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Der demokratische Terrorist

Der demokratische Terrorist

Titel: Der demokratische Terrorist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Mark, ein Brief sowie ein Revolver mit drei Schuß im Magazin.
    Hamiltons Mitteilung war kurz und lakonisch. Das Geld mache exakt die Hälfte des erbeuteten Geldes aus, nämlich seinen, Hamiltons, Anteil. Fünf Terroristen (es folgten die Namen) befänden sich in einer Wohnung im zweiundzwanzigsten Stock des Hauses Breite Straße 159 Die Hamburger Terroristen bestünden aus zwei Kommandos. Das eine sei unter der genannten Adresse zu finden, wo sich auch er, Hamilton, im Augenblick aufhalte, das zweite habe eine noch unbekannte Adresse und bestehe aus einer unbekannten Zahl von Mitgliedern. Ferner hieß es: »Falls das Unternehmen weitergeht, besteht Aussicht, das zweite Kommando zu orten. Zu ihm gehören eine oder mehrere Personen mit militärischen Aufgaben und bestimmten internationalen Kontakten, vermutlich zu Organisationen sowohl im Nahen Osten wie in Frankreich und Belgien. Eine größere Aktion, die eine lange Planung erfordert, wird gegenwärtig diskutiert. Falls es zu Vorbereitungen eines solchen Unternehmens kommt, können erheblich mehr Personen gefaßt werden als nur die fünf, die uns jetzt schon zur Verfügung stehen. Falls es aber zu diesem Unternehmen kommt, besteht die Gefahr, daß ein weiterer Banküberfall verübt wird.
    Es war notwendig, den Wachmann mit Gewalt zu entwaffnen, um eine Katastrophe zu verhindern. Die Waffe liegt bei. Ich erwarte eventuelle Gegenvorschläge innerhalb von vierundzwanzig Stunden. Für den Fall, daß es in der Breiten Straße zu einem Einsatz kommt, erwarte ich aus Sicherheitsgründen, rechtzeitig über den Zeitpunkt informiert zu werden.«
    Es war wie beim Roulette: Entweder Rot oder Schwarz. Fünf Terroristen waren bisher gewonnen. Wenn man den Einsatz stehenließ, konnte der Gewinn verdoppelt werden oder verlorengehen.
    Loge Hecht war selbst erstaunt, mit welcher Leichtigkeit er und Siegfried Maack den Entschluß faßten.
    Fünf Terroristen auf einen Schlag - das wäre unleugbar ein bedeutender Erfolg. Die RAF würde sich jedoch allmählich davon erholen und wie bisher alle Verluste ersetzen. Wenn man diese beiden Kommandos aber mit einem Schlag unschädlich machen konnte, wären die Verluste der RAF so groß, daß tatsächlich Aussicht bestand, eine nachhaltige Regeneration der Terrororganisation auf lange Zeit zu verhindern. Alle bisherigen Erfahrungen mit Einsätzen gegen konspirative Wohnungen deuteten darauf hin, daß eine so umfassende Festnahme von Straftätern in ihren Nestern zur Auffindung sicherer Spuren führen würde, die weitere Festnahmen nach sich ziehen würden.
    Die Frage von Hamiltons persönlicher Sicherheit gab gleichfalls nicht zu schwierigen Überlegungen Anlaß. Er war selbst für sich verantwortlich. Nur er selbst konnte Fehler begehen, die zu seiner Entlarvung führten, und dem Verfassungsschutz wäre das nicht anzulasten. Hamilton war kein Zivilist, auch kein mehr oder weniger erpreßter linker Student wie frühere Infiltranten.
    Er war Sicherheitsbeamter im Dienst - zwar nicht formal nach Recht und Gesetz, aber moralisch gesehen.
    Die Entscheidung war also leicht zu treffen: Man würde einen großen Einsatz wagen, um zum ersten Mal einen wirklich nachhaltigen Schlag gegen den Terrorismus führen zu können.
    Das Unternehmen sollte weitergehen. Die Polizei würde die Anschrift der Terroristen nicht erhalten, was Hamilton mitgeteilt werden würde. Im gegenwärtigen Stadium würde es keine weiteren Fahndungsmaßnahmen geben als das Abhören von Telefonen.
    Der Form halber würde man möglicherweise bestimmte Grenzen ziehen müssen, beispielsweise einen Zeitraum von drei Wochen, und Hamilton nur einen Bankraub erlauben. Eventuell zwei, da Hamiltons Anwesenheit in der Szene offenbar ein recht beruhigender Sicherheitsfaktor war. Es war kaum wahrscheinlich, daß die Räuber noch einmal Pech mit unerwarteten Komplikationen haben würden. Die Provision Hamiltons und damit des Staates war überdies erstaunlich gut, was künftige Fragen nach Schadensersatzansprüchen erleichterte.
    »Um noch einmal auf das Geld zu kommen«, sagte Siegfried Maack. »Da gibt es etwas, was ich nicht verstehe. Ich meine, wie erklärt er, daß er sein Geld so schnell ausgibt?«
    »Die Erklärung dürfte das Schweizer Konto sein. Du weißt, dieses Konto, das wir nur mit soviel Mühe einrichten konnten.
    Er dürfte wohl sagen, daß er seine Beute in der Schweiz anlegt, um wenigstens das Geld sicher zu haben, falls er geschnappt wird«, sagte Loge Hecht lächelnd.
    »Schon

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