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Der David ist dem Goliath sein Tod

Der David ist dem Goliath sein Tod

Titel: Der David ist dem Goliath sein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Sträter
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Minuten mit dem Gesicht in der Achselhöhle einer Marktfrau, fand das im Großen und Ganzen aber besser als Unna.
    Der Bus spuckte mich wieder ins Frittierfett und ich sah zu, dass ich ins Foyer des Hotels kam.
    Klimatisiert.
    Der Deutsche steht ja im Ruf, seine Wohnung mit dem Geodreieck auszumessen und neben Gott noch die DIN-Norm anzubeten, also wappnete ich mich für eine eher verlotterte Unterkunft. Von wegen jedoch: Mein Zimmer war geräumig, mediterran und verfügte über einen Balkon. Ich verdrängte die typisch deutschen Hornbach-Feng-Shui-Regeln und fühlte mich augenblicklich wohl.
    Die Matratze meiner Lagerstatt war selbstredend mit Pudding gefüllt, genau wie in allen anderen Hotels des Planeten – außer in Japan vielleicht, wo man bekanntlich auf Fußmatten schläft und die Hausdame so lange die Matten austauscht, bis man wirklich auf der gemeinsten und rauesten Reisstrohunterlage nächtigt. Der Japaner an sich wünscht blutend aufzustehen, denn seine Entsprechung zum elektrischen Bullenreiten ist schlicht, sich ein wenig hinzulegen.
    Ich trat auf den Balkon, sah etwa vier Sekunden zum Pool hinunter und sprintete dann kreischend zurück ins Zimmer.
    Ich versuchte es positiv zu sehen. Immerhin war ich der einzige Mensch, der über eine Mikrowelle mit Aussicht verfügte.
    Der Pool war schön. Ich schätzte die Wassertemperatur auf 35 Grad und ermahnte mich, entweder nur nachts reinzugehen oder tagsüber einen Badezusatz zu verwenden.
    Auf der Straße war die Hitze noch höllischer. Kein Wind. Entspannte, nicht die Bohne schwitzende Einheimische kamen mir entgegen und lächelten mich an. Ich bewegte mich, als betriebe ich Tai-Chi, sah aber eine Minute später trotzdem so aus, als hätte ich mich eingestrullt und wünschte mir ein T-Shirt, auf dem in Türkisch »Hör auf zu grinsen – das ist Schweiß« stand.
    Ich musste zügig irgendeinen klimatisierten Ort finden, egal was für einen: Wenn er auch nur ein Grad kühler als die vorherrschenden 50 war, würde ich diesen Ort betreten, gleich ob Blutbank, Schwulendisco oder ausgeschachtetes Bauarbeiterklo.
    Ich fand einen Süpermarket, was ich derartig süper fand, dass ich direkt einkaufte. Ich erstand einen Fünfliterkanister stilles Wasser, denn ich hatte gelesen, dass das Leitungswasser in der Türkei längst nicht so bekömmlich war wie jetzt beispielsweise die Matratzenfüllungen.
    Schon zum Zähneputzen benötigte ich Wasser. Vielleicht nicht gerade einen ganzen Kanister, aber sollte mich der Wunsch überkommen, mal einen trägen Vormittag lang vier Liter wegzugurgeln, ginge das zumindest.
    Die Haut meiner Arme rötete sich bereits. Es wurde Zeit, zum Hotel zurückzugehen und etwas auszuruhen.
    In der Lobby wurde ich umgehend aufgehalten.
    Â»Sie dürfen kein Wasser mit ins Hotel nehmen«, sagte mir der Chef der Rezeption freundlich, aber bestimmt.
    Â»Dürfte ich wohl fragen, warum nicht? Ich verstehe, dass ich keine Prostituierten, Feuerwaffen oder Warane mitbringen sollte. Aber Wasser?«
    Â»Wasser bitte nur an der Hotelbar oder aus der Minibar im Zimmer.«
    Â»Klasse – jetzt weiß ich, wo ich’s herkriege, wenn mal alle Stricke reißen. Warum ich keins mit reinbringen darf, erklärt es aber nicht.«
    Â»Nur an der Bar«, sagte der Mann lächelnd.
    Â»Warum?«
    Â»Nur Bar.«
    Jetzt fiel es mir ein. Die Minibar. Stimmt, da gab’s Wasser, hübsche Flaschen, eisgekühlt, 100 Milliliter, vier Euro. Kapiert.
    Ich rechnete rasch durch und kam zu dem Schluss, dass es finanziell günstiger wäre, sich nicht mehr die Zähne zu putzen, das ganze Maul vergammeln zu lassen und in Deutschland Implantate in Auftrag zu geben.
    Â»Ach so«, sagte ich. »Verstehe.«
    Ich ließ ihn stehen. Er hielt mich nicht weiter auf.
    Am nächsten Morgen begann der Krieg um die Wasserrechte.
    Ich hatte geschlafen wie ein Baby. Das ist wörtlich zu nehmen. Die Matratze umschloss mich wie eine Fruchtblase und über mangelnde Flüssigkeit konnte ich auch nicht klagen. Als ich mich aus dem Bettkasten schälte, spürte ich nagenden Hunger.
    Ich kleidete mich an und ging runter, um mir ein Frühstück einzuverleiben. Es gab Brötchen, und vor allem gab es – ich jubilierte – Smacks. Der Kaffee hingegen war ein Gespenst und schmeckte in etwa so nach Kaffee wie der nass

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