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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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Hause.«
    *
    Inzwischen hatte Mario Villalobos nur noch zwei Homobars, in denen er es noch nicht versucht hatte, auf der Liste. Morgen, sagte er sich, würde er den Schichtführer der Hollywood Station anrufen und ihn fragen, ob irgendeiner aus seiner Nachtschicht einen Bubi namens Dagwood kannte. Er kippte seinen Wodka runter und sagte sich, daß er genug hatte.
    »Hi, Dagmar«, sagte der Barkeeper zu dem kleinen Mann mit der wasserstoffblonden Dauerwelle, der sich auf dem ersten Barhocker niedergelassen hatte. »Hab dich gar nich reinkommen sehen. Was trinkste denn?«
    Dagmar Duffys Herz begann schneller zu schlagen, als er den maskulinen grauhaarigen Typ im Anzug sah, der ihm ein Lächeln des Erkennens schenkte, so breit wie Connie Creampuffs Tutu in der Taille.
    Dagmar Duffy erwiderte das Lächeln und vermochte an sein Glück noch gar nicht zu glauben. Der Typ war scharf auf ihn. Der Typ konnte seine Augen gar nicht mehr von ihm abwenden. Der Typ kam rüber zu ihm, gerade als Dagmar zu dem Barkeeper gesagt hatte: »Ich möcht 'n Scorpion, Waldo. Und steck ne Menge Eisstücke in deinen süßen Shaker.«
    Der Mann in dem Anzug setzte sich neben Dagmar Duffy, der mit den Wimpern flatterte und sich überlegte, ob er nicht ruhig mal schärfer rangehen sollte, um möglichst schnell ans Ziel zu kommen.
    »Ich hab dich die ganze Nacht gesucht, Dagmar«, sagte Mario Villalobos. »Ich mein, eigentlich hab ich immer nach Dagwood gesucht.«
    »Pardon?« sagte Dagmar Duffy und überlegte dabei, ob der Typ in dem Anzug wohl einen hübschen Arsch hätte.
    »Ich würd deine Stimme überall erkennen, Dagmar«, sagte der Mann in dem Anzug.
    »Ich versteh nich«, kreischte Dagmar Duffy glücklich und schüttelte die goldenen Dauerwellen. »Aber is mir auch egal, wenn ich nix versteh!« Das war die Nacht, auf die er gewartet hatte. Dagmar Duffy war so glücklich, daß er am liebsten ununterbrochen gelacht hätte.
    Fünf Minuten später war Dagmar Duffy so unglücklich, daß er am liebsten ununterbrochen geweint hätte. Er ging auf dem Bürgersteig neben Mario Villalobos her und klapperte mit den Zähnen wie die Eiswürfel in Waldos süßem Shaker.
    »Sie verwechseln mich!« jammerte Dagmar Duffy.
    »Ich würd deine Stimme überall erkennen«, sagte Mario Villalobos.
    »O Gott! Wollen Sie mich jetzt verhaften? Ich hab doch gar nix gemacht!«
    »Wir müssen bloß mal miteinander reden, Dagmar«, sagte Mario Villalobos.
    »O Gott!« jammerte Dagmar Duffy. Er legte die Arme um seine nackten Schultern, und auf seinen nackten Oberschenkeln bildete sich eine Gänsehaut.
    Mario Villalobos schaute sich sein braunolivfarbenes Hemdchen und die Khakishorts an und sagte: »Du solltest dich wärmer anziehen, wenn du nachts ausgehst.«
    »Ich frier nicht!« jammerte Dagmar Duffy. »Ich hab Angst! Wo gehen wir eigentlich hin?«
    »Irgendwohin, wo wir in aller Ruhe reden können«, sagte Mario Villalobos. »War's dir lieber, wenn wir in meinem Büro miteinander reden?«
    »O Gott!« Dagmar Duffy fuhr sich mit den Händen nervös durch die Dauerwellen und zupfte verängstigt an dem Amethystknopf, den er im linken Ohr trug. »Bringen Sie mich bloß nich auf ne Polizeiwache!«
    »Wenn du nicht ruhiger wirst, schnappst du gleich bestimmt wieder nach Luft«, sagte Mario Villalobos. »Und nun pack mal aus, was du über Missy Moonbeam weißt.«
    »Können wir nich 'n Eis essen gehen?« fragte Dagmar Duffy. »Mein Magen is völlig durcheinander.«
    »Ich spendier dir wirklich gern 'n Eis«, sagte Mario Villalobos. »Aber das bedeutet hoffentlich nicht, daß wir dann gleich 'n Verhältnis haben.«
    *
    Die Stimmung im Haus des Jammers wurde ziemlich gereizt. Hans und Ludwig kreuzten besoffen auf. Dilford war halb blau, und Dolly war total hinüber. Hans fing an, mit Dolly zu schäkern, aber die war zu voll, um sich noch groß über die mit seiner Singsangstimme vorgetragenen Zweideutigkeiten aufzuregen, die sie normalerweise zum Kotzen fand. Zwei Groupies aus Chinatown waren sofort eifersüchtig, weil Hans anfing, mit Dolly zu flirten. Hans und Dolly hatten schon zweimal getanzt und dabei pausenlos gekichert. Und mit einem Mal wurde Dilford wahnsinnig eifersüchtig auf Dolly und Hans.
    »Guck dir das bloß mal an, wie meine Partnerin mit diesem Wiesel von K-9 tanzt!« sagte Dilford zu Cecil Higgins, der, wie gewöhnlich, auf den Grund seines Glases starrte. »Das also soll Twist sein. Scheiß doch drauf! Sie ist dreiundzwanzig Jahre alt. Was weiß die

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