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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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Migräne! Du mußt mit ihr reden, Cecil!«
    »Verdammt, Tscheche, mein Schädel is genauso kaputt. Zieh doch die verdammte Abschirmung so hoch, wie sie's haben will. Ich kann schließlich nicht alles machen.«
    »Okay, okay«, sagte der Schreckliche Tscheche zu der Laser Lady. »Normalerweise müssen wir das Jet Propulsion Laboratory {4} benachrichtigen, wenn wir auf fünfundsechzig Milligramm hochgehen wollen, aber ich mach's jetzt mal. Und nu, fühlen Sie sich besser?«
    »Oh, das ist ja wunderbar, Officer!« schrie die Laser-Lady. »Jetzt werden alle Laserstrahlen abgelenkt. Ganz herzlichen Dank.«
    »Ja, ja«, sagte der Schreckliche Tscheche mürrisch. »Kann ich nu auflegen?«
    »Sie waren äußerst nett, Officer«, sagte die Laser-Lady. »Gott schütze Sie.«
    Nachdem der Schreckliche Tscheche aufgelegt hatte, sagte er: »Ihre Kopfschmerzen sind besser, und meine sind schlimmer. Ich hab das Gefühl, daß die mir die Lasers jetzt in meinen verdammten Kopf schießen.«
    Just in diesem Augenblick schleppte sich Penner-Loomis völlig erschöpft in die Zentrale, und in seinem Gefolge befand sich der kleinste männliche Beamte der Rampart Division. Sunney Kee war halb Chinese, halb Thai. Er war zweiundzwanzig Jahre alt und erst seit vier Jahren in Amerika, konnte jedoch derart gut Englisch sprechen, lesen und schreiben, daß er bei seinem Abschlußexamen auf der Polizeiakademie Klassenbester geworden war.
    Und obgleich Sunney Kee kaum größer war als Dolly, hätte er in dem gefürchteten Hindernisrennen, das alle Polizeianwärter absolvieren mußten, fast einen neuen Akademierekord aufgestellt. Natürlich hatte er einen ausgeprägten Akzent und war ziemlich schwer zu verstehen, wenn er am Funkgerät oder am Telefon war.
    Echt schlimm war es gewesen, als er mit Carlos Delgado im Team gearbeitet hatte, einem jungen Cop aus Ekuador, der bei dem Versuch, die Führerscheinnummer WA 123 über Funk durchzugeben, allen Ernstes buchstabiert hatte: »Biik-tor, Biik-tor, Adam, eins, two, tres.«
    So was machte die Leute in der Funkleitzentrale wahnsinnig, aber in der Ära der Chancengleichheit am Arbeitsplatz, des gleichen Rechts auf Beschäftigung für alle hatte eben jeder sein kleines Kreuz zu tragen.
    »Sunney kann euch was helfen«, sagte Penner-Loomis. »Sein Partner mußte zum Gericht.«
    »Was helfen?« sagte der Schreckliche Tscheche. »Warum kann er den Job nicht einfach übernehmen, damit wir endlich abhauen und ins Revier gehen können?« Er mußte ums Verrecken sofort in Leo's Love Palace und ein Alka-Seltzer und ein paar rohe Eier in Tomatensaft trinken.
    »Sunney hat Schwierigkeiten, sich am Telefon richtig verständlich zu machen«, sagte Penner-Loomis. »Schließlich kann ich nicht den ganzen Tag für ihn übersetzen. Könnt ihr euch überhaupt vorstellen, wie überlastet ich bin, seit sich Sergeant Jones wegen dieser Handgranate halb zu Tode erschrocken hat?«
    »Ach, Quatsch, Sunney zwitschert doch ganz verständlich«, stöhnte Cecil Higgins.
    »Also, ich weiß nicht«, sagte Penner-Loomis, während er sich den grauen Kopf kratzte und unentschlossen den immer freundlichen Sunney Kee betrachtete, dessen Lächeln nie mehr verschwunden war, seit er diesen Job gekriegt hatte, der ihm ein so gutes Durchschnittseinkommen garantierte, daß er in der Lage war, seine Eltern und sechs Schwestern zu unterstützen.
    Der Schreckliche Tscheche sagte: »Was is, wenn ich Ihnen beweise, daß er was wirklich Schweres sagen kann?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Penner-Loomis. »Wie schwer?«
    »Ich hab ne Idee«, sagte der Schreckliche Tscheche. »Was is, wenn ich Sunney beibring, daß er perfekt Magilla Gorilla sagen kann?«
    »Also, okay«, sagte Penner-Loomis, total erschöpft. »Wenn du ihm tatsächlich beibringen kannst, daß er 'n allgemeinverständliches Magilla Gorilla rauskriegt, laß ich ihn Telefondienst machen.«
    »Das ist gar kein Problem, Sunney«, sagte der Schreckliche Tscheche. »Weißt du, als mein Vater damals aus der Tschechoslowakei eingewandert is, hat er wahrscheinlich noch viel komischer geredet als du.«
    Sunney Kee nickte bloß und lächelte liebenswürdig.
    Dreißig Minuten später lächelte Sunney Kee nicht mehr. Der Schreckliche Tscheche, dessen Schweiß zu achtzig Prozent aus Bourbon bestand und in dessen Kopf es ständig krachte wie von den Schrotflinten auf dem Polizeischießstand, starrte wie ein Geisteskranker auf den kleinen Nachwuchscop und sagte: »Nein, nein, nein! Verdammt und zugenäht!

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