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Der demokratische Terrorist

Der demokratische Terrorist

Titel: Der demokratische Terrorist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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sieben Meter langen Schaltertresen, an dem fünf junge Frauen arbeiteten. Ganz links befand sich die Kasse, ein kleiner Käfig aus gepanzertem Glas, in dem ein Mann eingeschlossen war. Aus diesem Grund waren die Mädchen ungeschützt, denn das gesamte Geld befand sich praktischerweise in dem gepanzerten Glaskäfig. Es war wenig wahrscheinlich, daß der Kassierer, wie erschreckt er auch sein mochte, seinen Käfig freiwillig öffnen würde. In der Kasse befanden sich auch die Alarmknöpfe und die Videokameras. Die Überwachungskameras liefen, und der Kassierer starrte Carl mit aufgerissenen Augen an. Bis jetzt war alles nach Wunsch gegangen.
    Es befanden sich rund fünfzehn Kunden in der Bank. Carl richtete den Revolver jetzt auf die, die sich noch nicht ganz hinten im Kassenraum zusammengedrängt hatten und gab ihnen ein Zeichen, sie sollten sich zu den anderen begeben. Sie kamen der Aufforderung blitzschnell und diszipliniert nach.
    Niemand machte Anstalten, ihn anzugreifen oder sich zu bewegen. Ausgezeichnet. Bis jetzt waren weniger als zwanzig Sekunden vergangen, und Carl hatte es geschafft, die Situation unter Kontrolle zu bekommen. Die Leute bewahrten Ruhe. Jetzt bewegte sich Carl zum erstenmal, seit er die Bank betreten und sich vor den Überwachungskameras aufgebaut hatte. Er ging ohne sonderliche Eile zum Schalter neben dem Käfig des Kassierers und schwang sich auf die andere Seite. Vor dem Käfig mit dem kräftigen Sicherheitsschloß auf dem gepanzerten Glas zog er seine abgesägte Schrotflinte aus der Tasche und richtete sie auf das Schloß. Dann gab er dem Kassierer mit dem Kopf ein Zeichen. Der betrachtete ihn verängstigt aus weniger als einem Meter Entfernung. Carl gab dem Kassierer erneut ein Zeichen, so weit wie möglich zur Seite zu treten. Als er der Aufforderung gefolgt war, drückte Carl beide Abzüge ab, so daß die beiden Schrotpatronen mit vereinten Kräften sowohl das gepanzerte Glas wie das Schloß zertrümmerten. Glassplitter und Korditrauch hüllten den Kassierer in eine Nebelwolke. Die Tür ließ sich ohne Schwierigkeiten öffnen.
    Carl sah sich zunächst um und behielt alle Anwesenden im Auge. Sie wirkten wie versteinert. Alle schauten zu ihm hin, aber niemand rührte sich. Also immer noch alles ganz nach Wunsch.
    Carl reichte dem Kassierer die weiße Kunststofftasche hinüber und gab ihm zu verstehen, er solle das Geld hineinstopfen. Der Kassierer gehorchte blitzschnell und begann, ganze Geldscheinbündel hineinzuschaufeln, methodisch von links nach rechts und in rasender Geschwindigkeit, als wollte er die Situation lieber möglichst schnell hinter sich bringen, als den Alarm und die Zeit gegen den Bankräuber arbeiten zu lassen.
    Als Carl die vollgestopfte Tasche wieder an sich reißen konnte, waren weniger als anderthalb Minuten vergangen. Er steckte die Schrotflinte in die Tasche und zog den Reißverschluß zur Hälfte zu, während er weiter die Kunden im Auge behielt. Keiner hatte seine Körperhaltung spürbar verändert. Alle starrten ihn immer noch wie versteinert an. Ihr Verhalten war vorbildlich.
    Carl schwang sich schnell über den Tresen und ging mit schnellen Schritten zum Ausgang, wo er sich noch einmal umdrehte und den Revolver auf die Menschen richtete, die rechts von ihm standen.
    »STEHENBLEIBEN, NICHT VERFOLGEN, ICH SCHIESSE!« schrie er und zog dann schnell die Tür zum Vorraum auf.
    Der war leer. Bis jetzt hatte er mehr Glück als Verstand gehabt.
    Er schloß die Tür zum Kassenraum, zog die Wollmütze vom Kopf, strich sich das Haar zurecht, stopfte den Revolver in die Tasche, öffnete die Außentür und ging schnell auf seinen 150 Meter entfernt stehenden Wagen zu.
    Als er etwa zwei Drittel der Strecke zurückgelegt hatte, hörte er hinter sich Geschrei und Lärm. Er rannte das letzte Stück.
    Seinen selbstgemachten Dietrich hielt er schon in der Hand. Inzwischen war es so dunkel geworden, daß kein Mensch sein Gesicht hinter den getönten Scheiben würde erkennen können.
    Der Wagen sprang sofort an. Carl sah, daß jemand auf das Auto zurannte, aber er gab sich trotzdem größte Mühe, so ruhig wie möglich zu fahren, als er jetzt auf die an dieser Stelle gewundene und schmale Kieler Straße einbog. Er fuhr langsam davon und sah im Rückspiegel, daß sein Verfolger aufgab, stehenblieb und sich sichtlich bemühte, das Nummernschild zu erkennen.
    Nach rund 500 Metern kam die erste und einzige Verkehrsampel auf seinem Fluchtweg. Sie war natürlich auf Rot geschaltet.

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