Der David ist dem Goliath sein Tod
schön als Raubkopie mitsamt den Schattenrissen mitgefilmter Emo-Schädel, und ich muss sagen: Soso. Da ist keine Romantik, das ist H-&-M-Leichenschänder-Mumpitz, nur in verklemmt. Ich rufe Olli an.
»Olli. In dem Film benutzen die Toten Haarlack, und die Lebenden tragen keine Hemden und verwandeln sich in bunte Hunde.«
»Dann schreib ein Gedicht.«
Ein toller Tipp, denke ich, da gibtâs von Olli ja immer reichlich von.
Zum Beispiel: »Geh samstags zum Friseur, da isses total leer. Das machen alle.«
Egal. Ich muss mich zusammennehmen, also: Gedicht.
Keine neun Stunden später bin ich fertig.
Ich habe als BegrüÃung »Geliebtes Babe« gewählt. Ich fand keinen Reim auf HUHU. Aber immerhin ist die Twilight -Thematik mit drin.
Geliebtes Babe, du meine Wonne,
Ich liebe dich, solang ich Leyb,
und Glitzer in der Sonne.
Das ist ScheiÃe. Das ist alles viel zu kompliziert. Sei ganz du selbst, sage ich mir. Ich kann ja nun schlecht einen der Liebesbriefe von Beethoven nehmen. Habe ich getestet. Originaltext von Ludwig van und dann zur Verschleierung subtil was Persönliches rein. Ach Gott, blick in die schöne Natur und beruhige dein Gemüth über das müÃende â die Liebe fordert alles und gantz mit Recht, so ist es mir mit dir, dir mit mir â und bring mal âne Kiste Veltins mit, ist in der Metro im Angebot.
Nicht schlecht, aber ich sach mal: Das merkt die. Du und das Papier, lass es flieÃen ⦠Sei DU SELBST. Ich weià es selbst â ich bin der exakte Gegenentwurf zu Stephen Hawking: Ich bin dumm wie ein Sack Zement, aber laufen geht.
Als Fundus der Liebe kann also nur meine Kindheit herhalten, meine wundersame Kindheit ⦠Mir fällt nur eins ein, nämlich dass ich in einem krassen Raucherhaushalt aufgewachsen bin, weswegen ich dreiÃig Jahre lang dachte, es gebe von den Beatles ein gelbes Album. Da ist nichts. Schöpf aus dir selbst, Sträter ⦠schreib, wie du bist.
Am Abend reiÃt meine Freundin den Umschlag auf. Sie liest meinen Liebesbrief laut.
Ich binâs.
Ich find dich ganz gut.
Alles im Lack soweit.
Küsschen.
Dieses Dokument ist auch ohne Unterschrift gültig.
»Ich weiÃ, ist ein bisschen unromantisch«, sage ich und schiebe eilig hinterher: »Komm â ich bemüh mich doch. Für dich pinkle ich sogar im Sitzen!«
Gut, was sie nicht weiÃ, ist, dass ich dafür zum Trotz im Stehen scheiÃe, aber die Geste zählt. Die Geste zählt immer.
»Das ist alles?«, fragt sie und hält den Brief hoch.
»Nein«, sage ich. »Ich habe dir einen ganzen Text geschrieben. Der erste Satz ist allerdings was mit âner Axt. Bisschen heftig.«
Aber das ist die Liebe ja auch.
Mein Freund, der Bademantel
Sich selbst runterzuwirtschaften ist kein sonderlich erstrebenswertes Ziel, sofern man nicht der Rockstar Pete Doherty ist, von dem ich neulich gelesen habe: DOHERTYÂ â NIMMT ER WIEDER DROGEN?
Darunter: Pete Doherty wurde auf einem Interkontinentalflug zusammengesackt auf der Bordtoilette aufgefunden, eine Kanüle noch im Arm. Da ist meiner unmaÃgeblichen Meinung nach die Hauptfrage nicht: DOHERTY â NIMMT ER WIEDER DROGEN, sondern: Wie hat der Vogel die ScheiÃ-Spritze in den Flieger gekriegt?
Heroin ist Gift, eine Droge, die den Körper völlig demontiert und in der Regel nur wankende Hüllen zurücklässt, die in Zeitlupe an Bahnhofsklofliesen hinabgleiten. Finger weg davon, egal ob man was mit Kate Moss hatte oder nur Pfandflaschen sammelt.
Aber selbst weiche Drogen sind heikel. Kiffen beispielsweise.
Bei mir und meinen Freunden war das damals anders. Weil ich zu jener Zeit noch nicht rauchte, lösten wir Haschisch in kochendem Kakao auf. Das hat den Vorteil, dass man nicht kifft. Das ist schon mal prima.
Der Nachteil besteht darin, dass man erstens trotzdem Drogen im Leib hat und diese zweitens erst Stunden später zu wirken beginnen, zumeist, wenn man gerade was anderes zu tun hat.
Ich erinnere mich noch daran, dass ich mal Oberhemden gebügelt habe, als das Zeug dann zu wirken begann. Das fühlte sich an, als liefe man gerade in Zeitlupe über eine Blumenwiese, Schmetterlinge umflattern einen, es duftet nach Klee und plötzlich schlägt dir jemand einen Wagenheber in die Fresse.
Ich stand da, vor mir das Bügelbrett, in der Hand das Bügeleisen, und spürte, wie mir ein bisschen
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