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Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 3

Titel: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Sick
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Vormarsch. »Schmelzen« ist also ein Beispiel dafür, dass sich das Unregelmäßige in der deutschen Sprache durchaus behaupten kann.
     
    Erste Person
Zweite Person
Dritte Person
Präsens Singular
ich schmelze
du schmilzt
er, sie, es schmilzt
Präsens Plural
wir schmelzen
ihr schmelzt
sie schmelzen
Präteritum Singular
ich schmolz
du schmolzest
er, sie, es schmolz
Prä teritum Plural
wir schmolzen
ihr schmolzet
sie schmolzen
Perfekt (transitiv)
ich habe das Eis geschmolzen
du hast das Eis geschmolzen
er, sie, es hat das Eis geschmolzen
Perfekt (intransitiv)
ich bin geschmolzen
du bist geschmolzen
er, sie, es ist geschmolzen
    [s] Schuld/schuld
    Wenn jemand nicht weiß, wie er mit Schuld umzugehen hat, so ist das nicht unbedingt seine Schuld. Denn man kann sowohl im Kleinen schuld sein als auch große Schuld haben.
    Wenn vor der »Schuld« ein Artikel oder ein Possessivpronomen steht, dann ist »Schuld« ein Hauptwort und wird großgeschrieben:
     
    Wer trägt die Schuld?
    Wessen Schuld ist es gewesen?
    Gib nicht mir die Schuld!
    Es ist allein deine Schuld.
     
    Bis 1998 galt die Regel, dass »Schuld« nur in den oben genannten Fällen großgeschrieben wird. Stand das Wort ohne Artikel oder Pronomen, wurde es kleingeschrieben. Dies wurde durch die Rechtschreibreform geändert. Heute wird»Schuld« immer großgeschrieben, wenn es den Charakter eines Hauptwortes hat:
     
    Wer hat Schuld?
    Daran haben nicht die Schüler Schuld, sondern die Lehrer.
    Gib nicht immer mir Schuld, sondern dir!
    Daran tragen allein die Politiker Schuld.
     
    Und nur noch dann, wenn Schuld – wie »schuldig« – mit den Formen von »sein« gebraucht wird und somit eindeutig ein Eigenschaftswort ist, wird es kleingeschrieben:
     
    Wer ist schuld?
    Daran sind nicht die Schüler schuld, sondern die Lehrer.
    Ich bin nicht schuld daran, du bist schuld!
    Die Politiker sind an allem schuld.
     
    Der Weg über die Eselsbrücke lautet: Schuld hat man groß, schuld ist man klein.
    Im Rheinland und in einigen anderen Gegenden wird gelegentlich auch die kuriose Formulierung »etwas in Schuld sein« gebraucht: »Wir sind’s nicht in Schuld, die anderen sind’s in Schuld!« Dabei handelt es sich um eine regionale Form der Umgangssprache.
    [s] soweit/so weit
    So + weit wird nur dann in einem Wort geschrieben, wenn es sich um eine Konjunktion handelt und dasselbe bedeutet wie »soviel«, »sofern« oder »wie«:
    Soweit/Soviel ich weiß, ist der Chef bis Ende des Monats im Urlaub.
    Sie hat anscheinend großes Glück gehabt, soweit/soviel man uns erzählt hat.
     
    In allen anderen Fällen wird »so weit« auseinandergeschrieben:
     
    Ich hatte keine Ahnung, dass der Weg so weit sein würde.
    Man sollte nur so weit gehen, wie man es vor seinem Gewissen verantworten kann.
    So weit wie an diesem Tag war er noch nie gesprungen.
    Mein Nachbar wohnt doppelt so weit von der Arbeit entfernt wie ich.
    Wir sind so weit gekommen, dass es dumm wäre, jetzt einfach umzukehren.
     
    In diesem Beispiel sieht man den Unterschied vielleicht am deutlichsten:
     
    Wir marschieren, so weit wir können, soweit der Weg und das Wetter es zulassen.
    [s] Staub saugen/staubsaugen
    Die mit dem Staubsauger verbundene Tätigkeit kann man auf zwei Weisen schreiben, in einem Wort oder in zweien. Dabei gibt es einen Bedeutungsunterschied. Schreibt man es in zwei Wörtern (Staub saugen), so ist der Staub das Objekt, das gesaugt wird: »Ich kann dich nicht verstehen, Schatz, ich sauge gerade Staub!« Schreibt man es in einem Wort (staubsaugen), so kann das gesaugte Objekt beispielsweise ein Teppich oder eine Polstergarnitur sein: »Ich staubsauge den Teppich« (nicht: Ich sauge den Tep-pich staub). Entsprechend gibt es auch zwei unterschiedliche Perfektformen, die beide regelmäßig gebildet wer-den: Staub gesaugt und gestaubsaugt (nicht »gesogen«). Beim Satz »Ich habe den Teppich und die Sessel gestaubsaugt« sind Teppich und Sessel die gesaugten Objekte. Beim Satz »Ich habe in der ganzen Wohnung Staub gesaugt«ist wiederum der Staub das Objekt, der Zusatz »in der ganzen Wohnung« ist eine adverbiale Bestimmung des Ortes.
     
    Die Vollzugsmeldung »Ich habe überall gestaubsaugt« ist nach dieser Logik nicht ganz staubrein, richtig wäre »Ich habe überall Staub gesaugt«, denn »überall« ist kein Objekt, sondern ein Adverb.
    [t] Teil (der/das)
    Das Wort »Teil« gibt es in zwei Bedeutungen, als männlichen Teil und als sächliches Teil. Während »der Teil« immer als Untermenge

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