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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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an den Türen ihrer Spinde befestigt worden waren.
    Und so passierte es nach zwei für Jones, den Bläser, frustrierenden Wochen, in denen er in den Spindräumen des Fußvolks keine einzige Spur gefunden hatte, daß er es sich anmaßte, die Spinde seiner Mitschichtführer zu überprüfen, sogar die von Beamten, die einen höheren Dienstgrad hatten als er, was so ungefähr die tapfersten Amtshandlungen seiner ganzen Polizeikarriere waren. Daß er so gewagte Manöver riskierte, lag daran, daß er ausgerechnet auf der Toilette dem Gespräch zweier Cops gelauscht hatte (die Leute konnten sich wahrhaftig nicht mal ungestört fühlen, wenn sie auf dem Lokus saßen) und darüber informiert worden war, daß ein bestimmter Lieutenant ein »Künstler« sei. In demselben Gespräch war, wie er gehört hatte, einem der Cops von seinem in der Nebenkabine sitzenden Kollegen mitgeteilt worden, der betreffende Lieutenant habe gesagt, Deputy Chief Downs lese sehr gern im Alten Testament, während er scheiße.
    Was Jones, der Bläser, nicht wußte, war die Tatsache, daß bereits seit drei Tagen jeder Cop in der Tagesschicht sotto voce über den betreffenden Lieutenant redete und inbrünstig hoffte, von Jones, dem Bläser, abgehört zu werden. Endlich hatte es nun, ausgerechnet auf dem Lokus, geklappt.
    Jones, der Bläser, schlich sofort zu den Spinden der Aufsichtsbeamten und näherte sich mit flatterndem Puls dem Spind eines ziemlich ausgekochten Lieutenants der Frühschicht, von dem man annehmen konnte, daß seine Eier beim Gehen tatsächlich bimmelten.
    Die Eier von Jones, dem Bläser, der den Atem anhielt, als er es wagte, mit dem Generalschlüssel den Spind des abgebrühten Lieutenants zu öffnen, waren ebenso kalt wie seine Hände und Achselhöhlen, und bei alledem stellte er sich pausenlos vor, wie berühmt er werden würde, falls er einen Beweis fände. Er hatte keine Ahnung, daß der Lieutenant von der Frühschicht seit drei Wochen auf Urlaub war. Aber das Fußvolk der Frühschicht wußte es um so besser.
    Als Jones, der Bläser, den Spind öffnete, zog er, was er nicht merken konnte, eine Schleife auseinander, die aus einem Stück Angelschnur bestand, und dadurch aus einer Handgranate den Sicherungsstift heraus. Die Tür des Spinds wurde Jones, dem Bläser, ins Gesicht geschleudert und schlug ihm ein dickes Veilchen. Gellend schrie er auf, griff nach seinem Auge, hörte ein Zischen, roch Schwefel oder Cordit, und noch bevor die »Explosion« verklungen war, die etwa die Gewalt eines Knallfroschs hatte, aber sich innerhalb des Spindraums sehr viel lauter anhörte, lag Jones, der Bläser, auf dem Boden und spürte das, was hinterher als leichte Herzattacke diagnostiziert wurde. Er landete in der Notaufnahme des Krankenhauses, wo ihm die Geile Mutter bloß ein EKG abnahm, gehässige Blicke zuwarf und eine kleine Blume schenkte.
    Es war eine Übungsgranate der US-Army gewesen, deren Herkunft nicht geklärt werden konnte. Der Lieutenant, der sich im Urlaub befand, wußte von gar nichts, war aber nicht besonders traurig, als er erfuhr, daß jemand seinen Spind für einen so gemeinen Streich mißbraucht hatte. Jones, der Bläser, wurde als Opfer eines Dienstunfalls behandelt und fing an, sich jedes Streßsymptom zuzulegen, das die Medizin kannte, Asthmaanfälle eingeschlossen.
    Der Schreckliche Tscheche und die übrigen durften erst gehen, nachdem die Kopfjäger drei Stunden lang jeden einzelnen von ihnen ausgequetscht hatten. Das bedeutete, daß er und Jane Wayne erst um acht Uhr ins Haus des Jammers kamen und sich auf zwei Portionen eines unappetitlichen Schleims einigten, den Leery gleichwohl als Clam Chowder bezeichnete, als Ragout aus Fisch und Muscheln.
    Sie waren halb blau, als Mario Villalobos um zehn Uhr aufkreuzte, aber Dolly und Dilford waren schon total hinüber.
    »Widerlich! Ekelhaft!« sagte Jane Wayne zu ihrem Chowder, als Mario Villalobos sich auf seinen gewohnten Platz am Ende der Bar setzte.
    Der Detective fand, daß Jane Wayne in ihrem Cowboyhemd, ihren Reitstiefeln und den hautengen Jeans heute abend irgendwie geschlechtslos aussah. Der Schreckliche Tscheche las die Los Angeles Times, während er an der Bar sein Ragout aß, und er trug brandneue Jordache-Jeans.
    Die veranlaßten Dolly, herumzustänkern: »Der Schreckliche Tscheche hat ja ne besonders stabile Hose an. Wenn man dem klarmachen wollte, daß er seinen Arsch woandershin verfügen soll, müßt man ihm bestimmt zweimal reintreten!«
    »Dem sind die

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