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Der David ist dem Goliath sein Tod

Der David ist dem Goliath sein Tod

Titel: Der David ist dem Goliath sein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Sträter
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Gesicht, das alsbald durchgebacken sein dürfte wie ein Türschild aus Fimo.
    Â»No way«, erwiderte ich. »Ich hab den … Wellensittich meines … Taufpaten in Pflege. Der heißt«, fügte ich zur Untermauerung meiner Glaubwürdigkeit hinzu, »Kuki. Wie der Gebissreiniger. Schaffst du es nicht eher? So in drei Minuten?«
    Â»Nein. Da wird Klaus aber nicht begeistert sein.«
    Â»Du, ich muss Schluss machen«, sagte ich. »Da will einer auf die Sieben.«
    Ich legte auf und schrieb einen Zettel.
    Klaus, ich musste ’n paar Minuten früher los. Wir sprechen uns noch. Ich habe leider einen Todesfall in der Familie.
    Irgendwie stimmte das auch. Wenn ich bliebe, wäre ich das wohl.
    Ich zog meine Jacke an, entnahm meine CD dem Player und ging zur Tür.
    Â»Mach’s gut, Lara«, flüsterte ich und winkte kurz der Statue.
    Die würde bestimmt bald verkauft.
    Aber ich machte mir keine Sorgen wegen der Deko hier.
    In 70 Minuten käme ja aus der Sieben ein erstklassiger Terrakottakrieger.

Liebesbrief
    Ich ergriff die rostige Axt, schwang sie über dem Kopf, und für einen Moment spiegelte sich das Mondlicht auf der Schneide – dann ließ ich sie lachend herabfahren und spaltete diesem Idioten den Schädel, dass das Blut nur so spritzte. Ist zwar Käse, aber ein bombiger erster Satz. Der Grund mag sein, dass ich zur Schilderung derbster Gewalt neige, aber vermutlich liegt’s eher daran, dass es Dinge gibt, die ich einfach nicht schreiben kann.
    Nehmen wir zum Beispiel Liebesbriefe.
    Ich bin ja von Haus aus kein reinrassiger Romantiker; auf einer Romantik-Skala von 1 bis 10, 1 steht für Wecken durch Faustschlag, 10 für die Frau mit Pferdebalsam einreiben und dabei gurren oder so, also auf dieser Skala von 1 bis 10 bin ich gar nicht drauf, da steht nur mit einem Edding:
    Verpiss dich mit dieser Scheißliste, Grüße, Sträter.
    Mittlerweile habe ich mir immerhin heikle Formulierungen abgewöhnt, das ist ja schon mal was, wenn meine Freundin heute sagt ILD, antworte ich nicht mehr mit einem ebenso lauten wie in seiner Impulsivität eher rustikalen KOMM MAL KLAR, ALTER! Die ganzen lieblosen Dialoge sind fort. Meine Freundin ist ’ne dufte Puppe.
    Liebesbrief kann ich trotzdem nicht.
    Früher war das ja noch schwieriger. Nix mit ’ner schnellen Liebes-SMS. Als ich jung war, gab’s zwar schon Handys, aber die hatten das Format von Industriekühltruhen und kosteten so viel wie, um jetzt nur mal eine Hausnummer zu nennen, Griechenland. Da war nix mit SMS à la HDGDL, ROFL, BUSSI DEIN MAUSEBÄRARSCHLOCH. Jetzt geht das. Wird aber nicht verlangt.
    Ich komm nun mal aus Dortmund, der einzigen Stadt Deutschlands mit nicht einem Fall des Tourettesyndroms. Das ist bemerkenswert, und außerdem gelogen. Dortmund ist einfach die einzige Stadt, in der Tourette nicht auffällt. Präziser noch: Wir nennen Tourette hier »Ruhrgebiets-Herzlichkeit«. Romantik? Nicht in Dortmund, Deutschlands größter überirdischer Tageslicht-Geisterbahn.
    Was tun? Zum Friseur, alle ausliegenden Exemplare der Bunte klauen, Buchstaben ausschneiden, Liebesbrief zusammensetzen.
    Der Akt der Collage verleiht einem einen echten Schub, wenn das Ganze auch eher nach Erpresserbrief aussieht, wenn man fertig ist. Bisschen unpersönlich.
    Vor allem, wenn man aus Trägheit statt dem Wort Süße einfach das Bild von einem Pfund Zucker reinklebt. Ich kann das nicht. Ich kann Slam-Texte. Und ich benutz nicht mal sprechende Tiere. Natürlich habe ich eine Katze.
    Aber die kann nichts. Die ist vom Schöpfer optimal auf Kacken konfiguriert, beherrscht aber nur ein Wort. Groß rumlamentieren oder Karten spielen ist da nicht drin.
    Katze: MAU. Du musst erst letzte Karte sagen. Katze: MAU.
    DU MUSST ERST letzte Karte sagen. Katze: MAU.
    Keine Ahnung, wie die anderen das immer machen.
    Zurück zum Thema: Liebesbrief. Und jetzt?
    Freunde fragen. Olli sagt: »Lass es einfach aus dir rausfließen.«
    Â»Olli«, sage ich. »Beim letzten Mal, als ich was aus mir rausfließen ließ, konnte ich anschließend Unterhalt zahlen.«
    Â»Torsten«, sagt Olli, »es muss von innen kommen.«
    Â»Olli, das kam von innen.«
    Â»Dann sieh dir diese Twilight -Filme an. Da wird Romantik gut erklärt. Und nimm nur das Beste aus den Filmen mit.«
    Habe ich dann gemacht. Alle verfügbaren Twilight -Filme geschaut,

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