Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der David ist dem Goliath sein Tod

Der David ist dem Goliath sein Tod

Titel: Der David ist dem Goliath sein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Sträter
Vom Netzwerk:
Süßigkeit so interessant machte.
    Interessant wurde auch der Rest des Morgens.
    Als er sich wieder eingekriegt hatte, schworen wir uns, niemals die Frau ins Zimmer zu lassen, die Handtücher und Bettwäsche wechselte – und das zogen wir auch durch.
    Sie hätte sonst wahrscheinlich gedacht, wir hätten tagsüber rituell geschlachtet, um nachts im Bett irgendeinem Fäkalgötzen zu huldigen.
    Â»Ist sicher hart für die Leute«, sagte ich am letzten Tag, kurz bevor wir dieses Zimmer für immer verließen.
    Â»Jou«, erwiderte Uwe ernst, »ist halt Roulette. So ein Herbergsvater weiß nie, wer einzieht.«

Täuschend echte Erholung
    Ich benötigte einen Tapetenwechsel. Das war Jahre nachdem ich mit Uwe in Spanien gewesen war. So langsam erholte ich mich davon.
    Mein Freund Benno besaß ein Reisebüro in Unna – und wer Unna kennt, weiß, wie wichtig es ist, jemanden zu haben, der einen da rausschaffen kann. Der Laden brummte.
    Â»Wohin willste denn?«, fragte er.
    Â»Ich dachte, das könntest du mir sagen. Was ist denn der Trend?«
    Â»Stehst du jetzt auf Trends?«
    Â»Nö. Aber wenn du mir die Trendziele nennst, weiß ich, wo ich keine Ruhe habe, und fahr woandershin.«
    Â»Also absolut Antitrend ist Rumänien.«
    Â»Jaja«, sagte ich. »Absolut Antitrend sind auch Castrop, Texas und Neu-Delhi. Es muss nicht völlig untrendy sein. Ich dachte so an Ruhe. Weites Land. Meer. Sand. Sonne. Aber nicht Mallorca, Ibiza und andere Regionen, die auf A enden. Ziele mit ’nem A am Ende sind überlaufen.«
    Â»Kambodscha nicht.«
    Â»Immerhin«, erwiderte ich, »machst du prima Kaffee.«
    Â»Mallorca hat sehr ruhige Ecken.«
    Â»Und ich bin der erste Mensch, dem du das erzählst?«
    Â»Nee.«
    Â»Dann kann man den Tipp wohl vergessen.«
    Â»Warte«, sagte er und schlug einen Katalog auf. Einige Minuten war nur das Röcheln der Kaffeemaschine zu hören.
    Â»Hier. St. Barth. Karibik. Neun Sterne. Puderzuckerstrand. Durchgehend 28 Grad warm, 24 Grad Wassertemperatur, freundliche, verschwiegene Menschen.«
    Â»Sie müssen nicht verschwiegen sein«, warf ich ein. »Ich brauch keine Pantomimen im Urlaub. Nur etwas Ruhe.«
    Â»Apartmentanlage Crown. Vier Zimmer, voll klimatisiert«, fügte er ungerührt hinzu. »Morgens mit Delfinen schwimmen, mittags Jeeptour durchs Inland, abends Red Snapper zum Dinner.«
    Â»Das alles für die 500 Euro, die mir zur Verfügung stehen?«, hakte ich nach.
    Der Karibik-Katalog verschwand nicht einfach. Er verdampfte förmlich in den Händen meines Freundes, und eine Sekunde später war es, als wäre er nie da gewesen.
    Â»Türkei«, sagte er ruhig. »Türkei. Zweineunundneunzig, Strand, Sonne, weites Land.«
    Â»Türkei«, sagte ich. »Jawoll.«
    Zwei Tage später, auf türkischem Hoheitsgebiet. Ich war aus dem Flieger gestiegen und augenblicklich dem Empfinden anheimgefallen, mit dem Gesicht in eine Fritteuse getaucht zu werden.
    Die Türkei, stellte ich fest, musste man sich verdienen. Da war es nicht mit Geld getan. Nur wer den Marsch von der Ankunftshalle zum Shuttlebus überstand, ohne wie eine Wachskerze zu zerfließen, war auserwählt.
    Es herrschten mindestens 50 Grad. Wind schien hier ein Gerücht zu sein wie bei uns der Yeti: Hatte man von gehört, Existenz war nicht gänzlich von der Hand zu weisen, irgendwer kannte jemanden, dessen Bruder jemanden kannte, dessen Kumpel schon mal ein verhuschtes Bild davon gesehen hatte. War aber gerade nicht da.
    Und vielleicht nie gewesen.
    Die Hitze nahm mein Denken ein und schaltete alles andere ab. Im Inneren des Busses befand sich neben einigen Zentnern tropfenden Fleisches in Caprihosen auch ein Schild: »Shuttle Antalya«.
    Â»Aha«, hauchte ich. Türkei endete auf i. Antalya nicht.
    Gut, mir war schon irgendwie klar gewesen, dass in der Türkei nicht jede Stadt ebenfalls Türkei hieß. Wäre ja auch ein schöner Schlamassel, schon wenn man etwas auf einer Karte suchte.
    War aber sowieso zu spät zum Drehen.
    Der Shuttle hielt vier Kilometer vom Hotel entfernt – von da aus, so der Fahrer, hätte ich einen Dolmusch zu nehmen, einen weiteren Bus, in Wirklichkeit aber eine Art Rollschuh mit Motor, der bis zu siebzig Personen fasste, aber im Kofferraum eines Smarts geparkt werden konnte.
    Ich verbrachte zwanzig

Weitere Kostenlose Bücher