Der Deal
Club vertrat einige Leute im Prozeß gegen Cruz. Ein Katze-und-Maus-Fall. Scheinbar hatte Cruz eine Reihe seiner Vertriebsfirmen dazu gedrängt, viel Geld für das Wachstum seiner Zeitung auszugeben – Lastwagen und Münzautomaten und so weiter –, und als die Zeitung anfing, schwarze Zahlen zu erwirtschaften, hatte er sie rausgeschmissen und den Vertrieb über seine Firma abgewickelt.
»Und natürlich war alles mündlich, weil sie ja meistens gute Brüder und Schwestern aus der Dritten Welt waren.«
Jane berührte den Arm ihres Vaters. »Daddy.«
»Ich bin nicht aufgebracht«, sagte er, »und das war keine rassistische Bemerkung. Und wenn es das doch gewesen sein sollte, nehme ich es sogar hier, im Schoß der Familie, zurück.«
Das kann der Grund dafür sein, dachte Hardy, daß Cruz vorgab, einen Mitarbeiter aus einer seiner Vertriebsfirmen nicht zu kennen. »Könnte ich diesen Mann, deinen Freund, kennenlernen?« fragte er, ohne auf den Wortwechsel zwischen Vater und Tochter überhaupt einzugehen.
Andy nickte und trank sein Glas leer. »Sicher, hast du einen Stift?«
Er schrieb Hardy die Telefonnummer auf eine Karte und küßte dann seine Tochter. »Wir arbeitenden Spießer müssen morgens früh aufstehen.« Er stand auf und streckte seine Hand wieder aus. »Dismas, ich habe dich vermißt, und das meine ich ernst. Komm doch mal vorbei. Wenn du einen Grund brauchst, läßt du dich einfach einsperren.«
Er sah die beiden an. »Eine Schande«, wiederholte er, wie zu sich selbst, so feinfühlig wie ein Elefant im Porzellanladen.
Sie sahen zu, wie er sich zwischen den Tischen hindurchschlängelte. Jane legte ihre Hand auf Hardys Oberschenkel, ließ sie dort liegen. »Und was jetzt?« Sie wandte sich ihm auf dem Barhocker halb zu.
Seine Gedanken waren plötzlich bei Cruz, dann auch bei Ed und Frannie. »Ich werde wohl den Freund deines Vaters anrufen.«
»Nein, Dismas.« Für eine kurzen Augenblick schaute sie amüsiert. »Was ist mit uns ?«
Es war eine direkte Frage – nicht die eines schüchternen Mädchens. »Uns?«
»Mit dir und mir. Uns?«
»Es ist irgendwie komisch, nicht?«
»Vor einer halben Stunde war es gar nicht so komisch.«
Da hatte sie schon recht, das mußte er zugeben. »Nein, war es nicht.« Dann: »Muß ich sofort antworten?« Er langte mit seiner Hand zu ihr rüber, und da war wieder ihre Hand, die seine hielt. »Verflixt, Jane, wir sind geschieden.«
Jane hob seine Hand und küßte sie. »Da draußen …«
Hardy nickte. »Aber das war sowieso nie das Problem.«
»Nein, ich erinnere mich.«
Kein Lächeln. Nur eine Tatsache.
»Vielleicht war es selten, wie?«
»Vielleicht.«
Sie nahmen beide ihre Gläser. Janes Hand lag auf seiner, ungewohnt und beängstigend. Er bemerkte den perfekt aufgetragenen, korallenfarbenen Nagellack, die kühle Linie der blauen Venen unter der zarten, gebräunten Haut. Er stellte sein Glas ab und legte seine andere Hand über ihre.
»Was hältst du davon, wenn wir uns für nächste Woche oder so verabreden?«
Das hatten sie immer gemacht, als sie verheiratet gewesen waren. Sie hatten sich verabredet.
»Eine richtige Verabredung?« fragte sie.
»Ja, du weißt schon – Abendessen, Kino oder so.«
Sie dachte einen Moment nach. »Wann?«
Kapitel 13
Jim Cavanaugh saß im Pfarrhaus in seiner Bibliothek, ein Buch mit der Schrift nach unten in seinem Schoß. Es war zehn Uhr morgens, und die für die Jahreszeit ungewöhnlich warme Witterung hielt an. An diesem Tag war er um fünf Uhr aufgestanden und, während er sein Brevier las, eine halbe Stunde lang auf den Straßen um St. Elisabeth spazieren gegangen. Nach der Messe um halb sieben, an der dreiundzwanzig ältere Frauen und seine beiden Meßdiener teilgenommen hatten, war er ins Pfarrhaus zurückgekehrt und direkt in die Bibliothek gegangen. Das war fast drei Stunden her.
Rose steckte kurz den Kopf herein und sah ihn aus dem Fenster starren. »Pater?«
Er schaute sie an, sein Gesicht voller Kummer. »Ist alles mit ihnen in Ordnung?«
Die Frage schien ihn umzuhauen. »Mir geht es gut, Rose, danke.«
Besorgt hielt die alte Frau inne, wollte in aber nicht bedrängen. »Werden Sie dann frühstücken kommen? Ich könnte die Eier wieder aufwärmen. Das geht gut in der Mikrowelle. Oder ich könnte auch neue machen.«
Cavanaugh lächelte seine Haushälterin an. »Ich habe das Frühstück ganz vergessen, nicht? Ich bin aus dem Rhythmus.«
Sie nahm an, er wolle einen Witz über sich selbst machen –
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