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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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Show.
    Connie Creampuffs hatte einen roten Puppenmund und Augenwimpern, die fast bis zur Nasenspitze reichten. Beine, Bauch und Rücken waren teilweise behaart. Connie Creampuffs bewegte sich überraschend graziös, und Mario Villalobos mußte seine Schätzung revidieren. Er glaubte, daß Connie Creampuffs mindestens an die vierhundert Pfund wog.
    In dem Moment, in dem Connie Creampuffs der johlenden Menge zeigte, wo das pinkfarbene Bändchen endete, kam Mario Villalobos zu der Erkenntnis, daß die »Show« im Haus des Jammers vergleichsweise doch ziemlich zahm war. Connie Creampuffs ließ das Ballettröckchen fallen, und jeder in der Bar flippte aus. Da sah man plötzlich Lappen und Falten und Rollen von Fleisch, aber da sah man vor allem eine spezielle Masse aus weißem, behaartem Bauchfleisch, die wie ein Lendenschurz über Connie Creampuffs' Schambein fiel. Jedesmal, wenn der Schlagzeuger auf sein Becken haute, hob Connie Creampuffs schwitzend und mit beiden Händen diese spezielle Hautfalte hoch, worauf sich auch sein Penis aufrichtete, der offenbar an dem pinkfarbenen Bändchen festgebunden war. Jener Penis, den Connie Creampuffs sicherlich nie ohne Spiegel sehen konnte und den, weil er so unendlich tief unter den Fleischfalten verborgen war, unter normalen Umständen sicherlich auch kaum jemand anderes sehen konnte.
    Um die Menge in Raserei zu versetzen, brauchte dieser Stripper kein Kostüm, keine Rüschen und keine Pailletten. Dieser Stripper mußte nur seinen Bauch hochheben. Mit beiden Händen, als müsse er einen Lendenschurz mit einem Bleisaum hochheben.
    *
    Die Stimmung im Haus des Jammers war an diesem Abend ziemlich lustlos, was sicherlich teilweise durch die Abwesenheit von Runzel-Ronald erklärt werden konnte, der seine gebrochenen Rippen inzwischen zu Hause auskurierte. Und natürlich vor allem dadurch, daß der lauteste Schreihals der Stadt in Blau nicht anwesend war.
    »Zum Teufel, wo ist der Schreckliche Tscheche?« Cecil Higgins wurde allmählich unruhig.
    »Vielleicht hat er sich ja vorgenommen, die Fernsehstation wirklich in die Luft zu jagen«, sagte Dilford, der gerade seinen dritten Doppelten trank. »Mal ehrlich, Cecil, haste nicht auch den Eindruck, daß er die letzte Zeit noch bekloppter ist als sonst?«
    »Nu ja, er hat so ne Art, daß ich jedesmal überleg, ob ich Geld einstecken soll, wenn ich morgens mit ihm auf Tour geh, damit ich notfalls Kaution für ihn bezahlen kann«, räumte Cecil Higgins ein.
    »Warum willste denn eigentlich immer noch mit dem Wahnsinnigen arbeiten?« erkundigte sich Leery bei Cecil Higgins und schielte zugleich auf die Dollarnoten, die Dilford vor sich aufgestapelt hatte.
    »Vielleicht werd ich's eines Tages bedauern«, sagte Cecil Higgins. »Spätestens dann, wenn ich im Knast in 'ner Zelle sitz und das ganze Handbuch für Astronauten brauch, um mir 'n Arsch abzuputzen. Aber weißte was? Gelangweilt hat der Kerl mich noch nie. Gibt ja nix Schlimmeres, als wenn dich jemand langweilt.«
    »Doch, da gibt's schlimmere Sachen«, sagte Dolly.
    »Verflucht, ihr guckt heute alle miteinander so fröhlich aus der Wäsche wie Björn Borg«, sagte Dilford. »Was ist denn los mit euch?«
    »Der Tscheche ist nicht da«, sagte Jane Wayne. »Mario ist nicht da. Ronald ist verletzt. Und Sunney Kee, oh, Mann, da reden sie davon, daß er wahrscheinlich mehrere Hirnverletzungen hat.«
    »Also, ich glaub, sogar bei Ayatollah Khomeini gibt's mehr zu lachen«, sagte Dilford unglücklich.
    Am Ende der Bar, wo zu späterer Stunde normalerweise Hans und Ludwig ihre Plätze einzunehmen pflegten, saßen heute zwei Rampart-Cops.
    »Hey, Leech«, sagte Dilford zu dem jüngeren. »Stimmt das, daß du das Fernschreiben über diese japanische Touristengruppe losgelassen hast, die von den beiden Niggern ausgeraubt worden ist?«
    »Klar doch«, sagte der junge Cop. »Und Penner-Loomis hat mir angedroht, daß ich zwei freie Tage weniger krieg, bloß weil ich geschrieben hab: ›Die Opfer waren nicht in der Lage, die Verdächtigen zu beschreiben, hatten aber dreihundert Fotos von ihnen gemacht.‹ Das war ne kulturelle Klischeevorstellung, hat Loomis gesagt.«
    »Zwei Tage. Das ist nich mal viel für so 'n schwachsinnigen Witz«, sagte Cecil Higgins. »Das is sogar 'n äußerst niedriges Strafmaß.«
    »Zum Teufel, wo bleibt der Tscheche?« erkundigte sich Jane Wayne. »Wenn er nicht bald kommt, kannste meinen Drink in ne Kotztüte kippen, Leery, und die nehm ich mit nach

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