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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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konnte. Und nun, nachdem sie ziemlich hinüber war, ergriff sie die Partei der weiblichen Cops. Sie warf Hans, dessen Augen mit einem Mal groß und rund und angstvoll wurden, einen feindseligen Blick zu. Er fürchtete das Schlimmste, und es traf ein.
    »Ich weiß zufällig einiges über Orgasmen«, verkündete das Groupie. Es wandte sein dickes Mopsgesicht Hans zu und sagte: »Ich weiß zufällig, daß 'n paar von euren männlichen Cops bumsen wie ihre Hunde!«
    »Ludwig!« brüllte Hans. »Zeit, daß wir gehen! Leery, ich möcht zahlen!«
    Das Groupie kam ganz schön auf Touren und sagte: »Ich weiß es zufällig genau, bei bestimmten männlichen Cops kommt's so schnell, daß ne Frau echt nix davon hat. Die haben da nämlich so 'n kleines E.P.-Problem, wenn ihr kapiert, was ich damit sagen will.«
    »Was heißt das, E.P.-Problem?« fragte Leery. Für ihn war das alles lange, lange her.
    Dann nannte sie die Dinge öffentlich beim Namen: »Manche Kerle sollten zwei Spritzlappen dabei haben, einen für ihren Hund und einen …«
    »DU GROSSMÄULIGE FOTZE!« kreischte Hans.
    »Bildest du dir etwa ein, wir wären verheiratet?« sagte das Groupie entrüstet. »Wenn wir's wären, hättste längst 'n Ejaculatio-praecox-Vertrag unterschreiben müssen. Und sag nie wieder Fotze zu mir, sonst laß ich mich doch eher von 'ner Ratte vögeln, bevor du noch mal was von meiner Möse zu sehen kriegst.«
    Damit wußten es alle. Jane Wayne sah Hans voller Mitleid an. Leery schielte bloß wie gewöhnlich. Cecil Higgins dachte, was soll's eigentlich, lieber schnell spritzen als überhaupt nicht spritzen. Aber Dilford grinste bloß von einem Ohr zum anderen.
    »Also, mal ganz im Ernst!« sagte Dilford. »Mach ruhig weiter, Hans, und klau 'nem anderen die Freundin. Kannst ja mal versuchen, wie glücklich du die dann mit deinem E. P.-Problem machen kannst.«
    »Ich bin deine Partnerin, du Drecksack!« schrie Dolly Dilford an. »Ich bin nicht deine Freundin!«
    *
    Während das Groupie die Katze aus dem Sack ließ und den Hundecop total demütigte, rauchte Mario Villalobos in einer Eisdiele in der Nähe von Farmer's Market, die die ganze Nacht geöffnet hatte, seine dritte Zigarette. Er beobachtete, wie Dagmar Duffy einen Bananasplit verdrückte und sich so zusammenzureißen versuchte, daß er endlich über russische Spione reden konnte.
    »Ich bin ganz verrückt nach heißem Schokoladensirup«, sagte Dagmar Duffy, der vor Aufregung schwitzte.
    Mario Villalobos räusperte sich. »Dann wisch ihn dir mal von der Nase, und dann laß uns endlich vernünftig über Missy Moonbeam reden.«
    »O Gott!« sagte Dagmar Duffy und wischte sich den Sirup ab. »Ich war heute morgen ja drauf und dran, Sie anzurufen, aber dann hab ich die Nerven verloren.«
    »Wieso?«
    Dagmar Duffy erschauerte derart heftig, daß seine blonden Locken zu Berge standen. »Ich hatte Angst, Sie anzurufen, und ich hatte Angst, Sie nicht anzurufen.«
    »Du weißt, wer Missy umgebracht hat. Deswegen?«
    »Ich weiß, was er ist!« sagte Dagmar Duffy.
    »Ach ja, die russischen Spione«, seufzte Mario Villalobos. »Willst du ne Zigarette?«
    »Ich rauch nicht. Das ist ganz schlecht für den Teint. Es macht einen älter.« Dagmar Duffy zupfte nachdenklich an seiner Lockenpracht, als er das sagte.
    »Wie biste eigentlich an Missy geraten?«
    »Okay«, sagte Dagmar Duffy. Er stellte das leere Schüsselchen weg und leckte sich den Sirup von den Lippen, auf denen noch eine Spur von Lippengloss glänzte. »Ich hab sie kennengelernt, weil sie sich ihren Koks von Howard besorgt hat. Das ist mein ältester und bester Freund.«
    »Weiter.«
    »Ja … also, ich möcht Howard keinen Ärger machen. Er hat bloß deshalb mit Dealen angefangen, weil er sich am Tag so ungefähr tausend Linien reingezogen hat. Ich hab ihm gesagt, von den ganzen Linien kriegt er 'n Kopf wie 'n Bahnhof, 'n reinen Kopfbahnhof, aber er wollt ja nicht hören. Ich selber hab nie Drogen genommen. Ich bin jetzt neununddreißig, aber das würd mir doch keiner ansehen, oder? Ich gehör nicht zur Drogengeneration.«
    »Hör bloß auf mit deiner Midlife-Crisis«, sagte Mario Villalobos. »Ich hab von meiner eigenen genug. Komm endlich auf 'n Punkt.«
    »Wir haben uns nach und nach angefreundet, Missy und ich«, sagte Dagmar Duffy. »Ich hatte mit Howard Krach gekriegt wegen seiner Kokserei und so. Missy war ja kein dummes Mädchen. Sie las Bücher und hörte guten Rock'n'Roll. Ich hab sie wirklich gemocht. Manchmal hat sie mich

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