Der Deal
Freund brummte.
»Bist du sicher, daß du die Bar heute öffnen willst?«
McGuire hob seinen Kopf. »Dieser Priester … er ist der Typ, der zu ihr passen würde. Lach nicht, so etwas passiert.« Seine Augen waren trübe und rot, die Muskeln in seinem Gesicht schlaff.
»Du kannst wahre Liebe nicht kaufen, wie?«
»Es ist etwas Wunderbares, für ein, zwei Nächte.« McGuire legte seinen Kopf wieder zurück, seufzte. Er sprach mit geschlossenen Augen, zusammengesunken, sein Kopf gegen die Rücklehne des Sitzes gelehnt. »Glaubst du, daß mit Frannie alles in Ordnung ist? Hat sie auf dich den Eindruck gemacht?«
»Sie wird es schaffen, Mose. Sie läßt sich nicht unterkriegen. Wirst du nun aufmachen oder nicht?«
McGuire schloß seine Augen, als er merkte, wo der Wagen angehalten hatte. »Ich glaube nicht, daß ich den Rummel in der Bar heute ertragen könnte, weißt du …«
Hardy nickte, drehte den Zündschlüssel herum und ließ seinen Wagen wieder an. Als er sich dann in den Verkehr stürzte, um zu McGuires Apartment in Haight-Ashbury zu fahren, sagte Moses: »Wie machen sie das, Diz?«
»Was?«
»Zusammenhalten. Diesen ganzen Familienkram.«
»Du und Frannie macht es.«
»Wir mußten.«
Hardy sah zu seinem Freund hinüber, der mit zurückgelegtem Kopf, offenem Mund, geschlossenen Augen dalag. Er sah merkwürdig aus in der dunklen Hose, einem beigen Anzughemd und mit gelockerter Krawatte. Normalerweise trug Moses Jeans und Arbeitshemden. Zum ersten Mal bemerkte Hardy, daß sein schwarzes Haar grau zu werden begann.
»Vielleicht mußten sie auch«, sagte Hardy, »aus irgendeinem Grund.«
»Nicht wie Frannie und ich es mußten.«
Hardy wußte, daß er recht hatte. Moses hatte seine jüngere Schwester von dem Moment an, da er sechzehn und sie vier war, großgezogen. Als er nach Vietnam gegangen war, wo Moses und Hardy sich kennengelernt hatten, hatte sie gerade mit der High School begonnen, und Moses bezahlte dafür, daß sie bei den Dominikanern, oben im Marin County, wohnen konnte.
»Und außerdem«, nuschelte Moses, »rede ich von Sex. Nicht von Brüdern und Schwestern. Ed und Erin. Wie hält man das dreißig Jahre lang aufrecht?«
Hardy fand einen Parkplatz vor dem Haus, in dem Moses wohnte. Er stellte den Wagen dort ab. »Durch Übung, vermutlich.«
Kapitel 10
Linda Polk stand hinter ihrem Schreibtisch auf und ging die zehn Meter den Flur hinunter zur Damentoilette. Bei der Army Distributing hatte sie die Damentoilette ganz für sich allein – sie war die einzige weibliche Angestellte, und Gäste waren selten, besonders in letzter Zeit. Alphonse mit seinen nervenden Fragen, wo ihr Daddy blieb, war der einzige, der den lieben langen Tag da gewesen war. Und er war lange vor Mittag wieder gegangen.
Sie machte das Licht an und ging zum Spiegel, um sich darin anzuschauen. Nicht allzu schlimm. Die Ringe unter ihren Augen waren ziemlich gut überdeckt. Die blonde Farbe ihres gebleichten Haars hielt sich ganz gut. Ihr gefiel der lila Hauch des Lidschattens. Vielleicht sollte sie die Maskara ausbessern – nicht, daß es hier irgend etwas ausgemacht hätte.
Nein, das würde sie nicht tun. Sie war nicht hierher gekommen, um sich herzurichten. Sie lächelte. Doch, das war sie, dachte sie, nur nicht wegen dieser Art von Herrichten.
Sie hatte das Zeug zu Hause gerollt, in der Marlboro-Schachtel versteckt und nahm es jetzt heraus. Sie lächelte in freudiger Erwartung. Du hast wirklich schon viel hinter dir, Kleine.
Es war das allerbeste aus der Dritten Welt – C & C. Colombian und Crack, obwohl nur ein winziges bißchen von letzterem. Sie zündete den Joint an und inhalierte tief, hielt es in der Lunge. Noch bevor sie den ersten Zug herausgelassen hatte, spürte sie die erste Wirkung des Cracks. Sie erlaubte sich einen weiteren Zug. Es war eine gute Mischung. Das Crack ließ einen in den Himmel aufsteigen, und das Marihuana machte den Abstieg ganz angenehm.
Nachdem sie den halben Joint wieder in die Zigarettenschachtel zurückgesteckt hatte, warf sie einen letzten Blick auf sich im Spiegel und lächelte sich an. » Linda bedeutet hübsch «, sagte sie laut und kicherte.
Ihre gute Laune verflog fast sofort, als sie in den Flur ging. Zuerst rutschte sie auf ihrem Absatz auf den Fliesen aus, und der Absatz brach ab. Wenn die Wand nicht gewesen wäre, wäre sie gestürzt.
»Mist.«
Sie hielt sich mit einer Hand an der Wand fest und versuchte, ihr Gleichgewicht zu finden, um ihre Schuhe auszuziehen, als
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