenge Fräulein Rottenmeier, gibt penibel Acht, dass Clara sich nicht zu viel zumutet. Wir sind überaus glücklich, Ihnen heute exklusiv die Eingangsszene dieser nie gezeigten Folge wiedergeben zu dürfen:
    Fräulein Rottenmeier: Guten Morgen, Adelheid, warum bist du denn heute schon so früh auf?
    Heidi: Guten Morgen, Fräulein Rottenmeier. Der Geißenpeter und ich wollen heute mit der Clara ins Tal!
    Fräulein Rottenmeier (kreischt entsetzt) : Clara? Ins Tal? Das kommt überhaupt nicht in Frage! Das kann ich unmöglich erlauben! Der Weg ist viel zu gefährlich! Wie soll Clara in ihrem Rollstuhl …
    Heidi: Der Peter wird die Clara tragen! Und er kennt einen sicheren Weg über die Wiesen, der ins Tal herabführt!
    Fräulein Rottenmeier (streng) : Es heißt ins Tal hinab , Adelheid!
    Heidi: Herab, hinab, ist das nicht das Gleiche?
    Fräulein Rottenmeier: Nein, es ist nicht das Gleiche. Es kommt auf die Richtung und die Perspektive an. Wenn du von hier oben nach dort unten gehst, dann gehst du – von dir aus gesehen – hinab. Wer dich unten im Tal kommen sieht, der sieht dich herabsteigen. Für dich ist es hin, für ihn ist es her.
    Heidi: Gut, Fräulein Rottenmeier, ich will es mir merken!
    Es klopft.
    Heidi (erfreut) : Oh, das wird der Geißenpeter sein!
    Sie springt auf, läuft zur Tür und öffnet.
    Heidi: Hallo, Peter! Komm nur hinein!
    Geißenpeter (schüchtern) : Hat denn dein Besuch nichts dagegen?
    Fräulein Rottenmeier: Nein, hat er nicht, Geißenpeter. Er hat nur etwas dagegen, dass unsere Adelheid die Adverbien durcheinander wirft. Adelheid, du musst zu Peter sagen: Komm herein!
    Heidi: Aber haben Sie nicht eben gesagt, für mich sei es hin und für ihn her?
    Fräulein Rottenmeier: Wenn du den Peter aufforderst, in unsere Stube zu treten, dann bittest du ihn herein, nicht hinein.
    Geißenpeter: Also, darf ich dann jetzt herein?
    Fräulein Rottenmeier: Ja, begreift ihr denn gar

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