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Der demokratische Terrorist

Der demokratische Terrorist

Titel: Der demokratische Terrorist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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günstig«, erklärte er, »denn wir haben aus mehreren Richtungen freies Schußfeld, und hinterher stehen mehrere Fluchtwege offen. Sowohl die amerikanische wie die westdeutsche Botschaft sind so gesehen hervorragende Zielscheiben. Nun zu den Mitteln. Wir verwenden RCL oder RPG. Die sind nicht schwerer zu bedienen als normale Gewehre, sind nur etwas sperriger, was den Transport erschwert, aber das Problem ist leicht zu lösen. Ein paar Kombiwagen genügen. Und die Wirkung? Mit einer Aktion, die weniger als zwei Minuten dauert, pustet man garantiert das gesamte oberste Stockwerk der Botschaft weg. Die Überlebenschancen der Leute, die sich dort aufhalten, muß man als äußerst gering bezeichnen. Auf diese Weise könntet ihr zwanzig Mann bekommen, alles garantiert Leute der CIA. Das ganze ist geradezu lächerlich einfach, wenn man sich nur die richtigen Waffen beschafft. Es ist so, als würde man schwimmende Enten abknallen. Man braucht nicht näher als drei bis vierhundert Meter an die Botschaft heranzukommen.
    Und ihr könnt euch vielleicht vorstellen, was für ein Chaos es hinterher gibt. Sie werden erst dann auf uns Jagd machen können, wenn es schon zu spät ist. Granatwerfer wären natürlich auch denkbar. Wenn man Amateure wie euch dabei hat, ist es technisch ein bißchen schwieriger, aber nicht unmöglich. Beim Einsatz von Granatwerfern kommt der Angriff von oben und von der Seite zugleich. Das ist so gut wie idiotensicher. Auf so kurze Entfernung braucht man höchstens zwei Versuche, um sich einzuschießen, und dann bringt man schnell fünf oder sechs Granaten unter. Der gesamte obere Teil des Gebäudes fliegt in die Luft…«
    Carl ließ sich von der Vorstellung faszinieren. Er brauchte sich nicht zu verstellen, sondern redete sich richtig in Feuer, als er davon phantasierte, wie man den Amerikanern ein paar ordentliche Niederlagen beibringen könne: »Alle anderen terroristischen Aktionen haben ja nur dazu geführt, daß Figuren wie Reagan auf ihren Rednertribünen den starken Mann spielen und versprechen können, sie würden sich rächen. Nur so ist es möglich gewesen, daß diese Leute scheinheilig die Trauer der Angehörigen teilen und die unglaubliche Feigheit der Terroristen verurteilen können. Es wäre doch besser, sie gedemütigt, von einer Niederlage gequält zu sehen, durch Fragen von Journalisten bedrängt, wie so etwas möglich sei. Man könnte zu einem bestimmten Anlaß sogar drei Botschaften auf einen Schlag erledigen. Dazu sind nur etwa fünfzehn einigermaßen ausgebildete Genossen nötig. Dann sind drei Botschaften als Ziele denkbar, einmal die in Stockholm, die ja nachweislich so gut liegt, daß ein Fehlschlag so gut wie unmöglich ist, und dann noch zwei andere irgendwo in Europa. Welche am geeignetsten sind, läßt sich durch Erkundungen vor Ort leicht feststellen. In Oslo zum Beispiel liegt die amerikanische Botschaft direkt an einem Park.
    Nach einer solchen Aktion würde die Überwachung natürlich in der ganzen Welt umgestellt werden, so daß eine Wiederholung unmöglich ist. Danach dürfte aber jede amerikanische Botschaft wie ein Kriegsschauplatz aussehen, was eine hervorragende Methode wäre, den amerikanischen Imperialismus nicht mit einem breiten Lächeln zu zeigen, sondern mit Stacheldraht, Sandsäcken, Videokameras und allgegenwärtigen Kontrollen.
    Und während sie noch damit beschäftigt sind, ihre Botschaften zu Festungen umzubauen, erfolgt der Angriff auf die Bomber.
    Wenn man ein solches Unternehmen gut vorbereitet, bekommt man mindestens zwei Maschinen vom Himmel. Manchmal machen sie Übungsflüge mit Bomben an Bord. Wenn sie dann abstürzen, wird die Ladung explodieren. Es dürfte mehr als eine Woche dauern, bevor sie herausgefunden haben, wie es zugegangen ist. Vielleicht haben ein paar Zeugen sehen können, daß eine kleine Rakete kurz vor der Explosion in eins der Triebwerke einschlug, aber bevor sie herausfinden, was für eine Rakete das gewesen ist, würde sicher eine Woche vergehen.
    Möglicherweise gibt es Probleme, wenn man in Europa ein paar Stinger stiehlt. Dann würde der Feind schon ahnen, worum es geht. Die größte Katastrophe wäre ein Anschlag auf den Air Force-Stützpunkt in Frankfurt und die Flugplätze der F-111- Maschinen in England. Wenn es aber gelingt, irgendwo im Nahen Osten sowjetische Waffen zu beschaffen? Das ist zwar etwas komplizierter, als in Europa Waffen zu klauen, aber wenn es gelingt, werden die Angriffe völlig überraschend kommen.

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