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Der David ist dem Goliath sein Tod

Der David ist dem Goliath sein Tod

Titel: Der David ist dem Goliath sein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Sträter
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war ganz in imitierte Markenkleidung gewandet: Pseudo-Armani-Jeans mit derartig bescheuert aufgesticktem Riesenadler, dass ich zuerst dachte, es wäre ein überfahrener Habicht, den er sich mit Druckknöpfen an die Buxe gepappt hatte. Ein Kapuzensweater von GUCCI, der eine Fälschung sein musste, denn eine orangefarbene GUCCI-Herren-Kapuzenjacke war ähnlich abwegig wie Tampons von Porsche … und dann, unter der Jacke, ein Fred-Perry-Poloshirt.
    Der junge Mann, optisch klar dem Süden zuzuordnen, schien sich nicht ganz im Klaren, welche Klientel gerne in Fred-Perry-Hemden schlüpfte.
    Egal.
    Â»Ist einer tot?«, fragte er nach einigen Sekunden intensiven Lauschens auf die Musik.
    Â»Nein. Das ist Diana Krall.«
    Â»Hast du 50 Cent?«
    Â»Warum? Hast du’s nicht passend?«
    Wir verplemperten etwas Zeit damit, uns anzustarren.
    Â»Möchtest du ’n Kaffee?«
    Â»Nee, ich nehme die Sieben.«
    Â»Die Sieben ist belegt. Da musst du warten.«
    Â»Wie lange?«
    Weiß nicht, dachte ich, ich hab keines dieser Garthermometer in die Tante gerammt.
    Â»Noch so ’ne halbe Stunde.«
    Â»Scheiße. Ist die geilste Bank.«
    Â»Ja ja«, sagte ich. »Bestimmt die geilste Bank. Sonst komm doch in zwei Stunden wieder.«
    Â»Ich denk, das dauert nur ’ne halbe.«
    Aber in zwei Stunden bin ich nicht mehr da.
    Â»Auch richtig. Setz dich doch hin und warte einfach.«
    Â»Hast du Gabber?«
    Â»Eigentlich nicht«, erwiderte ich. »Warum?«
    Â»Weil’s endgeil ist.«
    Â»Ja. Klar. Gabber«, stellte ich in den Raum. »Gabber.«
    Ich atmete unser Schweigen, lauschte der Krall und spazierte zur elektronischen Tafel, welche die Banken steuerte.
    Rita die Schreckliche hatte noch 27 Minuten. Ich sagte es meinem Gast.
    Â»Geht das nicht schneller?«
    Â»Irgendein Blödmann hat festgelegt, dass die Minute 60 Sekunden und die Stunde 60 Minuten hat. Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass ich das beschleunigen kann.«
    Â»Ich komm hier total auf Aggro«, sagte der Junge einigermaßen bedrohlich.
    Â»Okay«, sagte ich sanft.
    Â»Hast du Bushido?«
    Â»Wie die Pest«, gab ich zurück. »Ist ja auch ein arrogantes Arschloch.«
    Der Junge erhob sich. »Ob du den dahast, Oppa?«
    Â»Nein. Nein, ich denke nicht. Ich schau mal, ob du doch etwas schneller unter die Sieben kannst.«
    Eins auf die Fresse konnte ich gerade nicht gebrauchen und vielleicht hatte Rita nicht nur die Haut, sondern auch das Zeitgefühl eines Warans. Sicher konnte man über das Eingabefeld für die Besonnungszeit was tricksen. Die Sieben hatte noch 22 Minuten. Vielleicht konnte ich 10 abziehen.
    Klick.
    Die Anzeige sprang auf 44 Minuten. Verdoppelt. Ich drückte erneut.
    88.
    Scheiße.
    Es gab auch eine Taste Escape. Ich drückte. Nichts. Ich drückte erneut. Noch mal nichts. Doppelnull.
    Â»Kannst du wenigstens Radio anmachen?«
    An der Anlage waren Aufkleber unter den Knöpfen. Unter dem einen stand LAUTSPRECHER BÄNKE, unter dem anderen RADIO. Na bitte.
    Da konnte ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und Rita für die nächsten anderthalb Stunden einen Kessel Buntes durch die Boxen säuseln. Hauptsache, die sagten nicht die Zeit an.
    Ich drückte LAUTSPRECHER BOXEN, dann RADIO und genau in diesem Moment fiel mir ein, dass es sich bei der gebrannten Diana Krall, die ohnehin schon sehr ruhig war, um eine sehr leise ausgesteuerte Version handelte.
    Die aktuellen Verkehrsmeldungen knallten ohrenbetäubend aus den Boxen – ich hörte die Warnhinweise noch hier, zwanzig Meter entfernt und durch eine Tür getrennt, aus den Lautsprechern der Sieben brüllen.
    Ich schloss die Augen und versuchte positiv zu denken.
    Natürlich ist das nicht schön, wenn einem ein Zwölf-Zoll-Nagel von einer Staumeldung in die Gehörgänge getrieben wird – andererseits bewahrt man so das Wissen, dass irgendwann auf der A 44 der rechte Fahrstreifen gesperrt war, bis ins hohe Lebensalter.
    In diesem Moment rief Sabine an – meine Ablösung.
    Â»Du«, kam sie zur Sache, »der Klaus hat mir erzählt, dass du heute aus Fun mitarbeitest.«
    Â»Ja«, sagte ich. »Ist ein Riesenspaß.«
    Würde ich zuerst verklagt und dann zusammengewichst oder andersrum?
    Â»Kannst du ’ne Stunde dranhängen? Ich muss mit Jacqueline zum Kinderarzt.«
    Ich dachte an Ritas

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