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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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bietest du mir dafür, daß ich das Risiko eingeh, meine alten Tage in San Quentin zu verbringen, mit 'nem Arschloch, in dem Platz genug is für 'n ganzes Bobfennen und das Orchester von Lawrence Welk auf einmal?«
    »Du bist der einzige, mit dem ich reden kann, Cecil«, sagte der Schreckliche Tscheche aufgeregt. »Ich spendier dir jeden Abend 'n Drink bei Leery.«
    »Das machste doch sowieso. Sagen wir, zwei Drinks.«
    »Okay, zwei Drinks.«
    »Vielleicht kommste ja noch ganz groß raus«, überlegte Cecil Higgins. »Daß du Babys küssen mußt, und dein Bild ist in allen Zeitungen.«
    »Aber das lohnt sich doch wirklich nicht, Cecil, so 'n Gewese davon zu machen.«
    »Doch, die alte Frau hat gesehen, wie du ihn leergepumpt hast. Ich mein, du hast ausgesehen wie 'n riesiger alter blauer Vampir, aber sie hat in dir nu mal 'n christlichen Helden gesehen.«
    »Daß ich für den Fernsehauftritt ne saubere Uniform krieg, ist ja ne feine Sache«, sagte der Schreckliche Tscheche, der sich für das Ganze allmählich erwärmte.
    »Also, ich glaub langsam, daß du gar nich verrückt bist«, sagte Cecil Higgins. »Langsam glaub ich ja eher, daß ich der Verrückte bin.«
    »Ich wollte, du wärst auch 'n Held«, sagte der Schreckliche Tscheche allen Ernstes. »Verdammt, ich will ja stark hoffen, daß sie diese fixe kleine Blondine von Kanal Zwei rüberschicken!«
    »Wennste mir heut abend die beiden Drinks spendierst, verlang ich von dir, daß du mir das alles mal ganz genau verklickerst«, sagte Cecil Higgins. »Ich will nu endlich mal wissen, was real is und was wirklich real is. Ich glaub, das muß ich jetzt einfach mal kapieren.«

 

    7. KAPITEL
    Die Russen kommen!
    Die »Büros« von Lester Beemer waren nicht gerade das, was Mario Villalobos erwartet hatte. Der Privatdetektiv war zu Lebzeiten sicher keine uneingeschränkte Zierde der Geschäftswelt von Pasadena gewesen. Sein Büro lag am Colorado Boulevard, in der Nähe des Negergettos, der Pfandhäuser und der Second-hand-Läden, eine unschöne Gegend, die im Zuge der Stadtsanierung verzweifelt zu überleben versuchte.
    Die Stadtsanierung war an Lester Beemer glatt vorbeigegangen. Er war ehemals Polizist in Fresno gewesen und hatte sich bereits in Pasadena niedergelassen, als er noch ein junger Mann gewesen war. Zum Zeitpunkt seines Todes am Samstag, dem 1. Mai, war Lester Beemer Sechsundsechzig Jahre alt gewesen. Dreiunddreißig davon war er als amtlich zugelassener Privatdetektiv herumgelaufen, und zumindest vom äußeren Anschein her war er in diesem Job nicht gerade sensationell erfolgreich gewesen.
    Der Hausmeister ließ Mario Villalobos nur zögernd ein. Das Büro war vollständig leergeräumt worden. Es gab leere Metallschränke für Aktenordner. Es gab zwei Schreibtische, Jahrgang 1950, mit häßlichem Eichenfurnier. Es gab eine billige Rosettenuhr mit einer Sonne als Zifferblatt aus derselben Epoche. Es gab einen Hutständer, eine einfache mechanische Schreibmaschine, ein paar grüne Bürostühle aus Metall, und das war auch schon alles.
    Als nächstes fuhr Mario Villalobos zu dem Apartmenthaus, in dem Lester Beemer die letzten neunzehn Jahre seines Lebens gewohnt hatte. In seinem Junggesellenapartment wohnte bereits ein anderer Mieter, aber Lester Beemers Wirtin, eine griesgrämige Hexe mit einer Whiskeystimme, lieferte einen passenden Nachruf: »Er war 'n alter Lustmolch, aber seine Miete hat er immer bezahlt.«
    »Wie meinen Sie das, alter Lustmolch?« fragte Mario Villalobos, froh darüber, daß er auf der Außentreppe des Apartmenthauses stand, in dem es fürchterlich nach Wein roch und das sich fest in der Hand junger Schwarzer und weißer Rentner zu befinden schien.
    »Er stand auf jungen Mädchen«, sagte die Wirtin. »Haben se mal ne Zigarette?«
    Die Zigarette war annähernd halb in ihrem zahnlosen Mund verschwunden, als Mario Villalobos ihr Feuer gab. Sie paffte zwei Züge und sagte: »Geld hat der nie viel gehabt, nicht mal dann, als er gut im Geschäft war. Kam daher, daß er zu viel rumgesoffen und mit jungen Mädchen rumgevögelt hat. Dauernd hat er irgendwelche Huren auf der Bude gehabt. Huren, die er in den Niggerbars in Los Angeles aufgegabelt hat. Hin und wieder hat er ja weiße Mädchen gehabt, denen konnte man schon von weitem ansehen, daß sie Huren waren. Niggerweiber mocht er aber auch.«
    »Schon mal dieses Mädchen hier gesehen?« fragte Mario Villalobos und zeigte der Wirtin ein Polizeifoto von Missy Moonbeam, eins von früher, auf

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