Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der David ist dem Goliath sein Tod

Der David ist dem Goliath sein Tod

Titel: Der David ist dem Goliath sein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Sträter
Vom Netzwerk:
inspizieren.
    Nicht ein Behältnis zeigte eine klare Beschreibung der Wirkung der Präparate; das einzig Transparente war der Preis – nicht, wie er zustandekam, aber immerhin war er verständlich.
    Turbo Cacao Hyper Boost. Zehn Milliliter. 7,50 Euro.
    Excellent Egypt Tanning Mousse with Guacamole. Fünf Milliliter. Zehn Euro.
    Ich fragte mich, warum es für derartige Kostbarkeiten keinen Safe gab – zumindest versuchte ich, das zu denken, aber mein Hirn brachte keinen Prozess zu Ende, weil die musikalische Beschallung mir die Hirnwindungen straffzog.
    Ich drückte den Ausgabeknopf am CD-Spieler. Das Fach glitt auf und brachte eine CD namens Terror-Trance 2008 ans Licht. Ich erkannte verblüfft, dass dieser Titel noch besser zur Musik passte als MENSCH zu Grönemeyer.
    Ich huschte zu meinem Wagen und holte eine CD von Diana Krall, ihres Zeichens Swingpianistin mit einer wunderschönen Stimme, die zerbrechlich wie Eierschalen klingt.
    Nach einigen Minuten betrat eine Dame das Studio.
    Â»Ist der Chef nicht hier?«, fragte sie. Sie war das Klischee der UV-Süchtigen. Komplett in die Kollektion von Ricarda M. gekleidet – jener Botox-Matrone von QVC, die vermutlich ihren Nachnamen abkürzt, damit ihr die Geschmackspolizei keine Handgranate ins Treppenhaus wirft – wirkte sie wie ein ANDY-WARHOL-Siebdruck, der mit Lebensmittelfarbe gefertigt worden war.
    Und dann dieses unglaublich gegerbte Gesicht. Sie musste zwischen 40 und 92 sein. Sie wirkte weniger wie eine feine Dame als vielmehr wie Clint Eastwood.
    Â»Nein«, erwiderte ich. »Chef weg. Metro.«
    Â»Ist Sabine auch nicht da?«
    Â»Nein, Sabine ist auch nicht da.«
    Gedanklich fügte ich hinzu: Und Stalin, Dracula, Florian Silbereisen, Kalle Wirsch und Professor Dumbledore oder wen auch immer du sonst so vor meiner Person bevorzugst, auch nicht.
    Sie nickte. Ihr Kinn war so spitz, dass man damit Kondensmilchdosen aufstechen konnte.
    Â»Ich gehe«, sagte sie streng, »immer vierzig Minuten unter die Sieben.«
    Â»Na sowas«, antwortete ich.
    Â»Und ich nehme das Dark-Moisture-Hyper-Spray.«
    Nimm lieber dieses Wildleder-Imprägnierspray. Gibt’s bei Deichmann für ’n Fünfer und ist komplett in Deutsch beschriftet.
    Ich drehte mich um, starrte ins Regal und suchte die Flaschen nach dem Gewünschten ab.
    Â»Wie hieß das Zeug?«, hakte ich nach und damit hatte ich auch schon ihre Restgeduld verbraucht.
    Â»Ich bin hier Stammkundin«, sagte sie. »In der Schublade ist eine Flasche mit meinem Namen drauf.«
    Â»Welche Schublade?«
    Warum hatte mir der Maestro von diesem Bums nicht mitgeteilt, dass es eine geheime Lade mit dem gehorteten Kram der kross Angebratenen gab?
    Ich machte mich derartig zum Idioten – und das lag nicht daran, dass ich blass und unrasiert war und somit in diesen Laden passte wie Frankenstein ins Rapunzelmärchen. Ich war einfach nicht richtig eingewiesen worden. Immerhin: Acht Minuten waren schon rum.
    Â»Wissen Sie denn überhaupt nichts?« zischte sie.
    Â»Doch«, erwiderte ich nicht minder giftig.
    Â»Clint Eastwood hatte seine erste Filmrolle als Pilot in einem Monsterfilm namens Formicula . Elche haben keine Kniegelenke und müssen deswegen im Stehen an einen Baum gelehnt schlafen. Der Darsteller von Fantômas war schwul.«
    Â»Ich möchte jetzt mein Dark-Moisture-Hyper-Spray. Sofort!«
    Während ich planlos Schubladen aufzerrte, dachte ich: Du brauchst wohl eher eine Würzmischung für Grillgut. Ich fand die Flasche. Ein Post-it-Zettel klebte daran.
    RITA.
    Â»Hier. Rufen Sie, wenn’s losgehen kann.«
    Â»Der Chef weiß immer, wann ich liege.«
    Â»Vielleicht hat der Chef ja das dritte Auge«, sagte ich. »Ich jedoch weiß es nicht. Bitte rufen Sie.«
    Â»Was soll ich denn rufen?« Ihre Stimme klang seltsam beherrscht.
    Â»Fertig?«
    Â»Ich bin nach vierzig Minuten fertig.«
    Meine Einschätzung differierte da ziemlich.
    Â»Dann pfeifen Sie. Husten Sie. Schnippen Sie mit den Fingern.«
    Sie schulterte ihre Ricarda-M.-Tasche, drehte auf dem Absatz und ging in Kabine sieben.
    Es dauerte keine Minute, bis sie kreischte:
    Â»Nun machen Sie schon die verdammte Bank an.«
    Â»Ober- und Unterhitze?«, brüllte ich zurück.
    Â»Was?«
    Â»Nichts.« Ich schaltete die Bank ein.
    Diana Krall spielte The Look of Love , als der junge Mann eintrat.
    Er

Weitere Kostenlose Bücher