Der Deal
nennen würde. Wo haben sie den Zettel gefunden?«
»Im Wagen.« Glitsky zeigte unten auf die Seite. »Sieh, da steht es. Im Wagen.«
»Noch nicht mal an ihm? Er könnte das vor einem Jahr geschrieben haben.«
»Ich weiß.« Glitsky ging zum Fenster hinüber, lehnte sich heraus, um auf die darunter liegende Straße zu schauen. »Vielleicht ist etwas anderes im Gange.«
»Ja, und vielleicht bringt gerade das Frannie um ihre Versicherungssumme.«
Glitsky nickte, ohne sich umzudrehen. »Vielleicht.«
Hardy las weiter, kippte sein Bier herunter. »Und das hier? Konnte Griffin mir das nicht sagen?«
»Was?«
»Mit der Waffe wurde zweimal geschossen. Was? Eddie wollte ein paar Runden zielen üben, damit er auf keinen Fall danebenschießen würde?«
Glitsky sagte nichts. Hardy blätterte weiter, hielt bei den Fotos inne, schloß die Akte und trank noch mehr Bier. »Das stinkt, das stinkt wirklich.«
Glitsky ging zum Aktenschrank zurück und lehnte sich dagegen. »Ich sag dir was, Diz. Bringe mir einen Beweis für dein Gefühl.«
Hardy nickte. Dies war ein erstes Angebot, vielleicht ein einmaliges. Ein gutes Zeichen. Zweifelsohne nagte es auch an Glitsky. Hardy zwang sich, die Fotos von Ed noch einmal anzuschauen, die Waffe lag vielleicht dreißig Zentimeter von seiner rechten Hand entfernt. Unter seinem Kopf hatte sich eine große Lache gebildet, die im Licht der Kamera schwarz aussah. Er starrte lange auf dieses Bild, den leblosen Körper, auf der Seite liegend, etwa einen halben Meter vom Gebäude entfernt.
»Wenn er sich umgebracht hat, wundert es mich auch, daß er nicht gegen das Gebäude gelehnt war, als er abgedrückt hat«, sagte Hardy.
Glitsky trank seinen Kaffee aus und warf den Styroporbecher in den Papierkorb. »Ja, richtig«, sagte er. »Es ist erstaunlich, über wieviel man sich hierbei wundern kann.«
Kapitel 12
Arturo Cruz hatte das Verdeck seines Jaguars XK-E abgenommen und genoß diesen selten warmen Abend, als er vom China Basin nach Hause fuhr.
Gestern abend war er wütend auf Jeffrey gewesen. Zum erstenmal, seit sie zusammen waren, hatten sie nicht miteinander geschlafen. Jeffrey war vor dem Abendessen verärgert hinausgestürmt und bis heute morgen nicht zurückgekommen.
Als er dann in sein Büro kam, war Cruz nur erleichtert, daß er wieder da war. Er nahm ihn in den Arm, seine Wut war vergessen, der Grund für den Streit, alles. Wenn Jeffrey wieder da war, war alles in Ordnung.
Und es war tatsächlich alles wieder in Ordnung. Ein guter Tag, ein guter Verkauf auf der Straße, noch ein Monat gesichert. Die Zahlen für La Hora für den Monat Mai waren reingekommen, und die Zeilenzahl der Anzeigen lag sechs Prozent über der des letzten Mai. Die Einkünfte waren um vierzehn Prozent gestiegen!
Und der Anstieg der Einkünfte lag einzig und allein an ihrer Auflage, auf der die Preise für die Anzeigen basierten. Und jetzt, wo der Vertrieb im Hause geregelt wurde, würde die Zahl unter dem Strich im nächsten Jahr emporschießen. Wenn sie El Dia von ihren Lesern fernhalten konnten. Aber das konnten sie. La Hora war die bessere Zeitung. El Dia war immer noch ein Schundblatt und vielleicht noch fünf Jahre von professioneller Qualität entfernt.
Trotzdem ließ ihn die Drohung, auch wenn sie in der Ferne lag, die Stirn runzeln. Er mußte weiterhin ein Auge auf die Zeilenzahl der Anzeigen haben. Wenn die absank, auch nur ein bißchen, würde das vielleicht einen Trend anzeigen. Er würde besser morgen einige Planungsdiagramme anfertigen lassen.
Er diktierte ein Memo dazu, legte dann das Diktaphon in die Halterung auf dem Armaturenbrett. Das war genug Geschäftliches. Und es war ein guter Tag gewesen.
Bis dieser Hardy wiedergekommen war. Allein der Gedanke daran machte ihn schon fast wieder wahnsinnig. Warum hatte Jeffrey Hardy erzählt, daß er Ed Cochran gekannt hatte? Und wie konnte er selbst so blöd gewesen sein, es später abzustreiten? Am Tag zuvor hatte er dem anderen Inspektor, Giometti, erzählt, daß sie sich geschäftlich gekannt hatten. Darum war Hardy wahrscheinlich noch mal dagewesen, weil das nicht übereinstimmte.
Er würde einfach sagen, daß er, Cruz, geglaubt habe, Hardy hätte von einer persönlichen Beziehung zwischen ihm und Cochran gesprochen. Damit wäre die Sache geklärt. Aber auf jeden Fall mußte er das Mißverständnis mit Jeffrey klären.
Er bog links ab und kam auf die Market Street, schwenkte die Sonnenblende zum Schutz vor der untergehenden Sonne
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