Der Deal
sich weiter an der Hand gehalten, blieben dann stehen, als sie um die Ecke gegangen waren. Der Kuß mit geöffnetem Mund, hungrig. Ein Schritt zurück, den Rock hochgeschoben, die Schuhe ausgezogen. Schnell um sich geschaut, dann die Strumpfhose runter und aus, und irgendwo hingeworfen, vielleicht in einen der Kartons.
Und dann das warme Gebäude, Hardys Hose noch nicht mal runter, gegen sie gedrückt, in sie hinein, feucht und bereit, ihre Beine um seine Hüften geschlungen, die Küsse wunderbar, ein wortloser Rhythmus.
»O Gott, Daddy ist noch hier.«
Hardy hielt sie am Arm. Sie hatten beide nicht die Absicht, den anderen zu sich nach Hause einzuladen, und beschlossen deshalb, drinnen einen Schlummertrunk zu nehmen.
»Was, wenn er herausgekommen wäre …«
»Wie ich Andy kenne, wäre er wieder hineingegangen, hätte noch etwas getrunken und sich nicht anmerken lassen, daß er uns gesehen hat.«
»Was ist, wenn er meine Strumpfhose sieht?«
Er drückte ihren Arm. »Du hast keine an.«
Ein Blick, der sagte: ›Das meine ich ja‹ – und dann konnten sie ihm plötzlich nicht mehr ausweichen, weil er gerade von seinem Tisch aufstand, als sie hereinkamen.
Hardy hatte immer noch weiche Knie, wollte mit Jane darüber sprechen, was es bedeuten könnte, und wußte, daß er das zurückstellen mußte. Andy sah ihn, warf seiner Tochter einen Blick zu und kam dann auf sie zu.
»Du hast von einem alten Freund gesprochen«, sagte er ein wenig mißbilligend zu Jane, »nicht von einem ehemaligen Familienmitglied.«
Er musterte Hardy. »Du siehst gut aus, mein Sohn. Ist das Leben gerecht zu dir?«
Sie plauderten, lernten auf dem Weg zur Bar seine Begleiter kennen, die sowieso gerade nach Hause gehen wollten. Wenn Hardy gut aussah, sah Andy unglaublich gut aus. Immer noch dünn wie eine Bohnenstange, ein faltenloses Gesicht, dichtes Haar, das die Farbe von Stout hatte. Er trug ein Kamelhaar-Sportsakko und eine Krawatte.
Andy war für seine Direktheit bekannt. »Wie kommt es, daß ihr beide zusammenseid?« war das erste, was er an der Bar fragte.
»Reiner Zufall«, antwortete Jane.
»Jeder, der an reine Zufälle in diesem Leben glaubt, paßt nicht gut genug auf.« Er trank einen Schluck Cognac. »Vielleicht war es Zufall, daß ihr euch hier getroffen habt, aber daß ihr mit mir hier zwei Stunden später sitzt, sieht nach freiem Willen aus.«
Hardy lachte. Andy hatte als Richter den gleichen Stil. Er fragte Hardy offen: »Und was fängst du so mit dir an? Ich warte immer noch darauf, dich eines Tages wieder im Gericht zu sehen. Zurück zu den Wurzeln.«
Jane saß zwischen ihnen, durch ihre Position mit einbezogen. Hardy erzählte ein wenig und berührte gelegentlich Janes Rücken mit seiner flachen Hand. Sie lehnte sich zurück oder vor – hinein in seine Berührung.
Hardy, der ehemalige Assistent des Bezirksstaatsanwaltes, schüttelte seinen Kopf. »Ich bin einfach nicht so intellektuell. Wenn ich irgend etwas tun würde, glaube ich, würde ich wieder zur Polizei gehen.«
Andy zog seine Augenbrauen hoch. »Das schließt aber ›intellektuell‹ nicht aus.«
»Vielleicht kennen wir nicht dieselben Polizisten.«
»Wenn wir von ›intellektuell‹ sprechen, kennen wir vielleicht nicht dieselben Anwälte.«
»Jedenfalls«, fuhr Hardy fort, »könnte mir vielleicht mein Freund Glitsky behilflich sein, bei der Polizei wieder anzufangen, aber ich habe eigentlich keine Lust dazu. Ich will keinen Chef haben.«
»Ich auch nicht. Was gäbe ich um einen Posten als Bundesrichter!«
Aber das war das alte Klagelied und nicht zu ernst gemeint. Bundesrichter wurden auf Lebenszeit ernannt. Falls kein schimpfliches, anklagbares Verhalten vorlag – was bei Andy Fowler aller Wahrscheinlichkeit nach nie vorliegen würde –, war die Stelle eine derjenigen, die am meisten der Stellung Gottes ähnelten. Aber Andy war seit fünfundzwanzig Jahren beim Obersten Gerichtshof, und Hardy wußte, daß er dort glücklich war. Nicht, daß er die Stelle ohne Chef nicht annehmen würde, aber er bemühte sich auch nicht darum.
Als Hardy erzählte, worum er sich im Moment bemühte, hörte Andy auf zu lächeln.
»Ich weiß ein wenig über Arturo Cruz«, bot er an. »Er ist ein gemeiner Hund, nicht wahr?«
Das war Hardy neu, denn er wußte nur, daß Cruz ein Lügner war.
»Wenn ich den Fall bekomme, werde ich ihn ablehnen müssen. So eine Schande.«
Hardy schaute verblüfft aus, und Andy erklärte es. Einer seiner Golfpartner im Olympic
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