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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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seinerseits vor jeder höheren Autorität Angst hatte, verpfiff er selten jemanden, der mehr war als Sergeant.
    Milo Jones war ein Mann, der in seinen besten Jahren ähnlich wie Mario Villalobos um zwei bis drei Zentimeter kleiner geworden war, wobei er allerdings, wie man dazu gleich sagen muß, nie besonders groß gewesen war. Anders als Mario Villalobos wurde er auch, statt in die Breite zu gehen, irgendwie immer magerer, seitdem ihn ein Zwölffingerdarmgeschwür und ein immer häufiger flatterndes Herz quälten. Es war ganz offensichtlich, daß jede Art von polizeilicher Tätigkeit für Typen wie Milo Jones überall auf der Welt äußerst gefährlich war. Zusätzlich zu dem Streß, den er als schon von Haus aus ängstlicher Mann ertragen mußte, waren in den Jahren, in denen er Cop-Vergehen regelmäßig nach oben zu melden pflegte, die Räder seines Privatwagens mit Zement gefüllt, seine Polizeimütze mit Superpattex auf der Lokusbrille festgeklebt und in einer Seitengasse ein Überfall auf ihn verübt worden, bei dem der ahnungslose Sergeant Jones hinterrücks von einem schlafenden »Penner« bewußtlos geschlagen worden war, der, wie man nach dessen Flucht über einen Zaun hatte feststellen können, zu seinen Lumpenklamotten verdächtigerweise schwarze Schuhe mit Riffelsohlen getragen hatte, wie sie auch bei der Polizei gebräuchlich waren.
    Milo Jones war einer jener Vorgesetzten, die, in Anspielung auf ihr mehr als hervorragendes Verhältnis zu den ganz hohen Tieren, schon immer Namen wie »S.I.S« (Schnauze in der Scheiße) oder »A.I.T.« (Arsch im Trockenen) gehabt hatten. Die Cops entschieden sich im Fall Milo Jones für einen endgültigen Spitznamen, nachdem der Schreckliche Tscheche sich eines Tages im Umkleideraum höllisch darüber aufgeregt hatte, daß für die meisten Streifenwagencops, männliche wie weibliche, seit einiger Zeit ziemlich zwanglose Richtlinien galten, was das Tragen von Polizeimützen betraf. Die Fußstreifencops wie er selber und Cecil Higgins mußten dagegen ihre blöden Deckel nach wie vor bei jedem Wetter aufbehalten, wenn sie ihre Runden drehten. Er sagte, die hohen Tiere wüßten überhaupt nur deshalb, wer Mützen zu tragen hätte und wer nicht, weil sie von gewissen Sergeants durch ihre Schokoladenröhren immer alles zugeflüstert kriegten.
    »Die Eier von richtigen Cops bimmeln beim Gehen, damit man hört, wenn sie kommen«, verkündete der Schreckliche Tscheche. »Aber manche Schichtführer haben bloß deshalb Eier, damit gewisse Herrschaften oben immer was läuten hören.«
    Als Sergeant Milo Jones diese Sprüche hörte, wurde er zwar fuchsteufelswild, aber schon deshalb nicht allzu fuchsteufelswild, weil er dem Schrecklichen Tschechen gerade nur bis zum drittobersten Knopf seines Uniformhemds reichte. Sergeant Jones sagte: »Sie würden sich nicht trauen, dem Captain so was ins Gesicht zu sagen!«
    Worauf der Schreckliche Tscheche antwortete: »Zum Henker, das hab ich doch gerade getan. Is doch allgemein bekannt, daß Sie den Bonzen jeden Tag was einblasen.«
    Das haute hin. Ab sofort hieß Sergeant Milo Jones nur noch Jones, der Bläser. Angeblich nannte ihn sogar seine Frau »Bläser«, wenn sie sauer auf ihn war, und das bekam seinem Zwölffingerdarmgeschwür überhaupt nicht.
    Manchmal allerdings war es sehr nützlich, auf Jones, den Bläser, zurückgreifen zu können, weil die Cops ihn mit falschen Nachrichten füttern konnten, die dann, wie sie wußten, sofort den hohen Tieren hinterbracht wurden. Beispielsweise konnten zwei Cops sotto voce, also verdächtig halblaut im Kaffeeraum miteinander reden, wenn sie wußten, daß Jones, der Bläser, hinter der nächsten Ecke auf der Lauer lag. Sie konnten Sachen behaupten wie: »Ich hab den Schrecklichen Tschechen gerade drüben im Krankenhaus bei der Geilen Mutter gesehen!«, während sie genau wußten, daß der Schreckliche Tscheche sich in Wirklichkeit im Mac Arthur-Park aufhielt und in aller Unschuld ein Pastrami-Sandwich verzehrte.
    Sobald Jones, der Bläser, den Happen einer so fetten Neuigkeit geschluckt hätte, würde er mit seinem Auto förmlich fliegen und sofort zu dem Hospital an der Grenze zwischen der Rampart und der Hollywood Division rasen, wo eine nymphomane Krankenschwester, die unter dem Namen Geile Mutter bekannt war, in der Notaufnahme arbeitete und den Jungs in Uniform gegenüber ihrer Bürgerpflicht insofern nachkam, als sie jedem verletzten Cop, der auf einer Bahre eingeliefert wurde, erst einmal

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