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Der David ist dem Goliath sein Tod

Der David ist dem Goliath sein Tod

Titel: Der David ist dem Goliath sein Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Sträter
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fragte:
    Â»Ist lecker?«
    Â»Jap«, sagte er, »ich mag das Salzige eh lieber.«
    Â»Ist klar«, sagte ich.

Klassenpflegschaft
    Ich muss mir bald eine Nebenerwerbstätigkeit suchen, weil ich mit meinem jetzigen Vollzeitgehalt nicht mehr klarkomme. Ich habe schließlich eine Handvoll recht kostspieliger Hobbys, zum Beispiel Kokain.
    Sicher kann man da jetzt den Zeigefinger heben und entrüstet tun, aber wer jemals seinen Sohn zur Schule gebracht hat, ohne vorher mit dem Rüssel über den eingeschneiten Klodeckel gegangen zu sein, weiß, wie sehr da der Spaß auf der Strecke bleibt.
    Die gesamte 1B freut sich jedenfalls stets ein Bein ab, wenn ich pünktlich um 7:59 Uhr um die Ecke gebogen komme, und zwar in einem Tempo, bei dem Colt Seavers alles vollkotzen würde.
    Toll auch, dass ich auf Kokain enorm eloquent bin; ich möchte es fast wortgewaltig nennen.
    So habe ich beispielsweise meinen Sohn motiviert, selbstständig unsere Wäsche zu waschen.
    Ich bin richtig gut.
    Aber nur ungern erinnere ich mich daran, wie ich es fast zum Klassenpflegschaftssprecher brachte.
    Der herkömmliche Elternabend an sich gibt mir ja nicht so viel.
    Da werden nur Dinge geregelt wie: Soll das Milchgeld vierteljährlich bezahlt werden, Klassenfahrt schon zum vierten Mal in den Harz oder lieber Hartz IV und Klassenfahrt nach Castrop – oder wenn wir für Christen Kreuze ins Klassenzimmer hängen und für die Muslime ein Bild ihres Gottes, also quasi, wie ich mal scherzhaft bemerkte, Allah Card, was oder wen hängen wir dann für Jedi-Ritter auf, falls mal einer eingeschult wird?
    An diesem besonderen Abend im Klassenzimmer meines Sohnes ging’s allerdings darum, wer der König der Eltern wird, der Kummerkasten für all diese Leute in ihren Jack-Wolfskin-Multifunktionsfolien … und da kam ja wohl nur einer in Frage.
    Die Klassenlehrerin meines Sohnes holte Formulare hervor, und wieder einmal dachte ich im Stillen: Was hat diese Frau für eine grobporige, gerötete Haut. Das ist ja nicht schön, uiuiuiui.
    Da die Dame als sehr empfindlich galt, traute sich niemand, sie mal darauf anzusprechen. Gerüchte besagten, dass sie schon mal einen Nervenzusammenbruch gehabt hatte, weil ihr jemand einen anonymen Zettel mit »Versuchen Sie einmal Urea-Salbe« ins Lehrerzimmer gelegt hatte. Da war Sensibilität gefragt. Oder man sagte am besten gar nichts. Ein Vater, der seiner Tochter immer Radieschenbrote mitgab, wurde zum Schriftführer bestellt. Hernach, so die Klassenlehrerin, konnten wir Eltern kurz argumentieren, warum ausgerechnet wir für das Amt des Pflegschaftssprechers prädestiniert waren.
    Ich erbat eine kurze Auszeit und suchte die Waschräume auf. Ich holte das Koks hervor und legte eine so exakt gerade Linie, dass ich mir vornahm, mich selbst als Aushilfslehrer für Geometrie vorzuschlagen. Konnte ja immer mal was sein.
    Drei Minuten später kehrte ich zurück. Ab hier wird es sonderbar.
    Ich bin mir noch immer ziemlich sicher, Folgendes gesagt zu haben:
    Â»Sehr geehrte Eltern, liebe Freunde: Ich würde gern das Amt des Klassenpflegschaftsvorsitzenden bekleiden, weil ich der Ansicht bin, dass unsere Kinder unsere Zukunft sind und dass man Eltern nicht alleinlassen darf – lassen Sie mich also Ihr Ansprechpartner in allen Belangen sein. Was immer ich tun kann, werde ich tun. Vielen Dank.« Meiner Erinnerung nach habe ich dann sanft genickt und wieder Platz genommen.
    Irritierenderweise liest sich das Protokoll etwas anders.
    Dem Bericht des Schriftführers nach sagte ich in etwa das hier:
    Â»JO!« Eine Minute Pause.
    Â»JO! Freunde, sage ich, FREUNDE!«
    Dann sage ich:
    Â»Hier isser, jawollski, hier isser, Mister Pudding, der Oberlude, Kuckuck. Was geht?«, gefolgt von dem etwas kryptischen Satz: EIN SCHASCHLIK IM DATEIANHANG.
    Wieder eine Minute Stille. Dann weise ich mit dem Kinn durchs Fenster auf die Bankfiliale auf der anderen Straßenseite und brülle:

 
    Â»DAS IST SPARDA!«

Plötzlich reiße ich den Arm hoch und zeige mit zitterndem Zeigefinger der Klassenlehrerin mitten ins Gesicht.
    Ich brülle: »WER BIST DU DENN? Die poröse Hannelore?« Ich lache Speichel spritzend. »Was stimmt mit deiner Hauuuut nicht, mit der Haaauut, was geht denn da, was ist esssss, reibst du dich morgens mit Biskin ein? Ich kann durch deine Poren sehen. Ich sehe die Tafel hinter dir, das ist so

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