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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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auf der Jane Wayne und der Schreckliche Tscheche inzwischen ihre Jordache-Jeans aneinanderrieben und sich gegenseitig an den Ohren knabberten, scharf im Auge behielt. Hans und die Groupies waren eifrig damit beschäftigt, sich Geschichten von exotischen und ausgefallenen Orgien zu erzählen, an denen sie angeblich teilgenommen hatten. Dilford und Dolly waren derart voll, daß sie gar nicht mehr miteinander redeten, aber Dolly hatte ihren Arm um Dilfords Schulter gelegt und sagte: »Ich hab ne Heidenangst, daß ich von dem, was wir heute erlebt haben, Alpträume krieg. Ich möcht von derart häßlichen Dingen nicht auch noch aus dem Schlaf gerissen werden!«
    Was Cecil Higgins, der heimlich zugehört hatte, zu der Bemerkung veranlaßte: »Ihr müßt mal meine Frau sehen. Ich werd ständig von häßlichen Dingen aus dem Schlaf gerissen.«
    »Ich hab ja mal 'n Wellensittich totgemacht«, erklärte Runzel-Ronald plötzlich mit weinerlicher Stimme.
    »Hat dich keiner danach gefragt, Ronald«, sagte Dilford. »Für heute reicht's mir mit Leichen.«
    Cecil Higgins sagte: »Meine Alte ist häßlicher als 'n Dutzend Yassir Arafats und noch 'n paar von solchen Typen zusammen.«
    Runzel-Ronald hatte im Verlauf der letzten Stunde ganz offensichtlich die Übersicht verloren und legte jetzt Geständnisse ab. »Ich hab ja außerdem noch vier Wellensittiche totgemacht«, sagte er. »Wenn die Alte wüßte, daß ich die Wellensittiche totgemacht hab, würd sie mich genauso in die Wüste schicken wie ihren ersten Mann. Ihr gehört das Haus und das Auto. Und wenn ich dann nicht wenigstens meine Pension hätte, müßt ich wahrscheinlich im Gänge viertel unterkriechen, bei der Mitternachtsmission. Und müßt Blut spenden, bloß um 'n paar Piepen in der Tasche zu haben.«
    Plötzlich brach Runzel-Ronald die Stimme, und Mario Villalobos sagte: »Das reicht ja nun wirklich! Das heulende Elend. Zeit, nach Hause zu gehen.«
    Weil Leery in der ganzen Bar der einzige war, der noch einigermaßen zusammenhängend denken konnte, wurde er äußerst neugierig und fragte: »Warum machste denn Wellensittiche tot, Ronald?«
    »Sie sind dreckig. Sie scheißen alles voll!« sagte Runzel-Ronald weinerlich. »Meine Alte läßt sie raus aus ihrem Käfig, und dann fliegen sie überall im Haus rum. Würd euch das vielleicht passen, wenn in eurem Weizenmüsli dauernd Sittichscheiße war?«
    »Ich koch mir nicht mal Weizenmüsli, seit ich alleinstehend bin«, sagte Dilford. Inzwischen war er im Begriff, weinerlich zu werden und sich selbst leid zu tun. »Du müßtest bloß mal meinen Frühstücksspeck sehen, Dolly. Der ist bald völlig grün und hat Haare. Oh, ich hasse es, allein zu leben. Keiner kümmert sich um mich.«
    »Wie haste denn diese Sittiche totgemacht?« wollte Leery wissen.
    »Wenn du nicht so entsetzlich neugierig wärst, hältst du deinen Laden wahrscheinlich längst dichtgemacht und wärst nach Sun City gezogen«, vermutete Mario Villalobos. »Aufs Geld kommt es dir gar nicht mal an.«
    »Hab ihnen immer 'n bißchen Stärkespray in den Schnabel gesprüht«, sagte Runzel-Ronald. »Is 'n gnädiger Tod, und außerdem is es 'n perfektes Verbrechen. Sie machen bloß 'n kleinen Kopfsprung von der Stange runter.«
    »Ich find dich ekelhaft!« sagte Dolly streitsüchtig. »Irgend jemand sollte dir mal so richtig die Halsschlagader zuquetschen.«
    »Irgend jemand sollte mir mal den Schwanz zuquetschen, bis ich schrei!« rief Hans seinen Groupies zu, worauf Dolly ihm erklärte, er sei pervers.
    »Ich find's unheimlich scharf, wenn kleine Mädchen aggressiv werden«, sagte Dilford. »Hey, Leery, ich möcht Dolly einen ausgeben und ihren Widerstand brechen.«
    »Genau das könnt der Anfang einer wunderschönen Freundschaft sein«, sagte Leery glücklich, während er den Schnaps eingoß, gleichzeitig nach Dilfords Zaster grapschte und dabei schielte wie ein Wasserspeier.
    »Für junge Leute gibt's 'n ganz hervorragenden Ort in Nevada«, sagte Mario Villalobos. »Heißt Mustang Ranch.«
    »Oh, is der Witz klasse!« kreischte mit einem Mal Hans mit seiner seltsam leiernden Stimme, während eins von den Groupies ihn abknutschte. »Sie hat gesagt, du darfst nie 'n Mexikaner auf 'nem Fahrrad übern Haufen fahren, weil's dein Rad sein könnte!« Dann fiel Hans ein, daß hier einer saß, der immerhin wie ein getürkter Mexikaner aussah, und er sagte: »War keine Beleidigung, Mario.«
    Genau in diesem Moment ging die Tür auf, und eine schmale, geschmeidige

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