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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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Gestalt mit schulterlangem Haar schwebte durch den Qualm und die Düsternis, setzte sich an die Bar und signalisierte Leery wortlos, er möge ihm einen Whiskey bringen. Da wurden sie allesamt ein bißchen ruhiger. Sie fühlten sich von dem Mann irgendwie gestört und wußten nicht, warum. Es war der Rausgeschossene Sittencop.
    Sie setzten ihre Unterhaltung erst wieder fort, als der Rausgeschossene Sittencop den doppelten Hausmarkenwhiskey runterschüttete. Er starrte sein Ebenbild in dem Spinnennetz an, das mal Leerys Barspiegel gewesen war. Der Rausgeschossene Sittencop lächelte seinem zersprungenen Gesicht, das im Neonlicht ganz grün aussah, ununterbrochen zu. Der Rausgeschossene Sittencop winkte und kriegte einen zweiten Whiskey, stürzte auch den runter, legte Geld auf die Theke und stand auf.
    In der ganzen Zeit, seit er zu Leery kam, hatte er nie ein Wort mit jemandem gesprochen, und nun beschloß Dilford ganz impulsiv, ihn zum Reden zu bringen. Dilford sagte: »Sei da lieber vorsichtig. Von Leerys Hausmarkenwhiskey kannste blind werden.«
    Der Rausgeschossene Sittencop lächelte bloß freundlich, und seine Augen sahen aus wie Einschußlöcher, als er antwortete: »Ach, das macht gar nichts. Ich hab genug gesehen. Du nicht?«
    Und dann schwebte er durch die Düsternis und den Qualm davon, auf den vom Smog wie mit einem Leichentuch verhüllten Sunset Boulevard.
    Alles in allem war es eine ziemlich normale Nacht im Haus des Jammers. Die einzige ungewöhnliche Sache passierte, als der Schreckliche Tscheche versuchte, seine abendliche Rechnung mit seiner Kreditkarte zu bezahlen.
    »Du weißt, daß ich keine Kreditkarten mehr annehm«, sagte Leery. »Zuviel Ärger. Cash, basta.«
    »Haste meine Karte nicht immer genommen, solange ich herkomm?« Der Schreckliche Tscheche funkelte ihn wütend an und ließ mit einer dramatischen Gebärde seine Hand so schwer auf die Bar fallen, daß der eingeprägte Name auf der Plastikkarte fast plattgeschlagen wurde.
    Trotz seines Alters hatte Leery immer noch Augen wie ein Geier. Er sah sich die Karte an und sagte: »Also, die Karte hätte ich todsicher nie genommen. Es sei denn, du heißt neuerdings Lester Beemer.«
    »Was redste denn da für 'n Quatsch?« sagte der Schreckliche Tscheche, griff sich die Kreditkarte und versuchte, den Namen zu entziffern. Aber er sah nur noch zwei Kreditkarten, zwei Jane Waynes, zwei Leerys.
    Dann kamen die beiden Mario Villalobos' näher und fragten: »Welcher Name steht da auf der Karte?«
    »Lester Beemer«, sagte Leery. »Am besten rufste gleich mal die Abteilung Glücksspiel und Fälschung an. Der Tscheche versucht hier 'n Trick mit falschen Karten.«
    »Verdammt! Woher hab ich diese Karte?« fragte der Schreckliche Tscheche in Richtung Leery.
    »Ja, zum Henker, woher soll ich das wissen?« nörgelte Leery. »Ich will bloß mein Geld. Ich krieg dreiunddreißig Eier von dir.«
    »Honey, wie komm ich an diese Karte?« fragte der Schreckliche Tscheche die beiden Jane Waynes, die ihn stützten und aufrecht hielten.
    »Keine Ahnung, Tscheche«, antwortete sie, »aber ich miet mir jetzt ne Schubkarre und bring dich nach Hause.«
    »Wie komm ich an diese Kreditkarte, Cecil?« Der Schreckliche Tscheche wandte sich an seinen Partner Cecil Higgins, der lauter schnarchte als Ludwig, mit dem er sich den Poolbillardtisch teilte.
    »Kann ich die Kreditkarte mal bis morgen haben, Tscheche?« fragte Mario Villalobos den Monstercop. »Bis wir beide nüchtern genug sind, um wieder klar denken zu können?«
    »Das is 'n ganz elender Scheißkrimi!« brüllte der Schreckliche Tscheche, als er dem Detective die Karte gab. »Ich hasse Krimis!«

 

    6. KAPITEL
    Der Vampir
    Es war ein Tag, an den man sich weiß Gott noch lange erinnerte. Erstens, weil alle armen Teufel, die in der Nacht zuvor im Haus des Jammers gewesen waren und seitdem mindestens im Unterbewußtsein Todeswünsche hegten, einen Katzenjammer von Weltklasseformat hatten, wie er normalerweise nur dem Schrecklichen Tschechen vorbehalten war. Zweitens, weil sich eine Marathon-Verfolgungsjagd zu Fuß ereignete, die in den Sagen- und Legendenschatz der Polizei einging. Und schließlich, weil ein guter Cop sterben mußte.
    Jeder sah an diesem Morgen ein bißchen bescheuert aus. Der Schreckliche Tscheche war völlig durchgedreht, weil er sich ums Verrecken nicht vorstellen konnte, wo seine Kreditkarte geblieben war und wieso er eine hatte, die einem gewissen Lester Beemer gehörte.
    »Ich hab keinen

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