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Der demokratische Terrorist

Der demokratische Terrorist

Titel: Der demokratische Terrorist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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passiert?« antwortete Loge Hecht konzentriert.
    »Woher zum Teufel wißt ihr, daß ich aus Athen angerufen habe?« wollte Carl wissen. Er war sich völlig sicher, daß er es nicht einmal Maack gesagt hatte.
    »Maschinen«, erwiderte Loge Hecht und zuckte die Achseln.
    »Maschinen, Maschinen. Du weißt, die Dinger, die dafür sorgen, daß Abbuchungen wie geölte Blitze kommen und daß Geld, das man selbst erwartet, erst mit Verspätung eintrifft.
    Brauchst du einen Arzt?«
    »Nein.«
    »Gut. Was ist passiert? Wie ist die Lage? Sollen wir jetzt oder erst später zuschlagen?« Siegfried Maack schaltete ein Tonbandgerät ein und setzte sich mit Notizblock und Bleistift hin. Er und Hecht beobachteten Carl gespannt.
    »Die Lage ist folgende«, sagte Carl und holte tief Luft, bevor er fortfuhr: »Kann ich einen Whisky oder irgendwas anderes Starkes haben? In etwa zehn Stunden kommt ein Fernlaster nach Hannover. Ich weiß nicht, wie er aussieht oder wem er gehört, aber er kommt aus Damaskus. Im Laderaum befinden sich außer Obst ein halbes Dutzend RPG 18 mit mindestens doppelt so vielen Geschossen. Die zweite Terroristenzelle in Hamburg, das Kommando Siegfried Hausner, hat ihre konspirative Wohnung irgendwo in der Peterstraße. Nein, die Hausnummer kenne ich nicht. Diese Leute haben den Auftrag, die Waffen abzuholen.«
    Carl machte eine Pause, um den Whisky entgegenzunehmen, den ihm Siegfried Maack hinhielt.
    »Was ist RPG 18? Was hat diese Lieferung für mögliche Konsequenzen?« fragte Loge Hecht, der alles andere als ein Waffenexperte war.
    »Eine sowjetische panzerbrechende Waffe, mit der man Granaten abfeuert, könnte man sagen. Es ist vermutlich die wirkungsvollste Waffe, die europäische Terroristen je in der Hand gehabt haben. Das heißt, wenn sie es schaffen, sie in Empfang zu nehmen.«
    »Du bist also in Damaskus gewesen?«
    »Ja. Die Abreise aus Hamburg kam so überstürzt, daß ich mich vorher nicht melden konnte. Ihr wißt ja, daß das zu ihren Arbeitsmethoden gehört.«
    »Und was ist dort unten passiert?«
    Carl berichtete kurz vom Ablauf des Waffenkaufs und erklärte, die RPG sollten seines Wissens gegen die amerikanische Botschaft in Stockholm eingesetzt werden: »Wenn diese Annahme zutrifft - und nichts spricht dagegen -, werden die Terroristen für die Vorbereitung der Aktion mindestens einen weiteren Monat brauchen. Problematisch ist allerdings, daß Waffen dieser Art gegen alle möglichen Ziele eingesetzt werden können. Ein einziges politisches Gespräch irgendwo in einer verqualmten Wohnung, und sie entscheiden sich für ein anderes Ziel. Dann stehen wir dumm da. Ich halte das für ein entsetzlich ernstes Problem. Und was die beiden Terroristen des Kommandos Siegfried Hausner betrifft, die mit mir in Damaskus waren«
    - er warf Siegfried Maack einen schnellen Blick zu, als ihm zum erstenmal der beiden gemeinsame Vorname auffiel -, »sie hießen Barbara und Horst Ludwig Hahn. Aber sie sind jetzt tot.«
    »Wie kam es dazu?« warf Loge Hecht schnell ein, als er bemerkte, daß Carl zum nächsten Thema kommen wollte. Er schwieg auch eine Weile, bevor er antwortete.
    »Wir wurden vom palästinensischen Nachrichtendienst abgefangen, vom Jihaz ar-Rased, der Arafat unterstellt ist. Arafat ist nicht der operative Chef, trifft aber selbst die großen Entscheidungen. Weil die PLO gute und berechtigte Gründe hat, zu verhindern, daß dieser Abu Nidal irgendwelche Teufeleien anstellt - ein schleimiger Typ übrigens -, verschleppten sie uns in ein Lager an der Grenze zum Libanon, nachdem sie uns geschnappt hatten. Das war übrigens eine phantastisch elegante Entführung, das muß ich zugeben. Die PLO wollte versuchen, das Ganze zu stoppen.«
    »Die Palästinenser?«
    »Ja. Abu Nidal und Syrien sind Todfeinde der PLO. Gerade deshalb war ihre Aktion auf syrischem Territorium ganz fabelhaft durchgeführt.«
    »Ja, und weiter? Was haben sie mit euch gemacht? Sie haben euch offenbar verhört?«
    »Ich kenne ihren operativen Chef von einer früheren Gelegenheit her, einer Aktion im vergangenen Jahr, die wir, der schwedische Sicherheitsdienst also, unter anderem mit ihrer Hilfe durchführten…«
    »Arbeitet ihr mit der PLO zusammen?«
    »Ja, in diesem Fall haben wir es getan. Was sich auch als sehr hilfreich erwiesen hat. Weil ich sie also kannte…«
    »Ist der Chef eine Frau?«
    »Ja. Aber das spielt jetzt keine Rolle. Ich habe sie jedenfalls ins Bild gesetzt.«
    »Du hast der PLO von unserem Unternehmen

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