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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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als auch der kleine Polizist grinsten wie Honigkuchenpferde.
    »Hey, Mario, das is Sunney Kee«, sagte der Schreckliche Tscheche. »N Neuer aus dem letzten Rekrutenlehrgang. Sunney, das is Sergeant Villalobos.«
    Nachdem sie sich gründlich die Hände geschüttelt hatten, sah der Schreckliche Tscheche grinsend wie ein stolzer Papa auf Sunney Kee runter und sagte: »Magilla?«
    »Gorilla!« antwortete Sunney Kee strahlend.
    »Na, wie gefällt dir das, Mario?« sagte der Schreckliche Tscheche. »Er is so helle, wie ein Cop sein sollte.« Dann sagte er zu Sunney Kee: »Gorilla?«
    »Magilla!« antwortete Sunney Kee, der so helle war, wie ein Cop sein sollte.
    »Also, irgendwie hab ich die Pointe von dem Witz nicht so ganz mitgekriegt, glaub ich«, sagte Mario Villalobos.
    »Lesterrrrrr?« sagte der Schreckliche Tscheche zu Sunney Kee.
    »Lesterrrrrr!« antwortete Sunney Kee.
    »Na bitte, Mario!« sagte der Schreckliche Tscheche voller Stolz. »Klar wie Kloßbrühe!«
    »Also, dieser Tag wird ja durch euch gleich viel schöner«, sagte Mario Villalobos, »aber ich glaub, etwas bin ich immer noch hinter dem Mond.«
    »Mir is was wegen der Kreditkarte eingefallen«, sagte der Schreckliche Tscheche. »Ich mein, weil ich mir hier mit diesem Schlitzau… hier mit Sunney so viel Mühe gegeben hab, is mir das koreanische Restaurant gestern wieder eingefallen. Da war dieses blöde Eßstäbchen in meinem Schuh, und weil ich's nich wieder rauskriegen konnte, halt ich am Ende die falsche Kreditkarte.«
    »Eßstäbchen in deinem Schuh«, sagte Mario Villalobos. Er hatte schon seit längerem das Gerücht gehört, der Schreckliche Tscheche sei total von der Rolle.
    »Magilla?« schrie der Schreckliche Tscheche plötzlich so laut, daß Mario Villalobos vor Schreck fast das Herz stehenblieb.
    »Gorilla!« antwortete Sunney Kee, klar wie Kloßbrühe.
    Dann strahlten sich Sunney Kee und der Schreckliche Tscheche an wie eine Herde von Honigkuchenpferden.
    *
    Dilford und Dolly, unerfreulich nüchtern und verkatert, hatten ihre alten Gewohnheiten wieder aufgenommen. Dilford hatte eine ziemlich undeutliche Erinnerung an ihre halbwegs freundschaftliche Nacht im Haus des Jammers, Dolly hatte gar keine Erinnerung. Sie erinnerte sich nicht mal daran, daß sie nach Hause gefahren war, mußte sich allerdings sagen, daß sie es offenbar doch wohl getan hatte, als sie den Wagen in der Garage und die Schlüssel in ihrer Handtasche fand, dort also, wohin sie gehörten. Sie mußte insgeheim zugeben, daß sie nicht mehr ganz so schrecklich darunter litt, Dilfords unerwünschte Partnerin zu sein, und sie vermutete, daß das weniger an der durchzechten Nacht im Haus des Jammers lag als vielmehr an den Boat-People-Erlebnissen. Dolly erkannte allmählich, daß gemeinsam erlebte Greuel durchaus dazu beitragen können, Feindseligkeiten abzubauen.
    Weil Dilford heute den größeren Kater hatte, fuhr sie. Er hockte auf dem Beifahrersitz, den Kopf angelehnt, die Augen geschlossen, den Mund offen, und war in einen unruhigen Halbschlaf gefallen.
    Die Funkrufe waren bis jetzt reine Routine gewesen, und die meisten konnte sie erledigen, ohne Dilford zu stören. Dilford hatte schon genug Polizeierfahrung, trotz des ständigen Lärms aus den Funkempfängern seelenruhig schlafen zu können und nur dann wach zu werden, wenn er die Nummer seines eigenen Wagens hörte.
    Dolly dachte, sie hätte einen Funkruf der Dringlichkeitsstufe eins überhört, als sie sah, daß drei Streifenwagen nebeneinander am Echo-Park standen. Nachdem sie rasch gewendet hatte und in ihrer Nähe aufkreuzte, sah sie, daß Jane Wayne und Runzel-Ronald mit zwei K-9-Cops redeten, von denen einer der geile Hans war. Er grinste und winkte ihr zu. Sie war zu höflich, einfach abzuhauen, und so fuhr sie zu den anderen Schwarzweißen rüber und parkte. Jane Wayne sagte: »Wülste mal was wirklich Tolles sehen, Dolly? Guck dir bloß mal an, wie die mit diesen Hunden arbeiten.«
    »Was is 'n los?« murmelte Dilford, der lediglich ein Auge geöffnet hatte.
    »Schlaf ruhig wieder ein«, sagte Dolly, stieg aus dem Wagen und folgte Jane Wayne über den Rasen bis dahin, wo Hans, der die dunkelblaue Fallschirmspringer-Uniform der K-9-Cops trug und dessen Arm durch eine Polstermanschette geschützt war, gegen Ludwig kämpfte.
    Dolly setzte sich auf den Rasen und sah zu, wie der riesige Rottweiler, der die Zähne fletschte und keuchte, sich in die Manschette verbiß und den mageren Cop schließlich glatt zu Boden

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