Der Deal
Polizisten?«
»Aber, ich würde mich nie für einen Polizeibeamten ausgeben. Ich bin ziemlich sicher, daß das ein schweres Verbrechen ist.«
»Aber bei deinem ersten Gespräch könnte er doch zu dem Schluß gekommen sein, daß du zur Crème de la crème der Stadt gehörst?« Glitsky kratzte sich geduldig an der Narbe, die über seine Lippen lief.
»Es ist immer wieder erstaunlich, auf welche Gedanken man manchmal kommt«, sagte Hardy. »Es könnte schon möglich sein, daß er das dachte, wenn er seiner Phantasie freien Lauf gelassen hat.«
Glitskys Telefon klingelte. Es war fünf Uhr, und Hardy lehnte sich entspannt zurück. Es war ein langer Tag gewesen, aber kein erfolgloser. Selbst die Tatsache, daß Cruz ihn abgewiesen hatte, war aufschlußreich.
Abe sprach am Telefon über Winkel von Messerwunden und Körpergrößen von Verdächtigen. Hardy hörte mit einem Ohr zu. Es war ernst, wovon er sprach, wie sein Problem, daß Eddie Cochran Rechtshänder war.
Glitsky legte auf. Als ob sie gar nicht gestört worden wären, fuhr er fort: »Und was ist, wenn Cruz merkt, daß du kein Polizist bist?«
»Warum sollte er?«
Glitsky versuchte, den Geduldigen zu spielen. »Hardy, weil Polizisten Termine bekommen. Sie sagen nicht: ›Tut mir leid, ich komme morgen wieder.‹ Sie machen ihr Blaulicht an und sagen: ›Sehen Sie, ich habe auch viel zu tun.‹«
»So was habe ich früher auch nicht gemacht.«
»Was nicht heißt, daß es nicht die richtige Vorgehensweise wäre.« Der Inspektor stand plötzlich auf. »Möchtest du einen Kaffee?«
Hardy schüttelte den Kopf. »Wenn du ein Bier hättest?«
Glitsky langte in die Schublade unter den Kaffee und warf Hardy eine warme Halbliter-Dose Schlitz zu. »Alkohol ist im ganzen Gebäude verboten.« Er ging nicht wieder um seinen Schreibtisch herum, sondern lehnte sich gegen die Kante des stählernen Aktenschrankes, trank seinen schwarzen Kaffee und wartete ab.
Hardy öffnete die Dose, nahm einen Schluck und verzog das Gesicht. »Es ist eben kein Bass Ale.«
»Aber frisch. Es hat wahrscheinlich erst seit zwei Jahren da drin gelegen.«
Nach dem ersten Schluck machte es Hardy jedoch nichts mehr aus. Er nahm noch einen. »Was heißt also ›zweifelhafter Selbstmord‹?«
»›Zweifelhafter Selbstmord‹ heißt, daß Strout, der ärztliche Leichenbeschauer, das Problem umgehen will.«
»Warum?«
»Weil er bekannt dafür ist, keinen Fehler zu machen.«
»Aber es muß so oder so entschieden werden.«
Glitsky schaute zum Fenster hinaus, trank seinen Kaffee.
»Ja, Abe«, sagte Hardy.
»Griffin ist vorbeigekommen und hat gesagt, daß die Entscheidung Mist war, daß es ein normaler Selbstmord hätte sein sollen. Er sagte, daß er Strout das empfohlen habe.«
»Wird er also noch weiter daran arbeiten?«
Glitsky wies auf seinen Schreibtisch. »Da ist die Akte. Er hat sie mir gegeben, hat gesagt, ich solle meinen Freund bitten – also dich, Diz –, ihn anzurufen, wenn du noch etwas finden solltest. Nein, ich glaube nicht, daß Griffin noch viel tun wird.«
»Aber der Fall ist immer noch offen?«
Glitsky zuckte mit den Achseln. »Manche Fälle bleiben offen. Eine Formalität.«
»Das stinkt.« Hardy trank die halbe Dose Bier, während sich Glitsky weiterhin die Skyline einprägte, bis er schließlich sagte: »Wenn du irgend etwas hast, werde ich es mir anhören.«
»Ich habe nada «, gab Hardy zu. »Cruz hat mir eine glatte Lüge erzählt. Ich habe ihn gefragt, ob er Eddie Cochran gekannt hat, und er antwortete nicht gleich, überlegte und sagte dann nein. Ich frage mich, warum. Das ist alles, was ich habe.«
»Und, daß er dich nicht treffen wollte.«
»Ja, und das.«
Sie schwiegen. Vor Glitskys Büro waren Kollegen zu hören, die nach Hause gingen. Hardy konnte sehen, wie sich der Verkehr auf der Oakland Bridge zurückstaute. Er trank noch etwas warmes Bier, griff dann hinüber zu der Akte auf Glitskys Schreibtisch und begann, die wenigen Seiten durchzublättern.
Einen Moment später klopfte Hardy auf die Akte. »Wie das hier. Sieh dir das an.«
Glitsky stellte sich hinter ihn.
»Ja, das ist ein Schwachpunkt«, sagte er.
›»Es tut mir leid, ich muß …‹« las Hardy. »Was soll das wohl heißen?«
»Vielleicht mußte er mal zur Toilette.«
»Vielleicht mußte er auch irgend etwas anderes tun. Griffin nennt das ein Selbstmordbekenntnis?«
»Er sagt nicht, daß es keines ist.«
Hardy machte die Akte zu. »Abe, das ist nicht gerade das, was man schlüssig
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