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Der demokratische Terrorist

Der demokratische Terrorist

Titel: Der demokratische Terrorist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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keinerlei Illusionen über Mounas Absichten mit den Gefangenen. Er glaubte aber, trotz allem irgendeine Einigung erzielen zu können.
    »Und warum soll ich ausgerechnet dir vertrauen, Carl?« fragte Mouna scharf.
    »Weil ich dir die Rosen geschickt habe, das weißt du sehr gut.«
    »Und auf was für einen Seitenwechsel hast du dich jetzt eingelassen?«
    »Es ist kein Seitenwechsel.«
    Carl bemühte sich, schnell zu denken. Bis jetzt war noch nichts gesagt worden, was er hinterher nicht würde erklären können, wenn auch mit Mühe. Außer Carl und Mouna begriff keiner im Zelt, was es mit diesen rätselhaften Rosen auf sich hatte. Mouna zerschlug aber plötzlich jede Möglichkeit zur Umkehr.
    »Von unseren alten und sentimentalen Kontakten abgesehen, Carl, mußt du verstehen, daß dies für uns von allergrößter Bedeutung ist. Wir haben mit diesem Unternehmen ein unglaubliches Risiko auf uns genommen, nicht wahr?«
    »Ja. Übrigens ein hervorragender Job.«
    »Na gut, dann komme ich gleich zur Sache. Was macht der schwedische Sicherheitsdienst bei dieser deutschen Terroristenbrut?«
    Damit entfiel jeder Grund, weiter Theater zu spielen.
    »Binde mich los, dann werde ich dir draußen alles erzählen. Ich will nicht, daß die hier zuhören«, sagte Carl und blickte noch immer beharrlich zur Erde. Er fühlte sich seltsam beschämt, wie eine Art Verräter. Er vermied es, Barbara und Horst Ludwig Hahn anzusehen.
    Aber Mouna blieb unerbittlich.
    »Es spielt keine Rolle«, sagte sie. »Die werden doch nicht mehr sehr lange leben. Also, worum geht es? Wenn du nicht erzählst, wird es dir genauso ergehen wie denen. Ich kann keine Kompromisse schließen, begreifst du das?«
    »Ja.«
    »Also?«
    »Es ist ein Gemeinschaftsunternehmen. Schwedischer Geheimdienst und westdeutscher Verfassungsschutz. Ich spiele so etwas wie einen flüchtigen schwedischen Terroristen und habe mich sozusagen mit den deutschen ›Genossen‹ zusammengetan.
    Ziel der Aktion ist es, möglichst viele dieser Juwelen an einen Ort zu bringen, um einen großen Schlag gegen sie zu führen. Die RPG’s sind schon unterwegs. Die sollen aber nur eine Art Köder sein, um diese Kameraden alle an einen Ort zu bekommen, damit wir zuschlagen können. Das Problem ist nur, daß die Zentrale noch nicht über diese Waffenlieferung informiert ist. Ich hatte keine Möglichkeit, Kontakt aufzunehmen. Ich muß also lebendig und munter wieder zurückkommen, damit wir das Unternehmen zu Ende bringen können. Sonst kann die Sache ins Auge gehen. So sieht es aus.«
    »Bindet ihn los«, befahl Mouna auf arabisch. Zwei der jungen Leute sprangen auf und befreiten Carl, der sich mit dem Rücken zu den beiden anderen Gefangenen hinstellte und sich die Handgelenke rieb.
    »So ganz einfach ist es trotzdem nicht«, fuhr Mouna fort, die ihre Wanderung im Zelt wieder aufgenommen hatte.
    »Es besteht die Gefahr, daß du lügst, daß du zu ihnen übergelaufen bist. Du bist immerhin mal linker Aktivist gewesen.«
    »Sei nicht kindisch, Mouna.«
    »Was hast du mir vorzuschlagen?«
    »Gib mir einen Vorsprung. In der nächsten Zeit wird auch nicht ein einziger Lastwagen unkontrolliert nach Deutschland und schon gar nicht nach Hannover kommen können. Außerdem wissen diese Typen, daß das Spiel aus ist.«
    Er nickte nach hinten zu den beiden Gefangenen, denen er noch nicht in die Augen geblickt hatte, und fuhr fort: »Wir schlagen gegen eine ihrer Zellen in Hamburg zu und holen uns, was wir da finden. Es werden mindestens fünf Terroristen sein.«
    »Und was sollen wir deiner Meinung nach mit deinen ›Genossen‹ hier tun?«
    »Laßt sie frei. Sie sind relativ unwichtig. Ich brauche nur eine Stunde vor ihnen ein Telefon zu erreichen. Die Waffen werden nie abgefeuert werden, und wir fügen ihrer Organisation einen ziemlich schweren Schlag zu.«
    »Jetzt bist du aber kindisch, Carl.«
    »Was hat es für einen Zweck, ein paar wirrköpfige deutsche Studenten zu ermorden?«
    »Wenn es zutrifft, was du über euer Vorhaben erzählst, dann mußt du nach Hause, die aber nicht.«
    »Ich kann es per Telefon erledigen.«
    »Und es damit auf einen Schlag den Syrern, Abu Nidal und der ganzen Bande verraten?«
    »Du weißt doch, wie das beim Abhören von Telefonen ist. Ich gebe meine Mitteilung auf deutsch durch. Für die Übersetzung und die Weiterbeförderung auf den richtigen Schreibtisch brauchen sie eine Stunde. Und da sitzt jemand, der gerade Tee trinkt und anderes zu tun hat.«
    »Wäre das nicht

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