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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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besucht, wenn sie nicht anschaffen war.«
    »Hatte sie 'n Freund?«
    »N Zuhälter? Ich glaub nicht. Kann sein, daß sie manchmal Geld an irgendwelche schwarzen Typen zahlen mußte, damit sie von denen in Ruhe gelassen wurde und so. Sie war 'n einsames Mädchen. Ehrlich, Missy hat mich immer an meine kleine Schwester erinnert.«
    »Erzähl mir mal was über die russischen Spione«, sagte Mario Villalobos.
    »O Gott, vorsichtig!« zischte Dagmar Duffy, als die Kellnerin das Eiskremschüsselchen wegräumte und frischen Kaffee brachte. Als sie wieder weg war, sagte er: »Ich bums ja normalerweise nie für Geld. Die Art Mensch bin ich nicht.«
    »Klar«, seufzte Mario Villalobos.
    »Aber dies eine Mal hatte mir Missy erzählt, sie hätte da 'n speziellen Kunden. N ganz speziellen. Sie hat gesagt, der Freier war unheimlich wichtig, und sie könnt mir von dem, was sie kriegt, hundert Dollar abgeben.«
    »Schön, und was solltet ihr diesem speziellen Freier dafür bieten?«
    »Er wollt mit zwei Leuten bumsen, Mann und Frau. Das war alles, was sie mir gesagt hatte. Normalerweise war das nicht ihre Art, weil sie mir für gewöhnlich alles erzählt hat, wir waren wirklich dicke Freunde. Zuerst hab ich nein gesagt, und da kam sie damit: ›Ich kann dir auch mehr Geld geben.‹ Dann hab ich sie gefragt, warum das denn so wichtig war, und sie hat bloß gesagt, das war nun mal wichtig, und sie hat mich echt angefleht. Am Ende hab ich's dann eben gemacht für die hundert Dollar.«
    »Du und Missy, ihr habt also 'n Doppel gemacht?«
    Dagmar Duffy räusperte sich geniert.
    »Wo? Wann?«
    »Ungefähr Mitte April. An 'nem Samstagabend. Wir waren in 'nem Hotel in der Innenstadt von Los Angeles. Dieser Riesenglaskasten, der von innen aussieht wie 'n Spielautomat. So ne Art Musikbox.«
    »Kenn ich«, nickte Mario Villalobos.
    »Da waren jede Menge Ausländer. Die ganze Lobby voll. Er war auch Ausländer.«
    »Und wer hatte das vermittelt, den Kontakt zu diesem Ausländer?«
    »Weiß ich nicht. Missy hatte irgend 'nen Freund, der das für den Mann arrangiert hat. Sie selber hatte diesen Ausländer auch nicht gekannt, bevor wir ihn dann in der Lobby getroffen haben. Er saß da in der Nähe von diesen gläsernen Fahrstühlen. Missy hat gesagt, er war ungefähr fünfzig und groß und blond und würd 'n blauen Anzug und 'n braunen Hut mit 'ner Feder tragen.
    Sie hat ihn angelächelt, und er hat zurückgelächelt, und ich hab ihn angelächelt, und er hat zurückgelächelt. Er hat uns zu 'nem Drink in der Bar eingeladen, und wir haben uns noch 'n bißchen geziert. Der war unheimlich naiv. Wir haben uns dann geeinigt, daß er jedem von uns zwanzig Dollar zahlt. Der war so hinterm Mond, daß er tatsächlich geglaubt hat, er könnt uns echt beide zusammen für vierzig Dollar abschleppen. Natürlich hat da 'n anderer den Preis gemacht und die echten Kosten bezahlt.«
    »Wie hat er sich vorgestellt?«
    »Mit Edwin. Wir haben bloß ein einziges Glas getrunken und sind dann gleich auf sein Zimmer gegangen und haben die Nummer durchgezogen.«
    »Hat er englisch gesprochen?«
    »Doch, ja, aber mit Akzent.«
    »Aus welchem Land kam er?«
    »Meiner Meinung nach war er Holländer. Er hatte blaue Augen und ne helle Haut. Er war ganz nett, aber ich steh nicht auf so was, solche Nummern für Geld machen. Ich bin keine Hure. Wenn ich den richtigen Job hab, kann ich ne phantastische Haushälterin sein. Wenn Ihnen mal einer übern Weg läuft, der ne männliche Stütze und Putze braucht, müssen Sie mich anrufen.«
    »Ich fühl mich eigentlich sauwohl in meinem Dreck und in meiner ganzen Unordnung«, sagte der Detective. »Hat Missy dir vor dem Treff noch irgendwas an speziellen Instruktionen gegeben?«
    »Nu ja, der Sex war normal. Ich mein, das, was wir machen sollten, war normal, Sie verstehn ja, was ich meine, aber da war außerdem noch ne ganz beschissene Sache. Ich find's jetzt noch beschissen, wenn ich drüber nachdenk. Wir waren mit ihm nicht allein, echt nicht.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich bin nicht blöd. Ich mein, ich bin nicht schlau, aber ich bin nicht blöd. Ich könnt ja immer sehen, was Missy da so alles machte. Die Art, wie sie sich im Bett rumdrehte. Die Art, wie sie ihn dazu brachte, daß er sich rumdrehte, als wir im Bett waren. Die Art, wie sie über manche Dinge geredet und ihn zum Reden gebracht hat.«
    »Und warum hat sie's gemacht?«
    »Wir sind gefilmt worden! Oder mindestens haben wir für Standfotos posiert. Vielleicht haben sie uns

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