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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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Arbeitsplatzvermittlungsstelle erschienen. Dann, als er am Ende doch mal im Büro des Bewährungshelfers aufkreuzte, hatte er eine Alkoholfahne drei Meilen gegen den Wind gehabt. Eindeutig. Und seine Pupillen waren, da er mit Amphetaminen voll war bis zur Halskrause, übergroß gewesen. Eindeutig. Und noch immer hatten sie seine Haftaussetzung zur Bewährung nicht aufgehoben.
    Albert Grubb hatte einen Intelligenzquotienten von lediglich 90, aber der reichte aus, um stets zu wissen, was gut für ihn war und was nicht. Und er konnte ums Verrecken nicht kapieren, warum sein Bewährungshelfer das nicht wußte. Albert Grubb hatte regelmäßig Urlaub aus dem Knast gekriegt. Er hatte vom Leben draußen die Schnauze voll. Er konnte den Gedanken nicht ertragen, aufzustehen, um wieder zu einer Rücksprache bei der Arbeitsplatzvermittlung zu marschieren, bloß wegen eines schwachsinnigen Jobs, den er von vornherein sowieso nicht haben wollte. Alle Welt erwartete von ihm, daß er Dinge tat, die ihm bloß Ärger einbrachten und ihn sauer machten. Tatsache war, daß Albert Grubb den brennenden, alles verzehrenden Wunsch hatte heimzugehen . Zurück in seine sechs Quadratmeter große Zelle. Zurück zu Eiskrem und Gewichtheben, dahin zurück, wo er, wenn auch verbotenerweise, jedes bartlose Jüngelchen, das auf dem Hof rumlief, vernaschen und sämtlichen Niggern und Schlitzaugen von den anderen Knastgangs die Fresse kaputtschlagen konnte. Zurück zu allem, was ihm echt Spaß machte.
    Das erste von drei Hilfsteams bremste vor dem Haus etwa im selben Moment, in dem sich Albert Grubb in seinen gelbfleckigen Jockeyshorts aus dem Bett erhob. Jane Wayne und Runzel-Ronald stürmten etwa im selben Moment die Treppen rauf, in dem sich Albert Grubb die nächstbeste Hantel schnappte und sie mit einer Hand hochstemmte, dann allerdings beschloß, sie besser nicht als Waffe zu benutzen, weil man ihn sonst möglicherweise erschießen würde.
    Die anderen Teams stiegen etwa im selben Moment aus ihren Streifenwagen, in dem Wilbur Richfield begriff, daß Albert Grubb mit bloßen Händen Eisenbahnschienen zu Zellengittern verbiegen konnte. Ungefähr im selben Moment, in dem Albert Grubb ein irres Hyänengelächter von sich gab und sagte: »Bin richtig froh, daß sie 'n Schlitzauge und 'n Nigger geschickt haben.«
    Wilbur Richfield konnte Albert Grubbs erstem Faustschlag wenigstens noch teilweise ausweichen. Der Schlag traf Wilbur Richfield nur ein bißchen an der Schulter. Er renkte ihm diese Schulter bloß aus.
    Sunney Kee zog seinen Schlagstock und probierte sämtliche Tricks aus, die er als Kind in Bangkok und später in Taiwan in allen Bruce-Lee-Filmen gesehen hatte. Aber er mußte, wie tausend Cops vor ihm, feststellen, daß die ausschließlich bei Bruce Lee funktionieren. Beim echten Kampf Mann gegen Mann weigern sich Leute wie Albert Grubb einfach, in den verschiedenen kampftechnischen Situationen so mitzuspielen wie die Feinde von Bruce Lee auf der Leinwand. Sunney Kee, der klein und schnell und agil war, machte Albert Grubb nur noch wütender, als er da im Schlafzimmer herumflitzte und mit seinem Schlagstock auf ihn einprügelte, während Wilbur Richfield ununterbrochen versuchte, sein für Rechtshänder bestimmtes Pistolenhalfter mit der linken Hand zu erreichen, und dabei vor Schmerz über seinen ausgerenkten Armhebermuskel unaufhörlich herumbrüllte.
    Für Wilbur Richfield gab es inzwischen nicht mehr den allergeringsten Zweifel, daß er Albert Grubb wie einen bösartigen Elefantenbullen abknallen mußte. Aber Wilbur Richfield schaffte es auch mit seiner gesunden Hand nicht, die Waffe zu ziehen, weil ausgerechnet in diesem Moment Sunney Kee mit voller Wucht gegen ihn krachte, nachdem er von Albert Grubb, der allmählich warm wurde, quer durch das Schlafzimmer geschleudert worden war.
    »Knall ihn ab!« schrie Wilbur Richfield dem tapferen kleinen Nachwuchspolizisten zu, der seinen Glauben an Bruce Lee immer noch nicht verloren hatte.
    Sunney Kee hörte nicht auf den Beamten, der ihn ausbilden und zum guten Polizisten machen sollte. Statt dessen stand er auf, stellte sich mit seinem Schlagstock martialisch in Positur und schlug Albert Grubb blitzschnell und mit aller Gewalt auf das Handgelenk, gegen die Schulter und gegen das Knie, bevor das Ungeheuer überhaupt reagieren konnte. Aber leider erzählen einem die Ausbilder an der Polizeiakademie – die, ähnlich wie Bruce Lee, bei ihren Demonstrationen der Selbstverteidigung immer auf die

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