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Der Deal

Der Deal

Titel: Der Deal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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ein unbekanntes Gesicht aus ihrem Büro schaute. »Kann ich Ihnen helfen?«
    Ein Mann, sah gar nicht so schlecht aus. Nicht allzu gut gekleidet, aber auch nicht schlampig. Sie lächelte schief und fühlte sich plötzlich schwindlig von den Drogen. Verdammt, sie war den ganzen Tag allein gewesen, und – sie hatte wieder mal Pech – in dem Moment, als sie sich entschlossen hatte, sich etwas gehenzulassen, tauchte jemand auf.
    »Es tut mir leid«, sagte sie zu dem Mann, als sie so mit ihren Schuhen in der Hand im Flur stand. Als nächstes würde sie sich wahrscheinlich eine Laufmasche in die Strumpfhose machen.
    Der Mann zuckte mit den Achseln. »Kein Problem. Ich hatte gehofft, Mister Polk hier zu finden. Ist er da?«
    Sie ging zu ihm, berührte ihn dann leicht, als sie zu ihrem Schreibtisch ging. Es würde bessergehen, wenn sie saß. Der Mann schaute auf das Namensschild auf ihrem Schreibtisch. »Sind Sie seine Frau?«
    Sie lachte kurz, als sie das hörte. »Nein, seine Tochter.«
    Plötzlich stand sie wieder auf, streckte ihre Hand aus. »Linda Polk, Tochter von Samuel Polk und Nachfahrin von US-Präsident James K. Polk. Er war direkt nach Lincoln Präsident, glaube ich.«
    Der Mann hatte einen festen, nüchternen, ernsten Handschlag. »Ich glaube, wohl etwas früher«, sagte er.
    »Wie auch immer.« Sie fühlte, wie sie innerlich anfing zu glühen, wie sie sich öffnete, sich besser fühlte. Man konnte besser mit ihr reden, sie mögen.
    »Wird Ihr Vater heute noch kommen?«
    »Nein. Er war bei einer Beerdigung heute morgen, und dann sind er und Nika …« Sie unterbrach sich. Nika. Sie wollte sich nicht auf Nika konzentrieren.
    Der Mann lächelte. Er hatte so ein wunderbar einladendes Lächern. »Ich bin selbst von der Beerdigung gekommen. Ich bin ein Freund von Ed Cochran. Vielmehr – ich war es.«
    Er hielt ihr eine Karte hin, die weit entfernt in seiner Hand schwebte, bis sie nach ihr griff. »Mein Name ist Dismas Hardy, Linda. Erwarten Sie Ihren Vater heute noch zurück?«
    »Ich erwarte ihn überhaupt nicht mehr zurück.«
    Hoppla. Das hatte sie gar nicht sagen wollen. »Ich meine, nicht mehr, wie er früher war.«
    »Wie er wann war?«
    »Vor Nika.«
    »Wann war das, Linda?«
    Sie mochte es, wie er ihren Namen sagte. Er sah wirklich gut aus, vielleicht ein bißchen alt. Fünfunddreißig? Schön braun für einen Städter. Vielleicht arbeitete er viel im Freien.
    »Wie bitte?« sagte sie.
    »Wann war ›vor Nika‹?«
    Sie fuchtelte mit der Hand herum. »Nika, ja richtig. Vermutlich im letzten Sommer, dann haben sie geheiratet, vor Weihnachten, und ab da lief alles verkehrt.«
    »Sie meinen, mit dem Geschäft?«
    »Nein, nein, nein. Nicht mit dem Geschäft. Das war erst später. Ich meine, mit mir und Daddy.«
    Ach verdammt, sie würde wieder heulen. Das war das einzig Schlimme an den Drogen – sie wühlten einen so auf. Der Trick war, ganz schnell an etwas anderes zu denken. »Das mit dem Geschäft«, sagte sie, »war erst, als das mit La Hora passiert ist, etwa im Februar.«
    Aber der Mann sprang darauf überraschenderweise nicht an. »Was ist mit Ihnen und Ihrem Daddy geschehen?«
    Er tat so, als ob es ihn wirklich kümmerte. Er saß gemütlich auf seinem Stuhl zurückgelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt und entspannter als sie. Sie brauchte ihn nur anzuschauen, um sich besser zu fühlen. »Es tut mir leid«, sagte sie, »ich bin manchmal sehr gefühlsbetont.«
    Er nickte.
    »Weil, bevor Nika … na ja, wissen Sie, meine Mom starb, als ich zehn war – das ist zehn Jahre her, unglaublich, nicht? –, und Daddy und ich waren danach immer wie beste Freunde. Ich meine, ich habe hier angefangen zu arbeiten, als er das Geschäft aufbaute, und wir haben alles zusammen gemacht. Wir waren wie ein Team. Und es war nicht so, daß er keine Freundinnen gehabt hätte. Das war cool. Ich war nicht – wir waren nicht irgendwie anders, wissen Sie. Aber Nika war anders.«
    Er beugte sich vor. »Wie anders?«
    »Irgendwie so, ich weiß nicht, überwältigend. Und ich begreife es nicht. Haben Sie sie oder meinen Vater schon mal gesehen?«
    »Ich glaube, sie waren bei der Beerdigung, aber ich wußte nicht, wer sie waren.«
    »Kommen Sie mal mit, und schauen Sie sich das an.«
    Sie führte ihn in das Büro ihres Vaters, das mit einem großen Schreibtisch bestückt war. Und da stand das Bild, größer als nötig, in einem silbernen Rahmen. »Hier, das ist mein Vater mit Nika. Ich finde sie gar nicht so

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