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Der David ist dem Goliath sein Tod

Der David ist dem Goliath sein Tod

Titel: Der David ist dem Goliath sein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Sträter
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Und?«
    Â»Das ist krank«, erwiderte ich.
    Â»Das ist Sport!«
    Â»Dann lass uns mit minimaler Menge starten.«
    Â»Fein. Soviel, wie in ein Pinnchen passt. Mundvoll.«
    Es war Uwes Vorschlag gewesen, wie ich in der hirnledergebundenen Chronik der Bekloppten festhalten möchte.
    Er sprach ihn aus, ich stimmte zu, und im gleichen Moment schien eine großartig rasierte Fortuna in den Raum geschlüpft zu sein; Uwes wuscheliges Blatt versagte Spiel um Spiel.
    Kam er mit einer Pik Sieben, konterte ich mit der Jungfrau King Kong Karo Sieben, und er zog sich daraufhin buchstäblich einen Wolf.
    Ein Pinnchen.
    Zwei Pinnchen.
    Ein halber Becher.
    Ein Becher.
    Eine kurze Pause, in welcher ich neuen Sangria im vorteilhaften Fünf-Liter-Kanister erwarb, was selbst den Supermarktangestellten im Mercado am Fuß des Hügels zu der Frage veranlasste, ob ich bei der Hitze Lattenzäune abbeizen wolle. Als ich zurückkehrte, ertappte ich Uwe bei dem Versuch, sich eine weitere Siebener-Karte zu basteln, indem er versuchte, dem passgenau ausgeschnittenen Zeitungsbild eines Braunbären Lippenstift aufzumalen. Das brachte einen Strafbecher.
    Uwe mischte. Verlor. Bellte Karten knallend herum, verlor.
    Zwei Becher.
    Vier.
    Â»Deine Dame sieht aus wie Götz George«, würgte Uwe, nachdem ich ihm meine letzte Karte hingeklatscht und ihn auch in diesem Spiel waidmännisch erlegt hatte.
    Â»Mach mal einen Vorschlag.« Uns gingen adäquate Humpen aus.
    Uwes Blick schweifte kurz in ein Universum, in dem die Flüsse aus Maaloxan waren und die Bäume nach Mundspülung dufteten; seine Augen verklärten sich. Dann kehrte er zurück in seine persönliche Hölle aus Fell und Weinverschnitt.
    Seine Hand schien unsicher, als er das kleine Samuraischwert ergriff.
    Uwe stierte auf die filigrane Klinge, stieß sie sich aber nicht in seinen krebsroten Wanst.
    Stattdessen schnitt er eine Zwei-Liter-Plastikflasche für Mineralwasser in der Mitte durch und warf die obere Hälfte hinter sich.
    Â»Holla«, flüsterte ich.
    Uwe hielt nun das mächtigste Trinkgefäß in den Händen, das ich je erblickt hatte; ein Behältnis, das höhnisch Uwes erstarrte Fratze des Ekels reflektierte; der Gral der Idioten.
    Sein letzter, halbwegs klarer Blick galt seiner letzten Karte. Er legte.
    Die Frau darauf sah vom Bauchnabel abwärts wie ein Berner Sennenhund aus. Verloren. Er griff diese Haubitze von einem Becher und trank.
    Ex: ein ohnehin negativ besetzter Begriff, spiegelt er doch das Scheitern zweier sich ehedem zugeneigter Parteien wider, Liebespärchen zumeist.
    Uwe trank, ohne abzusetzen, und die spröde Phrase Ex füllte sich zeitgleich mit Uwe, gewann dabei aber deutlich an Qualität – Ex, speziell auf ex, bedeutete nun Heldenmut, Todverachtung, Selbstverneinung.
    Uwe gluckerte gemein.
    Dann erhob er sich, und wenn er jemals staatsmännisch ausgesehen hatte, dann nun.
    Auf seinem Gesicht war eine gewisse Verbindlichkeit zu erkennen; er lächelte schmallippig und tat einen Schritt ins spartanische Bad.
    Der Schwall war beachtlich, fulminant, Ehrfurcht gebietend.
    Während diese Massen von Sangria aus ihm spritzten, hielt ich nach Innereien Ausschau: Wir waren Kumpels und ich wollte mir noch Geld von ihm leihen.
    Nach etwa dreißig Sekunden sog er scharf Luft ein.
    Â»Hut ab«, brüllte ich.
    Das Badezimmer sah aus, als hätten wir ein Kamel darin geschlachtet.
    Uwe ging umgehend zu Bett und fiel in Ohnmacht. Ich legte mich daneben, sank ein, las einen Heftroman und verzehrte fast eine ganze Schachtel Toffifee.
    Irgendwann nickte ich weg.
    Die Schreie meines Freundes rissen mich aus einem Traum, der davon handelte, dass John Sinclair und ich eine Kreatur jagten, die »Der scharlachrote Speier« genannt wurde.
    Â»WAS?« schrie ich, kerzengerade im Bett aufgerichtet.
    Â»DIE PEST«, kreischte Uwe, »WAS IST DAS? ICH HAB MIR WAS WEGGEHOLT!«
    Seine Hand tastete über seinen Rücken, der von Beulen übersät zu sein schien, und ich erschrak.
    Â»ICH LÖSE MICH AUF!«
    Dann stellte sich mein unbestechlicher Blick scharf und ich atmete auf.
    Â»Uwe. Du musst jetzt ganz tapfer sein«, sagte ich sanft; dann pflückte ich ein geschmolzenes Toffifee von seinem Rücken.
    Er war überzogen von warmer Schokolade, und was er als schwärende Pusteln wahrgenommen hatte, waren nur Nüsse gewesen, die Zutat, die diese

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